Das hier wird ein längerer Post – ich weiß gar nicht, ob es ein Wortlimit gibt???
Der Tag der mündlichen Prüfung liegt nun endlich hinter mir.


Zur AKAD und deren Vorbereitung will ich gar nicht viel sagen. Trotz der guten Idee, die hinter dem Lehrgang steht und so vielen die Möglichkeit eröffnet, sich auf die staatliche Übersetzerprüfung vorzubereiten (und zugelassen zu werden!!), fehlt es an der notwendigen guten Organisation und vor allem an ordentlicher Betreuung. Kaum Feedback, selbst bei Einsendeaufgaben, und lange Wartezeiten auf Antworten lassen den Studierenden oft im Regen stehen.
Für Saarbrücken als Prüfungsort habe ich mich nur aus Zeitgründen entschieden. In Saarbrücken findet die staatliche Prüfung zwar auch nur, wie in Karlsruhe, einmal im Jahr statt, aber die schriftlichen Prüfungen sind meist im Februar, die mündlichen dann Ende Mai/ Anfang Juni. Die schriftlichen Prüfungen unterscheiden sich, soweit ich das aus den anderen Threads hier entnehmen kann, nicht viel von den Klausuren in Karlsruhe. Ein Unterschied besteht eventuell bei der Aufsatzklausur – da bekommt man in Saarbrücken ca. 6 Wochen vor den Klausuren eine „Themenbereichseingrenzung“. Damit kann man sich dann gezielt vorbereiten. Dieses Jahr waren die eingegrenzten Themen:
Irische Revolution
House of Lords Abolish or Reform
How does the migrant crisis affect the economy?
Die Texte für die Übersetzungen waren:
Wirtschaftstext En-DE
http://www.theguardian.com/global-devel ... th-farmers
Wirtschaftstext De-En
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-139787738.html
Allgemeinsprachlicher Text En-De
http://www.theguardian.com/politics/201 ... t-careless
Den letzten Text (allgemeinsprachlicher Text De-En) habe ich leider nirgends online gefunden (es soll ein Text aus der Süddeutschen Zeitung vom Oktober 2015 gewesen sein über Jeremy Corbyn und eine Rede, die er in Brighton vor Gewerkschaftsdelegierten gehalten hat).
Die Atmosphäre war in Saarbrücken sehr angenehm. Es waren nur wenige Prüflinge anwesend (ca. 20), und alles bunt gemischt, von Prüflingen für Englisch, Französisch, Spanisch und Russisch. Frau Müller, die für die Prüfungsorganisation zuständig ist, ist freundlich und mit einem Lächeln nimmt sie einem schon mal die große Nervosität.
Dann kam natürlich das große Warten auf die Noten. Es kam dann nach ca. 6 Wochen eine mail mit „herzlichen Glückwunsch, sie haben die schriftlichen Prüfungen bestanden. Die Noten und der Termin für die mündliche Prüfung werden Ihnen in den nächsten 2 Wochen zugesandt.“ Meine Noten waren ok, nicht gerade Überflieger, aber gut genug. Ich habe später die Klausuren eingesehen und es wurde schon sehr streng bewertet, manches konnte ich nachvollziehen, manches nicht, aber so wird es bei Prüfungen wohl immer sein.
Die mündliche Prüfung war dann nochmal eine Herausforderung. Ich hatte kurz vorher noch das EDS01 Seminar bei Frau Frey und ja, es hat einen schon etwas beruhigt, aber Frau Frey „benotet“ dann doch schon eher freundlich – das unterschied sich stark von dem, wie ich die Benotung erlebt habe.
Wir waren insgesamt drei Prüflinge. Die Prüfung war unterteilt in 3 Teile, zunächst Landeskunde (20 min, Deutsche LK und dann UK/USA LK), dann Übersetzung DE-EN (25 min), dann Übersetzung EN-DE und Hilfsmittelkunde (40min). Ich war von den Prüflingen immer als erste dran.
Der erste Teil war für mich – zu meiner großen Überraschung – der einfachste Teil. Die Prüfer, Herr Mergen und Herr Bailey, waren beide sehr nett, auch wenn Herr Bailey erst noch ein bisschen Zeit brauchte zum „Auftauen“ (er war dann bei seiner letzten Prüfung, Übersetzen DE-EN, doch schon sichtlich heiterer). Zunächst kam deutsche LK dran. Mir wurde eine Cartoonzeichnung (aus dem Focus?) gezeigt, die in meinem Falle mit der AfD zusammenhing. Ich wurde gebeten, mich zu dem Cartoon zu äußern (ich habe die Anfänge der AfD genannt und dann deren erstarken zu einer Partei am rechten Rand). Dann ging es weiter über die Parteienlandschaft in Deutschland (Was gibt es für Parteien?). Dann bekam ich noch einen Artikel aus dem Focus gezeigt mit der Überschrift „Braucht Deutschland noch Volksparteien?“ (oder so ähnlich) und sollte dann sagen, was Volksparteien sind, welche es in Deutschland gibt (CDU und SPD) und wie ich deren Entwicklung in den nächsten Jahre sehe (also, gibt es noch Volksparteien in 10 Jahren usw). Dann war der deutsche Teil bereits um. Herr Bailey fragte dann in Englisch weiter, schloss sich dem Thema von Herr Mergen zunächst an und fragte nach UkiP. Da wurde dann über deren Erstarken gesprochen, es gab noch eine Frage nach dem Wahlsystem in UK. Das Referendum im Juni über den Verbleib der Briten in der EU wurde nur sehr kurz angesprochen. Dann fragte er nach einem weiteren historischen Ereignis in diesem Jahr und auch wenn ich es vielleicht nicht historisch nennen würde, so beantwortete ich diese Frage mit dem 90. Geburtstag der Queen offensichtlich richtig. Es wurde keine einzige Frage zur USA gestellt.
Bei den anderen Prüflingen gab es dann andere Cartoons bzw Themen, welche das genau waren, kann ich leider nicht sagen.
Beim zweiten Teil, der von Herrn Bailey und einer Frau Locke geführt wurde, bekam ich einen Text vorgelegt über Zuwanderer und deren Einfluß auf die Wirtschaft. Der Text war sehr negativ gegenüber Flüchtlingen, was ich ungewöhnlich fand, da ich eher mit einem neutralen Text gerechnet hatte. Ich habe dann (ohne einmal vom Blatt hochzuschauen, vielleicht ein Fehler???) den Text übersetzt und war eigentlich ganz zufrieden. Sicherlich habe ich nicht jede Vokabel 100%ig gewusst, aber ich hatte schon das Gefühl, das ich den Sinn gut rübergebracht hatte. Leider spiegelte sich das dann nicht in der Note wieder. Die war meine schlechteste in der gesamten Prüfung :0( Nachdem ich den Text übersetzt hatte, gab es von Seiten Herr Bailey und Frau Locke keine (!!!) Nachfragen, ich wurde aus dem Raum begleitet und das war es. Ich fand es sehr schade, dass es keine Möglichkeit zu geben schien, sich zu verbessern, wenn denn etwas nicht richtig übersetzt gewesen war.
Noch eine kleine Anmerkung hierzu: der Text bei dieser Übersetzung (De-En) war bei allen drei Prüflingen der gleiche. Ich war die erste der drei Prüflinge, die dran kam, und es hat natürlich für die nachfolgenden den Vorteil, dass man sich nach der Prüfung (also hier nach dem Übersetzungsteil) vor dem Prüfungsraum noch ein paar Minuten unterhält, bevor es mit Prüfling 2 weitergeht. So hatte Prüfling 2 und 3 den Vorteil, dass schon Vokabeln besprochen wurden, die mir nicht eingefallen waren. Im Nachhinein weiß ich nicht, ob das jetzt klug von mir war oder nicht, die Information weitergegeben zu haben, denn so hatten die nachfolgenden Prüflinge schon einen kleinen Wettbewerbsvorteil.
Der letzte Teil war dann der, vor dem ich eigentlich am meisten Bammel hatte. Die zwei Damen, die die Prüfung leiteten, waren schon ein wenig älter (was per se überhaupt kein Problem gewesen wäre, hätte man nicht bei der einen Dame das Gefühl gehabt, sie ist nicht ganz bei der Sache und allem gegenüber sowieso negativ eingestellt – es hatte nicht geholfen, dass sie vorher noch verkündete , sie sei seit 4 Uhr morgens wach und in überhaupt keiner guten Verfassung




