Ergebnisse der Prüfung Engl./Dt. in Karlsruhe liegen vor

Englisch, Französisch...
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markusob
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Die Prüflinge, die mit mir im Mai in Karlsruhe waren, können sich schon mal auf einen schönen Nervenkitzel in den nächsten Tagen freuen. Ich bin bei der mündlichen Prüfung dabei und wünsche allen anderen viel Glück!
Syama
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Hallo Marcusob,

Dann viel Glück und viel Erfolg. Könntest du bitte von der Prüfung berichten, auch von der schriftlichen?
Hab grade neu angefangen und bin neugierig. :D

Viele Grüße, danke!

Syama
markusob
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Hallo Syama!

Also die Aufsatzthemen und Texte, die man in den vergangenen Jahren bearbeiten musste, stehen hier: [http://www.oberschulamt-karlsruhe.de/vi ... tscher.htm].

Die Prüfung findet im Zentrum von Karlsruhe an zwei aufeinanderfolgenden Tagen statt. Nach den zwei Tagen hatte ich erst mal genug :roll:

Man hat drei Aufsatzthemen zur Auswahl. Fast jedes Jahr wird ein politisches, ein gesellschaftliches und ein wirtschaftliches Thema angeboten. Wobei das gesellschaftliche Thema oft ein "Laberthema" ist, das man auch ohne viel Sachkenntnis und mit ein wenig Kreativität ausführlich ausarbeiten kann (600 - 800 Wörter, offiziell wird aber keine Vorgabe gemacht). Man braucht auch nur landeskundliche Kenntnisse über GB und die USA.

Bei den Übersetzungen hatte ich die Befürchtung, dass man zu wenig Zeit hat. Aber ich finde, die Zeit reicht dann doch ganz gut. Man sollte sich unbedingt diese "billion", "trillion" usw. Zahlenangaben merken, denn das kommt in jedem zweiten Text dran. Dieses Jahr kam "trillion" erst in einem Text dran und am zweiten Tag dann nochmal in einem anderen. Auch die Vokabeln zum Thema Rauchen brauchte man in den vergangenen Jahren (und in diesem Jahr!) verdächtig häufig.

Man besteht die schriftliche Prüfung entweder mit den Noten 4,4,4,4,4 oder 3,4,4,4,5. Besser darf man natürlich auch sein :lol:

Ich hätte auch noch eine Frage an das Forum: Weiß jemand, welche Noten man mindestens in der mündlichen Prüfung braucht? [/url]
Syama
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Hi Marcusob,

Vielen Dank für deine Antwort und den Link. :D
Also wenn ich mir die Prüfungsaufgaben so anschaue, v.a. die Übersetzungen vom Deutschen ins Englische, dann frage ich mich, ob ich das wirklich in 2 Jahren Akad schaffe, sowas ohne Hilfen korrekt zu übersetzen! 8O
Mir fehlt im Englischen v.a. noch sehr viel Vokabular, versuche schon, verschiedene Texte zu lesen und Vokabeln einzupauken, ist natürlich auch alles sehr zeitintensiv.
Und das man so viel wissen muss zur Landeskunde etc., naja!
Wenn man als Übersetzer arbeitet, bekommt man seine Texte und übersetzt sie eben, ob man die deutsche oder amerikanische usw. Geschichte gut kennt oder nicht, ist in diesem Moment nicht so wesentlich.
Aber ich hab nichts gegen Lernen und eine Aufwertung der Allgemeinbildung, es ist alles nur so zeitintensiv! Hast du den Eindruck, dass du durch die Akad-Ausbildung gut vorbereitet worden bist, oder war auch sehr viel Eigeninitiative erforderlich? :?:

Vielen Dank und viele Grüße

Syama
markusob
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Hallo Syama!

Das Lernen mit den AKAD-Heften war nicht immer spannend. Die zu übersetzenden Texte in den Heften sind thematisch und stilistisch ziemlich breit gefächert. Das führt dazu, dass es immer den ein oder anderen Text gibt, den man nicht so gerne übersetzt. Und viele der Texte sind eben auch nicht direkt prüfungsrelevant. Letztendlich haben mich die Module und Seminare bei AKAD aber schon sehr viel weitergebracht! Ich hatte vorher keine Ahnung vom Übersetzen.

