Hallo liebe Mitglieder,
kaum aus dem Urlaub zurück, musste ich natürlich direkt ins Fremdsprachen-Forum gehen und mich über die neuesten Beiträge informieren.
Toll, dass es jetzt die neuen Prüfungsangebote mit den zusätzlichen bzw. weiterführenden Qualifikationsmöglichkeiten in den verschiedenen Fachgebieten gibt: s. Beitrag Reinold Skrabal vom 2.09. in "Berufsbild Übersetzer".
Während des Urlaubs habe ich mir über einige Aspekte rund um den Beruf des Übersetzers Gedanken gemacht. Ganz allgemein habe ich mich auch mit den Fragen beschäftigt, die für alle, die wie ich "nur" eine Fremdsprache beherrschen, relevant sein dürften.
Zum Beispiel überlege ich momentan, welche zusätzlichen Fachgebiete ich zur Wirtschaft hinzunehmen soll. Da gilt es zwischen den privaten Vorlieben und der tatsächlichen Nachfrage auf dem Markt abzuwägen. Es ist ja nicht unbekannt, dass es mich zur Belletristik hinzieht, aber beruflich werde ich wohl doch der Technik den Vorzug geben, da ich ja auch von meiner beruflichen Tätigkeit leben möchte.
Dann der zweite Aspekt:
Da ich mich ja im "Massenfach" Englisch wiederfinde, ist desweiteren zu überlegen, wie groß oder (un-)realistisch ein erfolgreiches Arbeiten mit allein einer Sprache unter diesen Voraussetzungen überhaupt sein kann. Denn anders noch als vielleicht in anderen Sprachen besteht gerade für Englisch-Übersetzer ein nicht unerhebliche Konkurrenz seitens der "native speaker", deren einzige Qualifikation allein in der Tatsache besteht, dass sie eben Muttersprachler sind. Achtung! Damit kritisiere ich natürlich nicht diejenigen, die eine entsprechende Ausbildung haben.
So, und nun zu meiner Frage an euch. Ich würde gern zwei Umfragen im Forum starten.
Umfrage 1: Welche Fachgebiete?
Wer ist außer in Wirtschaft noch in anderen Fachgebieten aktiv und hat dort eventuell einschlägige Erfahrungen gemacht? Interessant sind auch die negativen Erfahrungen.
Umfrage 2: Welche Fremdsprachen
Hier finde ich die Frage interessant, wer welche Fremdsprachen beherrscht und welche Sprachen in der Ausbildung bzw. beruflichen Tätigkeit zum Zuge kommen. Die Auswahl der Sprachen ist ja für Akad-Studenten begreiflicherweise begrenzt. Zur Zeit überlege ich, ob ich noch Spanisch (bin auf Anfängerniveau) oder Französisch (da müsste ich mein Schulfranzösisch aktivieren, hatte seinerzeit aber sehr gute Noten) dazu nehmen soll. Oder ob ich die Sache ganz anders anpacken soll, da ich eigentlich bei entsprechenden Studienmöglichkeiten in meinem Fall Niederländisch sehr viel "flotter" auf prüfungstauglischem Niveau hätte.
Bei der Wahl einer weiteren Fremdsprache kann man ja zwei Wege gehen: entweder man orientiert sich an der Nachfrage, wie sie für die nächsten Jahre auf dem Markt bestehen wird, oder man gibt seiner persönlichen Neigung den Vorzug.
Was aber, wenn die erste Fremdsprache wie im Fall von Englisch schon erhebliche Nachteile mit sich bringt und bedingt durch den hohen Konkurrenzdruck die Aufträge ausbleiben?
Fragen über Fragen...
Ich habe selbst noch keine Erfahrung damit gemacht, Umfragen im Forum zu initieren. Bevor ich das angehen wollte, möchte ich erst testen, ob eurerseits überhaupt Interesse besteht. Aber ich denke, dass bestimmte Entscheidungen, die der eine oder andere fällen muss, über so eine Umfrage und Sammlung von verschiedenen Meinungen und Beiträgen einen Anschub bekommen könnte, einen interessanten Anschub bekommen könnte. Vielleicht als kleine Ideenanregeung: Stöbert mal im Mitgliederverzeichnis vom z. B. des BDÜs und schaut euch die Verteilung der Übersetzer nach Fremdsprachen und Fachgebieten an, geht auch online. Allein Englisch nur für Bayern ist nicht sehr ermutigend...
So, würde mich freuen, demnächst eure Meinungen lesen zu dürfen.
Servus,
Irmgard
Umfragen: Wer hätte Interesse?
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Hallo Irmgard!
