ich wollte schon vor Ewigkeiten meine Erfahrungen zum Kolloquium hier niederschreiben. Von den WIlern gibt's hier ja leider noch recht wenig zu lesen. Irgendwie habe ich das aber immer wieder vertagt. Mal schauen, ob ich aus meinen Aufschreibungen noch schlau werde...
Kolloquium am 13.6.2014 bei den Professoren Kirchberg und Staud. Gleich vorweg: die zwei sind ein echtes Dream-Team. Wir haben ein sehr konstruktives Fachgespräch geführt. Im Nachhinein muss ich allerdings sagen, dass ich mich teilweise falsch vorbereitet habe. Mögen meine Zeilen hier denen helfen, die hier noch durch müssen....
Die AKAD teilt vor dem Kolloquium die Prüfer und ihre Fachgebiete mit. Bei manchen Profs stand da aber einfach nur "Wirtschaftsinformatik" - also keine große Hilfe. Vom Prüfungsamt habe ich gehört, dass bei den WIlern immer versucht wird, den Prüfer der Thesis auch ins Kolloquium einzuladen. So war Prof. Kirchberg auch der Prüfer meiner Diplomarbeit.
Offiziell ist das Kolloquium ja dreigeteilt: 15 Minuten Fragen zur Thesis, 15 Minuten Fragen aus dem Bereich der Vertiefungen, 15 Minuten Fragen zu allem was den Prüfern einfällt. Bei mir fiel der zweite Teil aus


Die AKAD formuliert auf dem Schreiben, das der Einladung zum Kolloquium beiliegt, wie folgt: "Die Prüfer fragen nicht zwangsläufig aus ihren persönlichen Fachgebieten, sondern stellen sich auf Sie als Prüfling ein und berücksichtigen u.a., welche Wahlpflichtmodulbereiche Sie gewählt haben. [...] Außerdem hat jede mündliche Prüfung eine Dynamik, auf die Sie selbst Einfluss haben, indem Sie Themen oder Begriffe ins Spiel bringen." Mir ist es allerdings nicht gelungen, die Prof. auf ein anderes Thema umzulenken, wenn ich auf dem Schlauch gestanden bin.
Das Kolloquium begann mit den Worten "Na dann erzählen Sie mal, wie sind Sie bei Ihrer DA vorgegangen?" Und da ich viel zu erzählen hatte - ich hätte die komplette Dreiviertelstunde erzählen können und auch wollen - wurde ich nur an manchen Stellen von Prof. Staud unterbrochen. Der hatte meine DA nicht gelesen, sondern nur meine Zusammenfassung und daher natürlich mehr Fragen als der Erstkorrektor. Und meine Zusammenfassung war einfach nur schlecht...
Prof. Staud wollte z.B. wissen, was ich unter Ist-Analyse verstehe. Etwas erschreckt hat er mich mit der Frage, welche Form des Swimlane-Diagramms ich verwendet hätte. Mir war gar nicht bewusst, dass es da unterschiedliche gibt. Also habe ich ihm das Diagramm in der DA gezeigt.
Hier also mein erster Tipp: mit der Zusammenfassung der Thesis kann man schon im Vorfeld versuchen, Einfluss auf den Verlauf des Kolloquiums zu nehmen, in dem man die Sachen reinbringt, zu denen man gerne befragt werden möchte

Nach einer halben Stunde fiel den Profs dann auf, dass sie auch noch gerne was anderes von mir hören wollten, als nur den Inhalt meiner DA.
Hier kamen jetzt Fragen, die thematisch relativ nahe an meiner DA lagen. Ich hatte über das Thema Requirements Engineering philosophiert, so kamen als Überleitung aus der DA heraus die Frage: "Und wenn Sie das Programm jetzt implementieren / realisieren wöllten, wie würden Sie da vorgehen?" Hören wollten die Profs dann, für welches Vorgehensmodell ich mich bei der Entwicklung entscheiden würde. Das bedeutete auch, dass ich die Vorgehensmodelle aufzählen durfte.
Hier kam dann auch die Frage, was ich mir unter Agiler Softwareentwicklung vorstellen würde. Da konnte ich nicht besonders mit Wissen glänzen.
Auch gefragt wurde, ob ich der Meinung bin, dass man die von mir erarbeiteten Anforderungen mit Standardsoftware erfüllen könnte. Da fielen natürlich auch die Schlagwörter Customizing, SAP und ABAP.
Ich sollte noch ein Beispiel für eine Möglichkeit nennen, um Geschäftsprozesse zu modellieren. Lustigerweise hatten wir davor schon über Swimlane (siehe oben) und EPK gesprochen. Ich durfte dann noch die Elemente einer EPK aufzählen und erzählen, was ich unter UML verstehe und welche Typen es da gibt.
Völlig rausgebracht hat mich die Frage nach einem Beispiel für Automatisierung. Da hätte der Prof. gerne das Schlagwort Internet gehört.
Und die Frage, was man unter Workflow versteht hat mir dann den Rest gegeben. Ich denke, das lag dann an den Nerven. Denn nun waren die 45 Minuten rum.
Im Nachhinein muss ich sagen, war das so mit die anstrengendste Dreiviertelstunde meines bisherigen Lebens

Aber: geschafft ist geschafft. Die Bewertung war auch gnädig, dafür dass ich manchmal wirklich auf dem Schlauch stand.
Die Profs haben in den Situationen auch immer geschaut, dass man nicht völlig untergeht.
Prof. Kirchberg kann ich auch als Betreuer für die Abschlussarbeit(en) sehr empfehlen: schnelle Antworten, umfassende Betreuung und faire Benotung. Allerdings kann er einen auch mit harscher Kritik überraschen, wenn man zu sehr ins "Wischi Waschi" abdriftet

Ich wünsche Euch allen viel Erfolg. Wenn ich das geschafft habe, dann schafft Ihr das auch