Ich habe heute eine Vorstellung davon, was eine gute Übersetzung ist, welche typischen Strukturen es im Deutschen und Englischen gibt, welche Strukturen zu Übersetzungsproblemen führen und wie man sich die notwendige Terminologie aneignet. Ich beherrsche die Grundlagen. Ein Student in einem Übersetzer-Studiengang oder an einer Fachakademie für Fremdsprachenberufe hat sich bestimmt noch wesentlich intensiver damit beschäftigt. Ich habe mich damals aber auch ganz bewusst gegen eine solche Ausbildung entschieden, die sich nur auf das Übersetzen konzentriert. Ich finde, andere Fachkenntnisse sind auf Dauer wichtiger. Man würde z.B. einem Juristen bestimmt eher einen Auftrag geben als einem Diplom-Übersetzer, auch wenn letzterer die Vor- und Nachteile aller 20 möglichen Übersetzungen von "der alte Mann sah auf das Meer hinaus und bla bla..." aufzählen kann.

Zwei Jahre bis zur Staatsprüfung halte ich für sehr ehrgeizig. Man kann schon aus organisatorischen Gründen die zwei Jahre bei AKAD nicht wesentlich unterschreiten. Manche Module müssen vor anderen abgeschlossen werden. Ich habe den Lehrgang innerhalb von 22 Monaten oder so abgeschlossen. Die 9 "freien" Monate bis zur Staatsprüfung habe ich aber schon noch gebraucht. Wie schon geschrieben, AKAD vermittelt die Grundlagen. Man muss sich schon selbst gezielt auf die Prüfungstexte vorbereiten. Ich habe nach dem Lehrgang Zeitschriften und Zeitungen abonniert, aus denen ich übersetzt und Terminologie herausgeschrieben habe. Das muss dann schon noch sein.
Syama
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Hallo Marcusob,

vielen Dank für deine ausführliche Antwort!!!
Ich hatte viel zu tun, deshalb schreibe ich erst jetzt.
Ja, ich schaffe es wohl nicht in 2 Jahren, brauche eher das Doppelte. Ich kann nicht jeden Tag 2 Stunden lernen.
Was für Zeitungen und Zeitschriften hast du denn abonniert, Internetmedien? Bei mir hab ich nur etwas Bedenken, weil mir soviel englisches Vokabular fehlt, und Vokabelnlernen dauert ja auch seine Zeit.

Ich wünsche dir auf jeden Fall alles Gute für die Mündliche, und wenn sie geschafft ist, würd ich mich freuen, wenn du darüber berichten könntest. :wink:

LG Syama
markusob
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Ich habe heute die Prüfungsurkunde erhalten und kann dem Forum endlich mitteilen, dass ich die staatliche Übersetzerprüfung bestanden habe! Und erfreulicherweise habe ich sogar mit der Gesamtnote „Gut“ bestanden.

Ich habe mich auch ziemlich gewissenhaft darauf vorbereitet. Denn erstens ist es nicht meine Art, schlecht vorbereitet in eine mir wichtige Prüfung zu gehen. Und zweitens wäre es ganz schrecklich gewesen, wenn ich bei der mündlichen Prüfung durchgefallen wäre. Denn dann hätte ich alles nächstes Jahr wiederholen müssen. Und die mündliche Prüfung im nächsten Jahr wäre wahrscheinlich genau in den Zeitraum gefallen, in dem ich voraussichtlich meine Diplomarbeit schreiben werde. Ich könnt euch also vorstellen, warum ich schon Wochen vorher einen gesteigerten Puls und direkt vor der Prüfung zwei schlaflose Nächte hatte. Aber jetzt zu dem, was das Forum wirklich interessiert.

Die Prüfung besteht aus drei Teilen:

Stehgreifübersetzung eines allgemeinen Textes aus der englischen Sprache in die deutsche Sprache:

Der Text stammte aus dem Economist und handelte von den Folgen von Migration auf die Gesellschaft und die Politik.

Stehgreifübersetzung eines Textes aus dem Fachgebiet Wirtschaft aus der deutschen Sprache in die englische Sprache:

Der Text stammte aus der FAZ und handelte von der Entstehung der beiden Hypothekenbanken Fannie Mae und Freddie Mac.


Dann folgte eine kurze Beratungspause und ich musste vor die Tür gehen. Übrigens ist es nicht so, dass man eine zu schlechte Leistung in den zwei Stehgreifübersetzungen durch eine überdurchschnittliche Leistung in der Landeskunde wieder ausgleichen kann. Wenn die zwei Übersetzungen beide zu schlecht waren, wurde man noch kurz zurück ins Zimmer geholt und dann nach Hause geschickt. Das musste ich leider im Gang vor meiner Prüfung bei einem anderen Kandidaten miterleben.

Dann ging es bei mir weiter mit der Landeskunde:

Fragen zum gewählten Fachgebiet (hier Wirtschaft) in englischer Sprache:

In welchen Entwicklungen/Ereignissen sehen Sie die Wurzeln der Kreditkrise in Amerika?

Warum werden in der Kreditkrise so viele Banken zahlungsunfähig?

Welche wichtigen Unternehmen sind in den USA durch die Kreditkrise in Schwierigkeiten geraten?