Ich hoffe, du hattest einen hervorragenden Urlaub. Dein Vorschlag, zwei Umfragen zu starten, ist grundsätzlich eine gute Idee. Allerdings solltest du bedenken, dass dieses Forum hauptsächlich von Studierenden frequentiert wird, die sich in der Regel zunächst auf eine Fremdsprache und auf ein Fachgebiet konzentrieren. Diejenigen von uns, die bereits eine Übersetzerausbildung erfolgreich abgeschlossen haben, könnten m. E. ihre Erfahrungen im Hinblick auf Fachgebiete und Fremdsprachen auch in diesem Thread kundtun. Dann werde ich doch gleich mal den Anfang machen:
Gleich vorweg möchte ich anmerken, dass ich sozusagen "außer Konkurrenz" bin, da ich zwar Übersetzer bin, aber nicht in diesem Beruf arbeite. Als Beamter wäre ich auch schön blöd, wenn ich meinen Berufsstatus aufgeben würde, um als Sprachmittler tätig zu werden (ist jedenfalls meine persönliche Meinung).
OK, aber was würde ich tun, wenn ich doch vorhätte, mit dem Übersetzen Geld zu verdienen. Ich würde sicherlich noch eine zweite Fremdsprache hinzunehmen. Vor vielen Jahren hatte ich mehr oder minder bescheidene Russischkenntnisse, die ich als "aktiver" Übersetzer auf jeden Fall wieder aus der Versenkung holen würde. Ob ich auch so weit gehen würde, mich auch noch auf die staatl. Ü-Prüfung in Russisch vorzubereiten, weiß ich nicht, aber ratsam wäre es bestimmt, denn wenn meine potentiellen Kunden wissen, dass ich auch Russisch spreche (auf welchem Niveau auch immer), gehen die doch gleich davon aus, dass ich sämtliche Texte zumindest aus dem Russischen in meine Muttersprache übersetzen kann. Also Russisch wäre vielleicht irgendwann meine Zweitsprache, da es sicherlich schwierig ist, als Übersetzer nur mit Englisch finanziell zu überleben (natürlich: es gibt auch viele, viele Ausnahmen).
Fachgebiete? Ich würde, nein ich müsste mich als Sprachmittler, der vom Übersetzen leben möchte bzw. muss, für ein Fachgebiet entscheiden, das gefragt ist. Belletristik? Sehr schön, aber m. E. eine brotlose Kunst. Was ist gefragt? Gefragt sind die Fachrichtungen Wirtschaft, Recht, Technik und Medizin. Vermutlich würde ich mich für Wirtschaft und Recht entscheiden. Mit Wirtschaft habe ich mich schon während meiner Ausbildung befasst, und die Fachrichtung Recht geht zumindest teilweise auch ein bisschen in Richtung Wirtschaft (vgl. Wirtschaftsrecht). Vielleicht würde ich mich auch noch mit der Terminologie der Informationstechnologie befassen. Finde ich persönlich auch sehr interessant.
Zusammenfassung:
Wenn ich als Übersetzer arbeiten würde/müsste, wäre das mein Ziel:
Fremdsprachen -> Englisch und Russisch
Fachgebiete -> Wirtschaft, Recht, Technik (vorerst nur IT)
Viele Grüße
Christian
Ich hoffe, du hattest einen hervorragenden Urlaub. Dein Vorschlag, zwei Umfragen zu starten, ist grundsätzlich eine gute Idee. Allerdings solltest du bedenken, dass dieses Forum hauptsächlich von Studierenden frequentiert wird, die sich in der Regel zunächst auf eine Fremdsprache und auf ein Fachgebiet konzentrieren. Diejenigen von uns, die bereits eine Übersetzerausbildung erfolgreich abgeschlossen haben, könnten m. E. ihre Erfahrungen im Hinblick auf Fachgebiete und Fremdsprachen auch in diesem Thread kundtun. Dann werde ich doch gleich mal den Anfang machen:
Gleich vorweg möchte ich anmerken, dass ich sozusagen "außer Konkurrenz" bin, da ich zwar Übersetzer bin, aber nicht in diesem Beruf arbeite. Als Beamter wäre ich auch schön blöd, wenn ich meinen Berufsstatus aufgeben würde, um als Sprachmittler tätig zu werden (ist jedenfalls meine persönliche Meinung).
OK, aber was würde ich tun, wenn ich doch vorhätte, mit dem Übersetzen Geld zu verdienen. Ich würde sicherlich noch eine zweite Fremdsprache hinzunehmen. Vor vielen Jahren hatte ich mehr oder minder bescheidene Russischkenntnisse, die ich als "aktiver" Übersetzer auf jeden Fall wieder aus der Versenkung holen würde. Ob ich auch so weit gehen würde, mich auch noch auf die staatl. Ü-Prüfung in Russisch vorzubereiten, weiß ich nicht, aber ratsam wäre es bestimmt, denn wenn meine potentiellen Kunden wissen, dass ich auch Russisch spreche (auf welchem Niveau auch immer), gehen die doch gleich davon aus, dass ich sämtliche Texte zumindest aus dem Russischen in meine Muttersprache übersetzen kann. Also Russisch wäre vielleicht irgendwann meine Zweitsprache, da es sicherlich schwierig ist, als Übersetzer nur mit Englisch finanziell zu überleben (natürlich: es gibt auch viele, viele Ausnahmen).
