Staatl. Prüfung für Übersetzer ... und dann? Kleiner Bericht

Englisch, Französisch...
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markusob
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Registriert: 18.02.06 14:20

Da vor allem bei Fernstudiengängen immer wieder die Frage nach der Akzeptanz und den Perspektiven gestellt wird, möchte ich meine (ersten) Erfahrungen den Studierenden an der AKAD Fern-Fachhochschule mitteilen. Ich habe letztes Jahr im Oktober meine staatliche Prüfung für Übersetzer in der Sprache Englisch in Karlsruhe erfolgreich bestanden. Ich bin derzeit aber noch an einer anderen Hochschule als Student eingeschrieben. Da das Studienende immer näher rückt, stelle ich mir gerade eine Liste mit Unternehmen zusammen, die für einen Berufseinstieg in meinem Fall besonders interessant sind. Dabei habe ich mich auch schon für Praktika beworben und bei einem Unternehmen einen Praktikantenvertrag unterschrieben. Dies ermöglichte mir, einen Eindruck davon zu bekommen, wie Unternehmen auf den Abschluss reagieren.

Ich war zuerst in einem Vorstellungsgespräch mit einer mittelständischen Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, denn diese reagieren aufgrund ihrer überschaubaren Größe recht schnell auf Bewerbungen. Dort wurde die Tatsache, dass ich schon vor dem Studienende einen berufsqualifizierenden Abschluss erworben habe, positiv bewertet. Allerdings wurde mir auch gesagt, dass sie den „staatlich geprüften Übersetzer“ nicht so richtig einordnen könnten. Die Gesellschaft hat aber auch keine Mandanten, die besonders häufig international tätig sind. Deshalb gehört das Unternehmen nicht zu der eigentlichen Zielgruppe, bei der sich Absolventen mit diesem Abschluss normalerweise bewerben.

Deutlich später reagierte eine international tätige Big 4 Wirtschaftsprüfungsgesellschaft auf meine Bewerbung. „Big 4“ bedeutet, dass das Unternehmen zu den weltweit größten vier seiner Branche gehört. Da ich zu dem Zeitpunkt aber schon der anderen Gesellschaft zugesagt hatte (das Angebot der ersten Gesellschaft war inhaltlich einfach zu vernünftig, um es auszuschlagen) und man mich gleich fragte, ob ich denn schon einen Praktikumsplatz habe, war das Gespräch schnell wieder beendet. Da ich damals noch wenig Erfahrung mit Bewerbungen hatte und meine Munition nicht gleich komplett verschießen wollte, hatte ich mich nur bei den beiden genannten Unternehmen beworben. Weil ich einer Gesellschaft zugesagt und der anderen abgesagt hatte, ging ich davon aus, dass ich nichts mehr in Richtung Praktikum hören werde.

So war es dann aber nicht. Vermutlich befand sich meine Bewerbung bei Big 4 noch in der Datenbank. Denn viele Wochen später meldete sich ein Leiter der internationalen Steuerabteilung bei mir. Man muss wissen, dass die ganz großen Gesellschaften für fast alles eine Spezialabteilung haben. Es handelte sich genauer um die Abteilung indirekte Steuern => Umsatzsteuer. In dieser Abteilung wird die Entwicklung des Umsatzsteuerrechts beobachtet und neue Rechtsgutachten, Fachartikel und Gerichtsurteile in Form eigener Berichte verarbeitet. Die Berichte werden in englischer Sprache verfasst. Der Leiter bot mir ein Praktikum in seiner Abteilung an. Da musste ich sofort an einen Kommilitonen denken, der mich letztes Jahr im Oktober damit ärgerte, dass ich, da ich ja jetzt Übersetzer sei, wenn ich mich bei Big 4 bewerbe, in eine Rechtsabteilung gesteckt werden würde und den ganzen Tag Verträge übersetzen müsste. Wie wahr, wie wahr :wink: Ich habe dann auch das zweite Angebot von Big 4 abgelehnt, weil ich es wichtig finde, dass ich in meinem Praktikum das Kerngeschäft einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft kennenlerne. Spezialisieren kann man sich später immer noch. Ich finde es aber interessant, dass sie mich in der Datenbank gefunden haben und sich bei mir gemeldet haben.

Lange Rede, kurzer Sinn: Das Modell von AKAD für die Übersetzerausbildung muss konkurrenzfähig sein, wenn man selbst bei einer Big 4 Gesellschaft in so einer Abteilung eine Chance bekommt. Zieht es durch!
bittext
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Hallo Markus,

danke für deinen Erfahrungsbericht. Letztlich hast du ja die Prüfung in Karlsruhe erfolgreich abgelegt und ich denke, dass die Unternehmen in dem Fall auf diese Qualifikation geschielt haben und weniger darauf, dass du dich mithilfe von AKAD auf die Prüfung vorbereitet hast. Insofern hast du ja einen anerkannten Abschluss erreicht und das ist vermutlich wichtiger, als die Frage, wie du dazu gekommen bist.

Ansonsten würde es mich eher mal interessieren, wie die Wirtschaft auf die akademischen AKAD-Sprachen- bzw. Übersetzerabschlüsse reagiert. Ich glaube, da gibt es im Moment nicht sehr viele Rückmeldungen, außer einige, die schon ein paar Jahre alt und nicht sonderlich schmeichelhaft ausgefallen sind.
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