Was versichert AIG eigentlich genau und warum musste die US Regierung unbedingt einspringen?

Welche Banken in der EU sind durch die Kreditkrise betroffen?

Was ist mit Northern Rock geschehen?

Welche Wirkung hat die staatliche Garantie auf das Tagesgeschäft von Northern Rock?

Warum haben die Banken in Deutschland Probleme, wo es doch bei uns strengere Vorschriften gibt?

Fragen zur Landeskunde in englischer Sprache (hier konnte ich meinen Schwerpunkt entweder auf die USA oder auf GB legen):

Beschreiben Sie den Verlauf der wichtigen Ereignisse der aktuellen Präsidentenwahl in den USA.

Was können Sie über Sarah Palin sagen?

Wäre es denkbar, dass Sarah Palin die erste weibliche Präsidentin der USA wird?

Beschreiben Sie die Rolle der Lobbys in den USA.

Welche Lobby hat in den USA eigentlich den größten Einfluss?

Halten Sie es für realistisch, dass die USA tatsächlich erreichen kann, dass sie unabhängig vom Öl instabiler Staaten wird?

Was findet neben der Präsidentenwahl am 4. November außerdem statt?

Fragen zur Landeskunde in deutscher Sprache:

Beschreiben Sie ausführlich die Entwicklung der EU von ihrer Entstehung bis heute.

Vergleichen Sie das politische System von Deutschland mit dem der USA.

Welche Aufgaben hat der deutsche Bundespräsident?

Wann findet die nächste Bundestagswahl statt?

Nennen Sie wichtige Bundeskanzler und was Sie mit Ihnen verbinden.

Vergleichen Sie die Entwicklung der zwei deutschen Staaten nach dem Zweiten Weltkrieg.

Es wurden mir keine Fragen zu meiner eigenen Person, zu Wörterbüchern, zur Grammatik, zu Begriffen aus der Linguistik oder zu künstlerischen Bereichen gestellt.

Und dann musste ich noch einmal kurz vor die Tür gehen. Als ich dann wieder reingeholt wurde, hat man mir gesagt, dass ich bestanden habe und mit welcher Note.

War es schwer? Ja, das war es. Die zwei Texte für die Stehgreifübersetzung hatten zwar nur einen mittleren Schwierigkeitsgrad. Es gab also keine Wendungen, bei denen man gar nicht so recht weiß, was man damit machen soll. Es gab auch keine Sätze über vier Zeilen, bei denen man eine Minute braucht, um die Hauptaussage herauszufinden, damit man etwas hat, an das man alle fünf Nebensätze sinnvoll anschließen kann. Man konnte die Satzstrukturen durchaus überblicken. Und es war auch klar, was die Sätze in den Texten ausdrücken sollten. Aber man musste die Übersetzungstechnik eben wirklich beherrschen. Und selbst dann steht man unter Druck, kennt die Prüfer nicht und muss spontan einen Übersetzungsvorschlag abliefern. Man hat keine Zeit, an einem Satz zu „basteln“.

Die Übersetzung in die Muttersprache lief bei mir einigermaßen und mit akzeptablem Tempo. Wobei ich da sicherlich auch den ein oder anderen Versprecher hatte. Die Übersetzung in die Fremdsprache war der Prüfungsteil, mit dem ich am wenigsten zufrieden war. Ich habe die englischen Fachbegriffe durchaus drauf gehabt. Ich habe auch eine selbsterstellte, lange Liste typischer deutschen Satzstrukturen mit ihren korrekten englischen Entsprechungen, die mir in den letzten zwei Jahren oder so über den Weg gelaufen sind, zu Hause wie Vokabeln gelernt. Aufgrund des Zeitdrucks konnte ich mich aber an mir weniger vertraute Strukturen nicht so schnell erinnern und bin an einigen Stellen leider in gebrochenes Englisch zurückgefallen (peinlich). Wenigstens war meine Wortwahl auch in diesem Text in Ordnung. Der letzte Prüfungsteil fiel mir am leichtesten. Denn da konnte ich frei in Englisch argumentieren und die Sachverhalte sprachlich so ausdrücken, wie es mir gerade am besten passte. Bei gesprochener Sprache kann man auch viel an Fachvokabular und Wendungen zeigen, ohne einen hochkomplizierten Satz aufbauen zu müssen. Hier habe ich so ausführlich wie möglich geantwortet und, wenn es mir möglich war, zusätzliche Informationen gegeben.

Ich hoffe, mein Bericht hilft den anderen Lehrgangsteilnehmern, sich gezielter auf die mündliche Prüfung vorzubereiten und die Nervosität in Grenzen zu halten. Ich wünsche euch noch viel Spaß bei dem Lehrgang und genug Motivation und Durchhaltevermögen für die staatliche Prüfung!
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