Fachgebiete? Ich würde, nein ich müsste mich als Sprachmittler, der vom Übersetzen leben möchte bzw. muss, für ein Fachgebiet entscheiden, das gefragt ist. Belletristik? Sehr schön, aber m. E. eine brotlose Kunst. Was ist gefragt? Gefragt sind die Fachrichtungen Wirtschaft, Recht, Technik und Medizin. Vermutlich würde ich mich für Wirtschaft und Recht entscheiden. Mit Wirtschaft habe ich mich schon während meiner Ausbildung befasst, und die Fachrichtung Recht geht zumindest teilweise auch ein bisschen in Richtung Wirtschaft (vgl. Wirtschaftsrecht). Vielleicht würde ich mich auch noch mit der Terminologie der Informationstechnologie befassen. Finde ich persönlich auch sehr interessant.
Zusammenfassung:
Wenn ich als Übersetzer arbeiten würde/müsste, wäre das mein Ziel:
Fremdsprachen -> Englisch und Russisch
Fachgebiete -> Wirtschaft, Recht, Technik (vorerst nur IT)
Viele Grüße
Christian
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Hallo Christian,
vielen Dank für deine ausführliche Antwort.
Du hast sicherlich Recht, die meisten von uns konzentrieren sich auf eine Fremdsprache und auf ein Fachgebiet. Dennoch gibt es auch unter den AKAD-Studenten einige wenige, die zwei oder sogar drei Sprachen beherrschen und vielleicht schon in einer Sprache ihre Prüfung als Übersetzer in der Tasche haben.
Vielleicht braucht es ja gar keine Umfrage und es läßt sich schon manches per normalen Austausch im Forum klären.
Mich beschäftigt halt im Moment die Frage, wie sich die verschieden Sprachen zur Zeit aufschlüsseln, wenn man mal von den seltenen Sprachen absieht. Wenn man eine "Hitliste" für die einzelnen Sprachen aufstellt, dann kann man schon beobachten, dass die Entscheidungen für die eine oder andere Sprachen auch gewissen Trends und Trendwendungen unterliegt. So läßt sich z. Tl. auch erklären, warum z. B. Spanisch in den letzten Jahren stark noch vorn gerückt ist oder warum Italienisch im "Ranking" leider nach unten gerutscht ist.
Aber ich denke, dass es nicht verkehrt ist, sich mit dieser Frage intensiver zu beschäftigen. Einmal bedeutet es, dass man sich selbst besser und auf jeden Fall auch realistischer einordnen kann. Es gibt ja immer wieder auch hier im Forum die Diskussion über literarisches Übersetzen und die damit verbundenen und allbekannten Probleme. Aber die Belletristik und das damit einhergehende Verlagsgeschäft ist eigentlich ein gesondertes Thema.
Worauf ich eigentlich hinaus möchte, ist Folgendes:
Da sich bestimmte Sprachen im Ranking immer wieder neu sortieren und es in der Wirschaft zu allen möglichen Entwicklungen kommt, ist es m. E. für jeden angehenden Übersetzer nicht verkehrt, sich mit den Entwicklungen auseinanderzusetzen und eine Bestandaufnahme zu machem.
Für Englisch heißt dies meiner Meinung nach, dass man sehr sorgfältig abwägen sollte, wo man die fachsprachlichen Schwerpunkte setzt, wenn man denn nicht im beruflichen Aus landen möchte.
Eine "Analyse hinsichtlich der anderen Sprache läßt mich zur Zeit vermuten, dass es in absehbarer Zeit weniger qualifizierte Übersetzer für Französisch geben wird, u. a. weil Spanisch sehr angezogen hat.
Durch die Osterweiterung sind außerdem noch andere Sprachen auf dem Markt sehr gefragt und werden sich da natürlich auch die nächsten Jahre behaupten.
Hinzu kommt für mich noch ein anderer Ansatz: Die meisten Übersetzer sind Übersetzerinnen. Dennoch kann man/frau feststellen, dass ÜbersetzER sich oft sehr gut beruflich etablieren, weil sie bei der Wahl des Fachgebietes die Felder besetzen, die auf dem Markt gefragt sind, als da wären die ganz trockenen Felder auf dem Gebiet der Wirtschaft oder der Technik.
Wenn wir nicht in Internetzeit lebten und das Fernstudium so wie früher reines Solistentum bedeutete, dann würde ich ganz bestimmt einige Dinge falsch entscheiden. Dank Herrn Skrabal und einigen anderen hier im Forum besteht glückerlicherweise die Möglichkeit des Austauschs, so dass man sich selbst besser und realistischer positionieren kann.
Falls doch noch ein größeres Interesse an einer Umfrage bestehen sollte, dann geht es mir erst mal hauptsächlich um die Feststellung, wer was macht. Das könnte ja auch anonymisiert passieren. Der statistische Wert wäre im wissenschaftlichen Sinne nur bedingt verallgemeinbar, würde aber auf jeden Fall erhellend sein.Warum ich darauf "rumreite"? Ich hatte ja schon im Forum davon berichtet, dass ich als Gasthörerin einige Seminare an einer Präsenzschule belegen werde. Bei zwei Akademien in Bayern fällt zur Zeit einiges auf, u. a. dass in den Studienberatungen dieser Akademien momentan großen Wert darauf gelegt wird, die angehenden Studenten bei der Wahl ihrer Fremdsprachen und ihrer Fachgebiete vor Fehlentscheidungen zu schützen.
