ich stöbere bereits seit längerem mit großem Interesse in diesem Forum - ich bin zwar keine "AKADianerin", hoffe jedoch, dass mein Beitrag auch willkommen ist.

Vielleicht zunächst ein paar Worte zu mir und meiner Aus- bzw. Weiterbildung:
Ich habe 1997 mein Abitur und 1999 meinen Abschluss zur staatlich anerkannten Fremdsprachensekretärin absolviert. Von 2002 bis 2005 habe ich dann einen einmal wöchentlich stattfindenden Weiterbildungskurs zum Übersetzer Deutsch-Englisch/Englisch-Deutsch beim Dr. Bénédict Fremdspracheninstitut in Stuttgart besucht.
Nun zum eigentlichen Thema:
Da ich hier schon oft Beiträge gelesen habe, in denen es um die verschiedenen Übersetzerprüfungen (Oberschulamt, IHK...) ging, möchte ich gerne meinen "Erfahrungsbericht" über die Übersetzerprüfung bei der IHK Wiesbaden mit euch teilen.
Der schriftliche Teil der Prüfung fand am 21. Oktober 2005 statt - mittlerweile ist die Übersetzerprüfung bundeseinheitlich, d. h. gleicher Termin, gleiche Aufgaben in ganz Deutschland. Es durfte ein zweisprachiges Wörterbuch, auch für das Essay, benutzt werden. Für jeden Prüfungsteil hatte man 2 Stunden Zeit; insgesamt also 6 Stunden, wobei es zwischen jedem Teil natürlich eine Pause gab:
Übersetzung Deutsch/Englisch, 2 Texte (beide waren zu übersetzen):
Wirtschaftstext; der stammte meiner Meinung nach aus irgendeiner Zeitung
=> gut bzw. machbar
Auszug aus (meiner Meinung nach) einem Vertrag; es ging um Zwangsvollstreckung bei Nichtzahlung eines vereinbarten Verkaufspreises
=> schwierig
Übersetzung Englisch/Deutsch, 2 Texte (beide waren zu übersetzen):
Auszug aus einem Gesetzestext
=> der war wirklich schwierig, da er total aus dem Kontext gerissen wurde
Allgemeiner Text; welche Motive eine Person dazu bewegen, zu kaufen, z. B. "Gruppenzwang"
=> gut bzw. machbar
Essay, 3 Themen zur Auswahl:
The Thatcherite revolution.
Where should the expansion of the European Union stop?
How can the individual contribute to environmental protection? ... oder so ähnlich
=> Ich habe das EU-Thema gewählt.
Meine mündliche Prüfung hatte ich dann am 17. November 2005 wieder in Wiesbaden; hier gab es für die Übersetzungen ungefähr 10 Minuten Vorbereitungszeit, in der man jedoch KEIN Wörterbuch benutzen durfte. Die Prüfung an sich dauerte circa 50 Minuten:
Gespräch in Englisch über wirtschaftsbezogene Themen:
Hier wollten die absolut NICHTS über Landeskunde UK oder USA hören - die fragten nach den jüngsten Ereignissen in Deutschland (Ergebnis der Koalitionsverhandlungen, z. B. Erhöhung der Mehrwertsteuer). Da war ich wirklich erstaunt - ich hatte mich nämlich schon auf Fragen der Art "Wie heißt der höchste Law Lord?" und solche Geschichten eingestellt... Nun ja, die Lernerei hat meinem Allgemeinwissen sicher nicht geschadet.

Übersetzung Deutsch/Englisch, 2 Texte (beide waren zu übersetzen):
Text über den Einzelhandel in Deutschland
=> gut bzw. machbar
Text über die Renten in Deutschland
=> eher schwierig
Übersetzung Englisch/Deutsch, 2 Texte (beide waren zu übersetzen):
Text über die Hurricanes in USA
=> gut bzw. machbar
Text über das Wirtschaftswachstum in UK
=> gut bzw. machbar
Die schriftlichen Ergebnisse werden gegenüber den mündlichen doppelt gewertet, so dass ich mit einer "2" bestanden habe und mich "Geprüfte Übersetzerin" nennen darf.

Soviel zu meinen Erfahrungen... Freue mich über jede Antwort!
Grüße
Tatjana