Fernstudium - was bleibt dabei auf der Strecke?

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lenhart08
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Hallo zusammen,

bin seit ca. eineinhalb Jahren dabei und im Moment habe ich ein ziemliches Tief bei der ganzen Sache.
Auf der Arbeit geht es bei mir ziemlich stressig zu und wenn man dann nach 10 - 11 Stunden täglich heimkommt, bringt man nichts mehr in die Birne rein. Geht nicht, keine Chance.

Die Beziehung leider darunter, weil wenig Zeit dafür übrig ist.
Mir stellt sich im Moment die Frage, ob sich der ganze Stress rentiert?

Ich weiss nicht, was habt Ihr für Höhen und Tiefen, oder Probleme dabei.
Bin am Überlegen, ob man das wieder aufhören soll. Will ich aber auch nicht.

Wie gehts Euch?

Gruss
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setfire
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Hallo Lenhart,

bei Deinem Arbeitspensum kann ich Deine Situation gut nachempfinden. Du musst Dir halt überlegen, welchen Stellenwert das Studium im Vergleich zum Job für Dich hat. Ich z.B. habe während des Studiums den Job gewechselt, hin zu einer 35 Stunden Woche mit Zeiterfassung (vorher 40 Stunden ohne Zeitausgleich bei Überstunden). Das hat es mir insgesamt schon ziemlich erleichtert.

Bevor Du das Studium abbrichst, solltest Du auf jeden Fall auch solche Alternativen prüfen. Du könntest Dich alternativ auch einfach damit abfinden, länger zu studieren. Man trifft ja hin und wieder Kommillitonen, die seit acht Jahren und länger dabei sind.
Viele Grüße
setfire
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Skylady
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Meine Zwischenbilanz nach jetzt bald 2,5 Jahren permanenten "Zeitmangels dank 45 Std. Woche und Studium" ist privat gesehen:
Eine beendete Partnerschaft (lag aber nicht ausschließlich an der AKAD ), ein paar alte Freunde weniger (zumindest weiß man jetzt wer seine "wahren" Freunde sind, da viele gar nicht wissen was wir Fernstudenten den ganzen Tag so leisten müssen/sollen und darauf wenig Rücksicht nehmen), 4kg mehr auf den Rippen (lag aber eher an meiner Lieblingsnervennahrung Schoki ;) ) und mindestens 2000 Nerven weniger....

Dafür bin ich aber um einige Erfahrungen, nette Kontakte, Erfolgserlebnisse nach bestandenen Prüfungen, Selbstbewusstsein und einen hohen Berg an AKAD Modulen reicher geworden seit damals - was einem auch keiner mehr nehmen kann.

Ich habe vor Beginn fast ein halbes Jahr gebraucht bis ich mich zum AKAD Studium "durchgerungen" habe und irgendwie fühlt man schon vorher, dass das nicht leicht werden wird und viele Entbehrungen mit sich bringt. Aber trotzdem irgendetwas hat einen damals dann doch soweit gebracht und motiviert das Ganze anzufangen und dem Hintergedanken auch irgendwann erfolgreich zu Ende bringen zu wollen.
Darauf sollte man sich zurückbesinnen...
Schließlich hat man viel Geld, viel Zeit, viele Nerven in die ganze Sache investiert und da wäre ich persönlich zu sehr "Schwabe" ;) , um dies alles einfach so aufzugeben.
Klar, wenn es schwerwiegende persönliche Gründe für ein Aufhören gibt wird das jeder nachvollziehen können, aber selbst dann kann man ja noch evtl. ein "Urlaubssemester" einlegen oder eine Zeit lang das Studium "aussetzen" oder beruflich kürzer treten, wenn das möglich ist etc.
Auch wenn man vielleicht etwas länger braucht als der Durchschnitt - was solls - schlußendlich verdient jeder der ein Fernstudium schafft Respekt und das wird auch recht oft beruflich honoriert.

Ich persönlich versuche mir kleine Zwischenziele zu setzen, um sich nicht unter enormen Druck zu setzen und alles auf einmal schaffen zu wollen. So kann man sich stückchenweise motivieren und fühlt sich nicht gleich erschlagen von allem. Meine Motivation ist gerade das Grundstudium abzuschließen um im neuen Jahr das Hauptstudium beginnen zu können.
Und dann kommt eins nach dem anderen...