Als AKAD-Studenten ist unser Fachgebiet Wirtschaft, was ich als wirklich sehr sinnvoll ansehe, aber das ist für mich nur der Anfang vom Anfang. Somit stellt sich die Frage, ob und welches Fachgebiet noch hinzugenommen werden sollte und wie man sich das erarbeiten kann. Beim Übersetzen reicht es ja nicht, sich nur oberflächlich einzuarbeiten. Und eine Einarbeitung in ein zusätzliches Fachgebiet, das sich als "Flop" erweist, wäre letztendlich Energieverschwendung und sehr bitter.
Für Englisch steht meine Wahl für ein weiteres Sachgebiet eigentlich schon fest, ich werde mich auf technische Übersetzungen spezialisieren, da ich entsprechende Unterstützung zu Hause habe und es nicht sinnvoll wäre, darauf zu verzichten. Ohne diese Unterstützung wüßte ich allerdings nicht, wie ich das schaffen könnte, viele Informationsquellen blieben mir einfach verschlossen. Und genau darum geht es ja oft: Dass man nicht unbedingt das realisieren kann, was man machen möchte, da man keinen entsprechen Zugang dazu hat.
Somit könnte sich hier eventuell hier noch ein Austausch darüber ergeben, wo man wie an welches Fachwissen erlangen kann.
So, in diesem Sinne,
liebe Grüße,
Irmgard
vielen Dank für deine ausführliche Antwort.
Du hast sicherlich Recht, die meisten von uns konzentrieren sich auf eine Fremdsprache und auf ein Fachgebiet. Dennoch gibt es auch unter den AKAD-Studenten einige wenige, die zwei oder sogar drei Sprachen beherrschen und vielleicht schon in einer Sprache ihre Prüfung als Übersetzer in der Tasche haben.
Vielleicht braucht es ja gar keine Umfrage und es läßt sich schon manches per normalen Austausch im Forum klären.
Mich beschäftigt halt im Moment die Frage, wie sich die verschieden Sprachen zur Zeit aufschlüsseln, wenn man mal von den seltenen Sprachen absieht. Wenn man eine "Hitliste" für die einzelnen Sprachen aufstellt, dann kann man schon beobachten, dass die Entscheidungen für die eine oder andere Sprachen auch gewissen Trends und Trendwendungen unterliegt. So läßt sich z. Tl. auch erklären, warum z. B. Spanisch in den letzten Jahren stark noch vorn gerückt ist oder warum Italienisch im "Ranking" leider nach unten gerutscht ist.
Aber ich denke, dass es nicht verkehrt ist, sich mit dieser Frage intensiver zu beschäftigen. Einmal bedeutet es, dass man sich selbst besser und auf jeden Fall auch realistischer einordnen kann. Es gibt ja immer wieder auch hier im Forum die Diskussion über literarisches Übersetzen und die damit verbundenen und allbekannten Probleme. Aber die Belletristik und das damit einhergehende Verlagsgeschäft ist eigentlich ein gesondertes Thema.
Worauf ich eigentlich hinaus möchte, ist Folgendes:
Da sich bestimmte Sprachen im Ranking immer wieder neu sortieren und es in der Wirschaft zu allen möglichen Entwicklungen kommt, ist es m. E. für jeden angehenden Übersetzer nicht verkehrt, sich mit den Entwicklungen auseinanderzusetzen und eine Bestandaufnahme zu machem.
Für Englisch heißt dies meiner Meinung nach, dass man sehr sorgfältig abwägen sollte, wo man die fachsprachlichen Schwerpunkte setzt, wenn man denn nicht im beruflichen Aus landen möchte.
Eine "Analyse hinsichtlich der anderen Sprache läßt mich zur Zeit vermuten, dass es in absehbarer Zeit weniger qualifizierte Übersetzer für Französisch geben wird, u. a. weil Spanisch sehr angezogen hat.
Durch die Osterweiterung sind außerdem noch andere Sprachen auf dem Markt sehr gefragt und werden sich da natürlich auch die nächsten Jahre behaupten.
Hinzu kommt für mich noch ein anderer Ansatz: Die meisten Übersetzer sind Übersetzerinnen. Dennoch kann man/frau feststellen, dass ÜbersetzER sich oft sehr gut beruflich etablieren, weil sie bei der Wahl des Fachgebietes die Felder besetzen, die auf dem Markt gefragt sind, als da wären die ganz trockenen Felder auf dem Gebiet der Wirtschaft oder der Technik.
Wenn wir nicht in Internetzeit lebten und das Fernstudium so wie früher reines Solistentum bedeutete, dann würde ich ganz bestimmt einige Dinge falsch entscheiden. Dank Herrn Skrabal und einigen anderen hier im Forum besteht glückerlicherweise die Möglichkeit des Austauschs, so dass man sich selbst besser und realistischer positionieren kann.
