Re: Terrorwarnung - wie geht ihr damit um?
Verfasst: 01.12.10 14:18
Hallo zusammen,
vorweg erstmal: ich persönlich war am Samstag in Hamburg und ich hatte am Hauptbahnhof ein etwas komisches Gefühl und auch auf dem Gedrängel auf dem Weihnachtsmarkt am Hamburger Rathaus hatte ich mich gefragt, ob das eine richtig gute Idee war. Die mit Maschinengewehren ausstaffierten Polizisten am Hauptbahnhof haben mich auch nicht wirklich nennenswert beruhigt (ich vermute, die waren nicht wegen der Fußballfans Hamburg/Stuttgart da).
Das Problem bei "Angst" ist grundsätzlich: es ist eine Emotion, d.h. das ist nicht gerade zwingend eine rationale Sache. Ich habe mich mal relativ intensiv mit den Themen "Zahnarztangst" (eigene Erfahrung) und "Flugangst" (zumindest bin ich da "tangiert") beschäftigt. Meine Zahnarztangst fing damals bereits mit der Betäubungsspritze an. Nun ist das so eine winzige Nadel, daß man da - nüchtern betrachtet - keine Angst haben muß. Wovor auch? Schmerzt das? NEIN! Wird man krank davon? NEIN! Hat es irgendwelche anderen negativen Auswirkungen - außer daß es ca. 15 € kostet (die die Krankenversicherung netterweise bezahlt)? NEIN! Wovor hat man da also Angst? Es ist ja sogar so, daß man nach einer Zahnarztbehandlung normalerweise insgesamt weniger Schmerzen hat. Es ist also völlig unlogisch und irrational, davor Angst zu haben. Zahnarztangst ist aber sehr stark verbreitet. Und den betroffenen helfen rationale Argumente da wenig bis gar nicht.
Das ist mit Angst vor Bombenanschlägen ähnlich. Die Leute verhalten sich ja auch irrational. Das war nach den Anschlägen auf die TwinTowers ähnlich - hinterher fuhren die Leute aus Angst vor Terror in den USA mehr Auto ... und es gab einen höheren Zuwachs an Verkehrstoten als es Opfer bei Flugzeugunglücken insgesamt gab. Trotzdem ist die Reaktion letztlich menschlich.
Wenn jemand unter dieser irrationalen Angst leidet - nochmal Beispiel Flugangst - wird er kaum dazu zu bringen sein, mit Vergnügen Flugzeuge zu benutzen - so schön die Aussicht und der Luxus auch sei. Aber er wird lernen können, mit der Angst umzugehen.
Im Prinzip geht es auch mit der Angst vor Terroranschlägen nicht anders: die Angst bekommt man mit einiger Wahrscheinlichkeit nicht weg - und das ist auch sinnvoll, sonst würde man sich ja, wenn man völlig angstfrei wäre, trotz Warnungen in die unmöglichsten Situationen bringen. Man kann sich aber versuchen, bewußt zu machen, daß es auch andere gefährliche Dinge gibt und abwägen, wieviel Nutzen einem das Eingehen eines Risikos bringt. Das kann man auch lernen, es gibt Techniken (von Meditation über Hypnose und - für schlimmere Fälle - Psychotherapie), die da helfen, aber der Betroffene muß selber aktiv daran arbeiten. Nur das Ziel "angstfrei" sollte man sich abschminken.
Und: soweit ich gelernt habe - auch da komme ich wieder auf das Beispiel Flugangst zurück, weil es darüber viel mehr Untersuchungen gibt - gibt es ca. 2/3 Leute mit mehr oder weniger ausgeprägter Flugangst (das beinhaltet also auch die, die mit ihrer Angst aber gut umgehen können). Weshalb man sich mit Flugangst immer so erbärmlich vorkommt ist: die meisten geben es nur dann zu, wenn sie anonym befragt werden. So ähnlich verhält es sich sicherlich auch mit Terrorangst. Angst zu haben wirkt scheinbar eben etwas "lächerlich".
Weshalb die Leute in Israel da scheinbar gelassener mit umgehen: a) ich bin mir gar nicht so sicher, ob das wirklich so ist (kenne aber keine Untersuchungen darüber) und b) durch Gewohnheit stumpft man auch ab, selbst bei so fürchterlichen Dingen wie Anschlägen.