Also Kopf hoch und viel Erfolg
Toby66
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Hallo Lenhart08,

zunächst einmal muß ich Skylady beipflichten: stimmt vollkommen, was sie schreibt.

Ich kann Dich schon verstehen: nach relativ genau 1,5 Jahren hatte ich auch ein seelisches Tief - und habe aus Frust (damals war WIM03 angesagt) mir ein neues Rennrad gekauft und bin eher damit unterwegs gewesen als zu lernen. Irgendwann habe ich mich dann doch wieder aufgerafft und häppchenweise weitergemacht.

Der Punkt ist: es geht viel leichter von der Hand, wenn wenigstens ein bißchen auch Spaß dabei ist. Dabei habe ich auch zusätzlich zum Studium etwas gelernt: man lernt viele interessante Leute und Lebensläufe kennen, man lernt (reisebedingt) ein Stückchen Deutschland kennen (jedenfalls Stuttgart, Leipzig und Hamburg) - wenn man die Gelegenheit nutzt anstatt sich zu ärgern (bringt eh nix).

Was ich für sehr wichtig halte: wenn man mal zu sehr im Streß ist und aufgrund der weglaufenden Zeit verzweifelt: kürzer treten. So wie Du die Situation andeutest bist Du ohnehin viel zu hektisch zum Lernen. Da hilft eigentlich nur, eine Auszeit zu nehmen - das aber bewußt. Also nicht immer mit schlechtem Gewissen neben dem Lehrmaterial sitzen, aber nichts schaffen, sondern gleich von vornherein ein paar Tage oder Wochen einplanen, in denen man NICHTS tut - außer das, wozu man wirklich Lust hat.

Nach einiger Zeit sollte man sich dann überlegen, ob es möglich ist, feste Lernzeiten zu planen. Nicht mißverstehen: ich würde mir prinzipiell die Zeiten reservieren - aber wenn etwas anderes anliegt (Geburtstagsfeier, Kabarett, Kino, Fußball-WM....) auch mal 5 gerade sein lassen. Man sollte sich nicht zu sehr selber unter Druck setzen. Ein Terminplan ist gut - aber was nicht geht, geht nicht. Man soll im Studium etwas lernen (auch letztlich Zeitmanagement), aber nicht verrückt werden!

Die Familie muß natürlich mitspielen. Wenn Du lernen mußt, mußt Du lernen. Dafür solltest Du aber auch schauen, wie man trotzdem für andere da sein kann.

Was ich persönlich eingeschränkt habe, sind allerlei Nebenherbeschäftigungen - nicht jedoch Freunde, Kino, Kabarett. Und ab Mitte des Studiums habe ich sogar wieder Sport getrieben: als ich bemerkt habe, daß man im Fitness-Studio ja beim Radeln etc. auch lesen kann.

Was ich zu meiner eigenen Verblüffung bei zuviel Streß auch als nützlich erkannt habe: Ich habe mir eine Entspannungs-CD mit Anleitungen zur "progressiven Muskel-Relaxation" besorgt und nahezu täglich die 30 Minuten zur Entspannung investiert. Verblüffenderweise habe ich die investierte Zeit wieder herausgeholt, weil ich viel besser gelernt habe. Meines Wissens funktioniert das prinzipiell bei jedem - man lernt dadurch offenbar, sich besser zu konzentrieren und kann besser abschalten. Bei streßbedingten Lernproblemen würde ich das zumindest mal versuchen.

Ich habe 4,5 Jahre für mein Studium benötigt, dabei 38 Stunden die Woche gearbeitet und ca. einen 45 bis 60-minütigen Weg von und zur Arbeit, d.h. bin auch ca. 12 täglich außer Haus gewesen. Die Freunde, die ich vorher hatte, habe ich auch jetzt noch. Aber noch ein paar mehr (während des Studiums habe ich angefangen, mich für AKADalumni zu engagieren).