Falls doch noch ein größeres Interesse an einer Umfrage bestehen sollte, dann geht es mir erst mal hauptsächlich um die Feststellung, wer was macht. Das könnte ja auch anonymisiert passieren. Der statistische Wert wäre im wissenschaftlichen Sinne nur bedingt verallgemeinbar, würde aber auf jeden Fall erhellend sein.Warum ich darauf "rumreite"? Ich hatte ja schon im Forum davon berichtet, dass ich als Gasthörerin einige Seminare an einer Präsenzschule belegen werde. Bei zwei Akademien in Bayern fällt zur Zeit einiges auf, u. a. dass in den Studienberatungen dieser Akademien momentan großen Wert darauf gelegt wird, die angehenden Studenten bei der Wahl ihrer Fremdsprachen und ihrer Fachgebiete vor Fehlentscheidungen zu schützen.
Als AKAD-Studenten ist unser Fachgebiet Wirtschaft, was ich als wirklich sehr sinnvoll ansehe, aber das ist für mich nur der Anfang vom Anfang. Somit stellt sich die Frage, ob und welches Fachgebiet noch hinzugenommen werden sollte und wie man sich das erarbeiten kann. Beim Übersetzen reicht es ja nicht, sich nur oberflächlich einzuarbeiten. Und eine Einarbeitung in ein zusätzliches Fachgebiet, das sich als "Flop" erweist, wäre letztendlich Energieverschwendung und sehr bitter.
Für Englisch steht meine Wahl für ein weiteres Sachgebiet eigentlich schon fest, ich werde mich auf technische Übersetzungen spezialisieren, da ich entsprechende Unterstützung zu Hause habe und es nicht sinnvoll wäre, darauf zu verzichten. Ohne diese Unterstützung wüßte ich allerdings nicht, wie ich das schaffen könnte, viele Informationsquellen blieben mir einfach verschlossen. Und genau darum geht es ja oft: Dass man nicht unbedingt das realisieren kann, was man machen möchte, da man keinen entsprechen Zugang dazu hat.
Somit könnte sich hier eventuell hier noch ein Austausch darüber ergeben, wo man wie an welches Fachwissen erlangen kann.
So, in diesem Sinne,
liebe Grüße,
Irmgard
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Hallo Irmgard,
vielen Dank für deinen aufschlussreichen Beitrag, wirklich sehr interessant und informativ.
Stimmt, Italienisch-Übersetzer sind verhältnismäßig dünn gesät. Das kann daran liegen, dass es sich hierbei nicht um eine typische Schulsprache handelt (vgl. hierzu die Anzahl der Russisch-Übersetzer in den alten und neuen Bundesländern). Auch die AKAD hat ihre Konsequenzen aus dieser Rückläufigkeit gezogen, indem sie den Ü-Kurs Italienisch eingestampft hat.
Selbst auf Hochschulebene ist Italienisch nicht gerade ein "Renner". Hier dominieren m. E. Englisch (Erstsprache) und Spanisch (Zweitsprache) ... dann kommt eine Weile erst einmal gar nichts. Weiter hinten im Ranking finden wir dann Französisch und - insbesondere in den neuen Bundesländern - Russisch (wird aber auch vom SDI München angeboten!).
Diese Beobachtung habe ich auch gemacht. Spanisch ist derzeit vermutlich die Fremdsprache Nr. 2, was hoffentlich nicht zur Folge haben wird, dass die AKAD auch Französisch irgenwann aus dem Programm nehmen wird.
Liebe Grüße
Christian
vielen Dank für deinen aufschlussreichen Beitrag, wirklich sehr interessant und informativ.
Ja, die gibt es, einige davon sogar hier im Forum.Irmgard Wildangel hat geschrieben: Dennoch gibt es auch unter den AKAD-Studenten einige wenige, die zwei oder sogar drei Sprachen beherrschen und vielleicht schon in einer Sprache ihre Prüfung als Übersetzer in der Tasche haben.
Dass Spanisch auf dem Vormarsch ist, könnte auch daran liegen, dass insbesondere viele diplomierte Sprachmittler Spanisch während ihres Studiums als Zweitsprache wählen (wählen müssen??). Das ist mir insbesondere bei Absolventen der HU in Berlin aufgefallen, von denen viele neben Englisch auch aus dem Spanischen (selten ins Spanische) übesetzen. Ob andere Sprachkombinationen entweder nicht gefragt sind oder nicht angeboten werden, entzieht sich meiner Kenntnis.So läßt sich z. Tl. auch erklären, warum z. B. Spanisch in den letzten Jahren stark noch vorn gerückt ist oder warum Italienisch im "Ranking" leider nach unten gerutscht ist.
Stimmt, Italienisch-Übersetzer sind verhältnismäßig dünn gesät. Das kann daran liegen, dass es sich hierbei nicht um eine typische Schulsprache handelt (vgl. hierzu die Anzahl der Russisch-Übersetzer in den alten und neuen Bundesländern). Auch die AKAD hat ihre Konsequenzen aus dieser Rückläufigkeit gezogen, indem sie den Ü-Kurs Italienisch eingestampft hat.