Viele Grüße
Thomas
vorweg erstmal: ich persönlich war am Samstag in Hamburg und ich hatte am Hauptbahnhof ein etwas komisches Gefühl und auch auf dem Gedrängel auf dem Weihnachtsmarkt am Hamburger Rathaus hatte ich mich gefragt, ob das eine richtig gute Idee war. Die mit Maschinengewehren ausstaffierten Polizisten am Hauptbahnhof haben mich auch nicht wirklich nennenswert beruhigt (ich vermute, die waren nicht wegen der Fußballfans Hamburg/Stuttgart da).
Das Problem bei "Angst" ist grundsätzlich: es ist eine Emotion, d.h. das ist nicht gerade zwingend eine rationale Sache. Ich habe mich mal relativ intensiv mit den Themen "Zahnarztangst" (eigene Erfahrung) und "Flugangst" (zumindest bin ich da "tangiert") beschäftigt. Meine Zahnarztangst fing damals bereits mit der Betäubungsspritze an. Nun ist das so eine winzige Nadel, daß man da - nüchtern betrachtet - keine Angst haben muß. Wovor auch? Schmerzt das? NEIN! Wird man krank davon? NEIN! Hat es irgendwelche anderen negativen Auswirkungen - außer daß es ca. 15 € kostet (die die Krankenversicherung netterweise bezahlt)? NEIN! Wovor hat man da also Angst? Es ist ja sogar so, daß man nach einer Zahnarztbehandlung normalerweise insgesamt weniger Schmerzen hat. Es ist also völlig unlogisch und irrational, davor Angst zu haben. Zahnarztangst ist aber sehr stark verbreitet. Und den betroffenen helfen rationale Argumente da wenig bis gar nicht.
Das ist mit Angst vor Bombenanschlägen ähnlich. Die Leute verhalten sich ja auch irrational. Das war nach den Anschlägen auf die TwinTowers ähnlich - hinterher fuhren die Leute aus Angst vor Terror in den USA mehr Auto ... und es gab einen höheren Zuwachs an Verkehrstoten als es Opfer bei Flugzeugunglücken insgesamt gab. Trotzdem ist die Reaktion letztlich menschlich.
Wenn jemand unter dieser irrationalen Angst leidet - nochmal Beispiel Flugangst - wird er kaum dazu zu bringen sein, mit Vergnügen Flugzeuge zu benutzen - so schön die Aussicht und der Luxus auch sei. Aber er wird lernen können, mit der Angst umzugehen.
Im Prinzip geht es auch mit der Angst vor Terroranschlägen nicht anders: die Angst bekommt man mit einiger Wahrscheinlichkeit nicht weg - und das ist auch sinnvoll, sonst würde man sich ja, wenn man völlig angstfrei wäre, trotz Warnungen in die unmöglichsten Situationen bringen. Man kann sich aber versuchen, bewußt zu machen, daß es auch andere gefährliche Dinge gibt und abwägen, wieviel Nutzen einem das Eingehen eines Risikos bringt. Das kann man auch lernen, es gibt Techniken (von Meditation über Hypnose und - für schlimmere Fälle - Psychotherapie), die da helfen, aber der Betroffene muß selber aktiv daran arbeiten. Nur das Ziel "angstfrei" sollte man sich abschminken.
Und: soweit ich gelernt habe - auch da komme ich wieder auf das Beispiel Flugangst zurück, weil es darüber viel mehr Untersuchungen gibt - gibt es ca. 2/3 Leute mit mehr oder weniger ausgeprägter Flugangst (das beinhaltet also auch die, die mit ihrer Angst aber gut umgehen können). Weshalb man sich mit Flugangst immer so erbärmlich vorkommt ist: die meisten geben es nur dann zu, wenn sie anonym befragt werden. So ähnlich verhält es sich sicherlich auch mit Terrorangst. Angst zu haben wirkt scheinbar eben etwas "lächerlich".
Weshalb die Leute in Israel da scheinbar gelassener mit umgehen: a) ich bin mir gar nicht so sicher, ob das wirklich so ist (kenne aber keine Untersuchungen darüber) und b) durch Gewohnheit stumpft man auch ab, selbst bei so fürchterlichen Dingen wie Anschlägen.
Viele Grüße
Thomas