Übrigens sind die Stammtische, die es in einigen Städten gibt, nach meiner Überzeugung auch hilfreich: wenn man sich da zwei, drei Mal getroffen hat und auch mal in Seminaren begegnet ist, wird man von den anderen auch motiviert.

Ach ja, noch eines: auch wenn es manche nicht zugeben wollen: der Überflieger-Student ist die Ausnahme. Viele haben irgendwann mal so eine schwierige Phase. Da bist Du wirklich nicht alleine!

Viele Grüße
Thomas
dnitsche
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Ja, einfach ruhig Blut und wenns mal wieder länger dauert nimm dir nen Snickers...

Aber Spass beiseite.

Dumm wird es wenn man sich selber unter Druck setzt dann geht nämlich der Spaß verloren. Ich weiß wovon ich spreche hab ich selber mal so gemacht. Was letztendlich zu ner fast 2 jährigen Pause geführt hat.

Wenn es halt länger dauert dauert es halt länger.

Ich hab ja auch oft Situationen wo ich nix in die Birne kriege. Ich schnapp mir dann dennoch die Lektionen und lese halt nur ein paar Seiten(ein halbes Stündchen). Meist bleibt dennoch mehr hängen als man denkt.

Auch von Vorteil ist ein wenig Sport treiben. Ein zweimal die Woche reicht schon. Die Zeit die man für den Sport inverstiert holt man beim lernen locker wieder raus. Also mir hilft es zumindest einen freien Kopf zu bekommen und das lernen fällt dann wesentlich leichter.
Robbie
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Hallo Lenhart,
ich kann gut nachvollziehen wie es dir geht. Hatte auch schon einige Tiefs aber nach dem Tief kommt meistens ein Hoch. Ich finde das es ganz wichtig ist das du dir ne Auszeit gönnst wenn es nicht anders geht. Ich schon ein paar Seminare verschieben müssen weil es nicht anders ging. Es macht ja auch kein Sinn sich extremen Stress zu machen und dann durch die Klausur durchzufallen. Danach bist du bestimmt nicht motivierter.

Ich habe halt das Glück, dass ich einen 20 Std. Vertrag habe und nach Bedarf viele Überstunden leisten kann. Ich habe mir immer einen Plan gemacht und mein Lernpensum pro Tag/ Woche genau geplant. Nur so konnte ich letztes Jahr 12 (2 stehen noch aus) Scheine bestehen. Dies ging auch sehr gut, bis ich vor 3,5 Monaten Drillingspapa geworden bin und ich zurzeit nur unter extremen Zeitmanagement zum Lernen komme. Der Tag ist bei mir komplett verplant. Ich muss aber auch zugeben, dass ich nur so erfolgreich lernen kann.

Also Kopf hoch und immer am Ball bleiben wenn es geht. :lol:

@Toby66
In wie weit bzw. wie engagierst du dich für AKADalumni? Ich würde auch gerne ein paar mehr Leute kennenlernen als nur auf den Seminaren.
SebastianMA
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lenhart08 hat geschrieben:Hallo zusammen,
Wie gehts Euch?
Gruss
Mir macht seit einiger Zeit eher die Qualität des Arbeitsmaterials, der Zeitverzug bei Seminarvorbereitungen und der Ablauf des letzten Seminars zu schaffen. Wahrscheinlich sind Texte bezüglich Abläufen, Fristen und Inhalten auch nur "Richtwerte" bzw. Theorie und in der Praxis sieht's dann anders aus. Na wenigstens wird immer pünktlich abgebucht. :wink:
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Hawkmoon082
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Hallo Leute und ein gesundes neues Jahr!

Tja, das Studium haut wirklich rein.. sowohl finanziell (wenn man alles selbst bezahlen muss), zeitlich, psychisch und ab und an auch körperlich.