Da gebe ich dir uneingeschränkt Recht.Aber ich denke, dass es nicht verkehrt ist, sich mit dieser Frage intensiver zu beschäftigen. Einmal bedeutet es, dass man sich selbst besser und auf jeden Fall auch realistischer einordnen kann.
...
Da sich bestimmte Sprachen im Ranking immer wieder neu sortieren und es in der Wirschaft zu allen möglichen Entwicklungen kommt, ist es m. E. für jeden angehenden Übersetzer nicht verkehrt, sich mit den Entwicklungen auseinanderzusetzen und eine Bestandaufnahme zu machem.
Eine "Analyse hinsichtlich der anderen Sprache läßt mich zur Zeit vermuten, dass es in absehbarer Zeit weniger qualifizierte Übersetzer für Französisch geben wird, u. a. weil Spanisch sehr angezogen hat.
Diese Beobachtung habe ich auch gemacht. Spanisch ist derzeit vermutlich die Fremdsprache Nr. 2, was hoffentlich nicht zur Folge haben wird, dass die AKAD auch Französisch irgenwann aus dem Programm nehmen wird.

Meinerseits ist das Interesse an einer solchen Umfrage auf jeden Fall vorhanden. Auch wenn ich wie oben erwähnt "außer Konkurrenz" bin, da ich nicht als Übersetzer tätig bin, würde ich persönlich eine solche Umfrage begrüßen. Sie wäre ein erster Anhaltspunkt für angehende Studentinnen und Studenten, aber auch für Berufsanfänger, die den hart umkämpften Markt für sich erschließen wollen (bzw. müssen!).Falls doch noch ein größeres Interesse an einer Umfrage bestehen sollte, dann geht es mir erst mal hauptsächlich um die Feststellung, wer was macht.
Liebe Grüße
Christian
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Ich habe mir mal eben die Datenbank des BDÜ angeschaut und mir die Übersetzer anzeigen lassen, die aus den Sprachen Englisch, Spanisch, Französisch, Italienisch und Russisch ins Deutsche übersetzen.
Übersetzer lt. Datenbank des BDÜ
Englisch – Deutsch: 2231 Personen gefunden (Platz 1 – keine große Überraschung)
Französisch – Deutsch: 1355 Personen gefunden (Platz 2 – aber wie lange noch?)
Spanisch – Deutsch: 943 Personen gefunden (Platz 3 – Tendenz nach oben!)
Russisch – Deutsch: 547 Personen gefunden (Platz 4 – interessant; noch vor IT)
Italienisch – Deutsch: 440 Personen gefunden (hm…)
Diese Ergebnisse sind allerdings mit Vorsicht zu genießen, denn:
(1) Viele Übersetzer sind nicht Mitglied im BDÜ, sondern in einem anderen Verband.
(2) Wieder andere Übersetzer gehören gar keinem Verband an, weil sie möglicherweise der Meinung sind, dass ihnen BDÜ & Co. nichts bringt.
Dennoch zeigt diese kleine „Analyse“ m. E. recht deutlich, dass Spanisch durchaus auf dem Vormarsch ist. Zwar gibt es lt. dieser Datenbank mehr Übersetzer, die aus dem Französischen ins Deutsche übersetzen als aus dem Spanischen ins Deutsche, aber ich kann mir gut vorstellen, dass die Spanischübersetzer vielleicht schon sehr bald auf dem zweiten Platz landen werden.
Besonders interessant finde ich, dass es lt. BDÜ-Datenbank mehr RU-DE-Übersetzer als IT-DE-Übersetzer gibt. Das liegt sicherlich auch daran, dass Russisch in den Schulen der ehemaligen DDR nicht nur Fremdsprache Nr. 1 war, sondern auch Hauptfach, wohingegen man zwar Englisch und/oder Französisch lernen konnte, aber nicht musste.
OK, der Vollständigkeit halber habe ich auch die Übersetzer rausgesucht, die aus dem Deutschen in die oben erwähnten Sprachen übersetzen:
Deutsch – Englisch: 1821 Personen gefunden
Deutsch – Französisch: 965 Personen gefunden
Deutsch – Spanisch: 631 Personen gefunden
Deutsch – Russisch: 454 Personen gefunden
Deutsch – Italienisch: 334 Personen gefunden
Wie man sieht, ist die Platzverteilung mit den o. g. Angaben identisch. Wieder ist Italienisch auf dem letzten Platz, wohingegen auch hier Spanisch im Kommen ist.
Dennoch: Man sollte diesen Datenbankauszügen nicht zu viel Bedeutung beimessen. Sie geben lediglich einen ersten Anhaltspunkt, mehr nicht.
Viele Grüße
Christian
Übersetzer lt. Datenbank des BDÜ
Englisch – Deutsch: 2231 Personen gefunden (Platz 1 – keine große Überraschung)
Französisch – Deutsch: 1355 Personen gefunden (Platz 2 – aber wie lange noch?)
Spanisch – Deutsch: 943 Personen gefunden (Platz 3 – Tendenz nach oben!)