Aber, ich denke hier gilt, bestanden ist bestanden. Ich weiß, dass ich erst mit ein paar Jahren mehr Erfahrung tatsächlich gut übersetze, also auch so, dass ich mich nicht bei jedem einzelnen Wort hinterfrage, sondern selbstbewusst übersetzen kann

Noch kurz zu meiner Vorbereitung im Allgemeinen. Ich habe natürlich alle Akad-Hefte durchgearbeitet und auch die Übersetzerseminare besucht. Letzteres hat vor allem den Vorteil, dass man dort tatsächlich eine Rückmeldung erhält. Zur Vorbereitung auf die schriftliche Prüfung habe ich dann jeden Tag einen Text ins Englische und einen ins Deutsche übersetzt (soweit es die Zeit zuließ), ungefähr in der Länge der Prüfungstexte. Ich habe aktuelle online Zeitungsartikel genommen, so war ich auch, was das politische und wirtschaftliche Zeitgeschehen anging, auf dem Laufenden.
Für den landeskundlichen Teil der mündlichen Prüfung habe ich mir „Abiturwissen“ Landeskunde Großbritannien und Landeskunde USA gekauft. Die sind in Englisch geschrieben und bieten einen super Überblick über relevante Themen. Für die deutsche Landeskunde fühlte ich mich durch das Buch Landeskunde Deutschland für Übersetzer von Ulrich Daum gut vorbereitet.
Ansonsten habe ich für die mündliche Prüfung genau das weiter gemacht, was ich auch zur schriftlichen Prüfung verinnerlicht hatte – jeden Tag (soweit es ging) einen Text De-En und einen En-De mündlich übersetzt. Mit einem Diktiergerät (ich habe hier die Diktierfunktion auf meinem Handy entdeckt!!) kann man sich dabei selber aufnehmen, was am Anfang zu sehr viel aufrechtstehenden Nackenharren bei mir geführt, aber am Ende dann beruhigt hatte, wenn man Fortschritte wahrnehmen konnte.
Ich hoffe, das wird euch irgendwie helfen. Haltet durch! Ihr macht das super! Bleibt dem Forum treu, es ist euer guter Begleiter durch das Studium und an Tagen, an denen man einfach nur alles hinschmeißen mag.
Seit lieb gegrüßt!