Ich hab jetzt genau drei Jahre weg, bin kurz vorm Abschluss des HS (noch drei Prüfungen, zwei davon am Montag) und stehe vor Projektbericht und Diplomarbeit. Und dass obwohl ich das erste halbe Jahr das Studium nicht ernst genommen hattte und Probleme mit einer Frau dazu kamen :roll:

Danach ging es aber ruckzuck, fast zu schnell. Ich hab mir soviele Seminare in den Terminplan gehauen, wie nur möglich. Das ist Ende letzten Jahres darin gegipfelt, dass ich nach den letzten beiden Seminaren (DBA01 und IUK01 in Pinneberg) erstmal drei Wochen wirklich gar nichts machen konnte. War auch nicht schwierig, schließlich standen Unmengen Glühwein trinken mit Freunden, Weihnachten und Silvester an der Ostsee an :P


Was mir persönlich wirklich geholfen hat im Studium:

- trainieren (das mit dem Lesen der Lerneinheiten auf Cross-Trainer oder Fahrrad ist wirklich super, damit hab ich ca. die Hälfte der Lerneinheiten geschafft und noch was für mich gemacht)
- der Ehrgeiz der sich entwickelt, wenn es den Arbeitgeber NULL interessiert, was und ob man überhaupt studiert
- das Schieben und Absetzen von Überstunden um dennoch meine mir wichtigen Urlaube letztes Jahr machen zu können
- das Absagen von Terminen wenn man das echte(!) Gefühl hat, dass dieser Termin wirklich keinen Sinn macht


Am schwersten gefallen hat mir:

- das Lernen an Wochenenden, an denen meine Freundin zwar da war, ich aber am Montag eine Klausur hatte
- der Stress für die Seminare unter der Woche
- dass der Großteil der Seminare im HS Fahrten von jeweils knapp 500 km erfordert hat
- dass die Seminare teilweise so scheiße waren
- der finanzielle Aufwand..

Ich würde es aber immer wieder machen und überlege jetzt schon, was ich als nächstes studiere *lach*

:P

Gruß,

Daniel
Fernstudent32
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Schwierige Sache, das mit dem AUfhören. Ich glaube jeder hat mal so eine Krise, weil selbst unter günstigen Bedingungen so ein Fernstudium plus Beruf eben seine Opfer fordert. Dennoch finde ich die Überlegung sehr hilfreich, ob es nicht möglich ist im Beruf eine Weile kürzer zu treten (oder wechseln).
Gibt es Probleme mit der Partnerschaft ist meine Erfahrung: Am besten auf den Tisch bringen. Denn ein leben mit efolgreichem Fernstudium aber ohne geliebten Partner ist nicht schön (bleibt einem nur noch ein T-Shirt mit Foto von dem / der geliebten Person zu tragen), aber ein Leben mit Partner und einer Menge Frust im Gepäck eben auch nicht...!
Also guten Mutes: Wandel muss sein und alles auf einmal kann man eben nicht haben, aber Prioritäten müssen her.
Diplom [url=http://esporto.com/sportschuhe/]Sportschuh[/url]träger
Toby66
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Hallo zusammen,

@fernstudent32: Das ist ein guter Hinweis: es bringt für die Partnerschaft auch wenig, wenn man das Fernstudium aufgibt, dann aber später regelmäßig genau darüber klagt und den nächsten Streit heraufbeschwört.

Viele Grüße
Thomas
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lilian79
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Nicht aufgeben!!

Natürlich leidet eine Partnerschaft unter den Anforderungen eines Fernstudiums - mal von den Wochenenden wo sowieso Schule ist ganz abgesehen.

Ich versuche mich immer damit aufzubauen, dass es irgendwann mal rum sein wird und man dann wirklich etwas erreicht hat! Nicht einfach so ein "bißschen" was gelernt oder so - nein, man hat ein anerkanntes Studium in der Tasche! Mein Freund unterstützt mich zum Glück sehr - macht eigentlich den kompletten Haushalt alleine (Ausnahme Kochen :lol: ) - damit ich lernen kann. Aber ich bin ganz ehrlich: Wäre es anders, würde ich auch mal über die Beziehung nachdenken. Ich genieße eigentlich die wenigen Freizeit-Momente dafür mit ihm viel intensiver.

Aber natürlich geht das nur bis zu einer bestimmten Grenze. Wenn ihr euch kaum noch sehen könnt, ist das natürlich nicht so prima...


Ich hoffe sehr, dass du die richtige Entscheidung für dich triffst - ICH würde NICHT aufgeben - gaanz sicher :wink:
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