Russisch – Deutsch: 547 Personen gefunden (Platz 4 – interessant; noch vor IT)
Italienisch – Deutsch: 440 Personen gefunden (hm…)
Diese Ergebnisse sind allerdings mit Vorsicht zu genießen, denn:
(1) Viele Übersetzer sind nicht Mitglied im BDÜ, sondern in einem anderen Verband.
(2) Wieder andere Übersetzer gehören gar keinem Verband an, weil sie möglicherweise der Meinung sind, dass ihnen BDÜ & Co. nichts bringt.
Dennoch zeigt diese kleine „Analyse“ m. E. recht deutlich, dass Spanisch durchaus auf dem Vormarsch ist. Zwar gibt es lt. dieser Datenbank mehr Übersetzer, die aus dem Französischen ins Deutsche übersetzen als aus dem Spanischen ins Deutsche, aber ich kann mir gut vorstellen, dass die Spanischübersetzer vielleicht schon sehr bald auf dem zweiten Platz landen werden.
Besonders interessant finde ich, dass es lt. BDÜ-Datenbank mehr RU-DE-Übersetzer als IT-DE-Übersetzer gibt. Das liegt sicherlich auch daran, dass Russisch in den Schulen der ehemaligen DDR nicht nur Fremdsprache Nr. 1 war, sondern auch Hauptfach, wohingegen man zwar Englisch und/oder Französisch lernen konnte, aber nicht musste.
OK, der Vollständigkeit halber habe ich auch die Übersetzer rausgesucht, die aus dem Deutschen in die oben erwähnten Sprachen übersetzen:
Deutsch – Englisch: 1821 Personen gefunden
Deutsch – Französisch: 965 Personen gefunden
Deutsch – Spanisch: 631 Personen gefunden
Deutsch – Russisch: 454 Personen gefunden
Deutsch – Italienisch: 334 Personen gefunden
Wie man sieht, ist die Platzverteilung mit den o. g. Angaben identisch. Wieder ist Italienisch auf dem letzten Platz, wohingegen auch hier Spanisch im Kommen ist.
Dennoch: Man sollte diesen Datenbankauszügen nicht zu viel Bedeutung beimessen. Sie geben lediglich einen ersten Anhaltspunkt, mehr nicht.
Viele Grüße
Christian
- pinkpanther
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Hallo Irmgard, hallo Christian,
das ist ein wirklich überaus interessanter Thread!
Was die Datenbankauszüge angeht, so denke ich, daß die zwar in der Tat mit Vorsicht zu genießen sind, andererseits aber die Wirklichkeit doch ziemlich treffend wiedergeben. Mein Eindruck war auch, daß Englisch nach wie vor den 1. Platz innehat, was die "Beliebtheit" anbelangt, daß Französisch auf Platz 2 kommt, dort wohl aber bald von Spanisch abgelöst wird.
Auch ich gehöre zu denen, die im Rahmen ihrer Ausbildung Spanisch gewählt haben. Bei mir ging es allerdings nicht anders, da ich vor die Wahl gestellt wurde, entweder Spanisch als Zweitsprache zu nehmen (nicht Französisch, wie ich es eigentlich hatte wählen wollen) oder die Ausbildung eben nicht an dieser Schule zu machen. Da es für mich damals - unter anderem aus persönlichen und nicht so sehr aus entfernungstechnischen Gründen - keine Alternative gab, fügte ich mich in mein "Schicksal" und lernte eben zwei Jahre Spanisch.
Das Ende vom Lied war, daß nach Ende meiner Ausbildung Spanisch offensichtlich noch nicht so gefragt zu sein schien wie das heute der Fall ist, denn für meinen ersten Job nach der Ausbildung brauchte ich gar keine Zweitsprache; falls doch, wäre die Wahl meiner damaligen Arbeitgeber auf Französisch gefallen.
Ihr habt also beide recht: Französisch ist auf dem Rückzug.
Was für diejenigen, die sich trotzdem für Französisch als Zweitsprache (oder Hauptsprache) entscheiden, hinterher von Vorteil sein könnte, weil die Konkurrenz dann nicht mehr so groß ist. Auch wenn dann Spanisch beliebter sein mag - die Franzosen und alle anderen, deren Muttersprache Französisch ist, hören ja deshalb nicht von heute auf morgen auf, ihre Sprache zu sprechen.
Bei der Auswahl einer Zweitsprache ist es im übrigen ähnlich wie bei der Wahl eines geeigneten Fachgebiets bzw. geeigneter Fachgebiete: Man sucht sich ein Gebiet aus, zu dem man am ehesten Zugang hat bzw. wo man am ehesten die Möglichkeit hat, hineinzukommen.
Bei mir ist das eine Fachgebiet speziell Wirtschaft, weil ich schon während der Ausbildung in diese Richtung unterrichtet wurde, dann weil ich es für die Übersetzerprüfung als Fachgebiet ausgewählt und mich entsprechend reingearbeitet hatte, und schließlich weil ich denke, daß die Wirtschaft als Fachgebiet immer wichtig sein wird. Man denke auch nur mal an die vielen Unterbereiche!
Bei der Wahl der Zweitsprache orientiert man sich auch an evtl. bereits vorhandenen Kenntnissen, wie z.B. Französisch oder Russisch, wie ihr schon sagtet. Für mich käme daher auch erstmal Französisch in Frage; mit der Sprache will ich soweit wie möglich "nachziehen" (soweit ich das nervlich und zeitlich dann noch hinkriege - die Verpflichtungen nebenher werden mit der Zeit ja auch nicht weniger, sondern eher mehr).
Was die zwei- oder dreisprachigen AKADianer angeht, so hatte ich während einem der Seminare jemanden kennengelernt, der neben Englisch gleichzeitig (!) noch Spanisch bei der AKAD studierte. Was aus ihm geworden ist, weiß ich leider nicht; eine Kontaktaufnahme war leider nicht möglich, da er so unleserlich schrieb, daß sämtliche Versuche, ihm eine E-Mail zu schicken, damit endeten, daß diese mir Fehlermeldung um Fehlermeldung einbrachte. Als ich dann alle Möglichkeiten durch hatte, habe ich es aufgegeben.
Schade eigentlich, denn interessant wäre es schon gewesen, zu erfahren, ob man es wirklich schaffen kann, trotz dieser Doppelbelastung eine solche Prüfung zu bestehen.
Für das zweite Fachgebiet habe ich einen nicht zu vernachlässigenden Vorteil: Irgendwie habe ich es geschafft, hier im Büro "den Fuß in die Tür zu kriegen" und bekomme nun hier zwischendurch immer wieder die Gelegenheit, meine neu erworbenen Kenntnisse und Fähigkeiten praktisch anzuwenden. Dieser Vorteil ist von unschätzbarem Wert. Schließlich bleibe ich auf diese Weise nicht nur am Ball und bekomme die Übung und Erfahrung, die sich andere auf weitaus mühevollere Weise verschaffen müssen, und zum anderen werden meine Arbeiten geprüft und korrigiert, ehe sie rausgehen, so daß ich in jedem Fall dazulerne, auch wenn mal eine Übersetzung etwas danebengeht. Das passiert jedem mal, aber es ist auf alle Fälle besser, wenn das VORHER entdeckt wird und es jemanden gibt, mit dem man das Ganze besprechen kann.
Insofern habe ich mit meinem jetzigen Job den absoluten Glücksgriff getan. Da mir das nur zu bewußt ist und ich definitiv noch über längere Zeit hinweg diese einmalige Chance "mitnehmen" werde - solange es eben geht -, kommt eine Selbständigkeit für mich also erstmal nicht so in Frage. Zumindest nicht, ehe ich nicht noch ein paar Jahre Erfahrungen sammeln konnte und schließlich zu diesem Schritt wirklich bereit bin.
Als Fachgebiete bieten sich somit bei mir Wirtschaft, (Patent)Recht und Technik (eingeschränkt) an.
Eine Umfrage ist sicherlich interessant und sehr sinnvoll, allein schon deshalb, weil man einen wertvollen "Überblick" bekommt. Ich wäre dabei!
Liebe Grüße
Judith
das ist ein wirklich überaus interessanter Thread!

Was die Datenbankauszüge angeht, so denke ich, daß die zwar in der Tat mit Vorsicht zu genießen sind, andererseits aber die Wirklichkeit doch ziemlich treffend wiedergeben. Mein Eindruck war auch, daß Englisch nach wie vor den 1. Platz innehat, was die "Beliebtheit" anbelangt, daß Französisch auf Platz 2 kommt, dort wohl aber bald von Spanisch abgelöst wird.
Auch ich gehöre zu denen, die im Rahmen ihrer Ausbildung Spanisch gewählt haben. Bei mir ging es allerdings nicht anders, da ich vor die Wahl gestellt wurde, entweder Spanisch als Zweitsprache zu nehmen (nicht Französisch, wie ich es eigentlich hatte wählen wollen) oder die Ausbildung eben nicht an dieser Schule zu machen. Da es für mich damals - unter anderem aus persönlichen und nicht so sehr aus entfernungstechnischen Gründen - keine Alternative gab, fügte ich mich in mein "Schicksal" und lernte eben zwei Jahre Spanisch.
Das Ende vom Lied war, daß nach Ende meiner Ausbildung Spanisch offensichtlich noch nicht so gefragt zu sein schien wie das heute der Fall ist, denn für meinen ersten Job nach der Ausbildung brauchte ich gar keine Zweitsprache; falls doch, wäre die Wahl meiner damaligen Arbeitgeber auf Französisch gefallen.
Ihr habt also beide recht: Französisch ist auf dem Rückzug.
Was für diejenigen, die sich trotzdem für Französisch als Zweitsprache (oder Hauptsprache) entscheiden, hinterher von Vorteil sein könnte, weil die Konkurrenz dann nicht mehr so groß ist. Auch wenn dann Spanisch beliebter sein mag - die Franzosen und alle anderen, deren Muttersprache Französisch ist, hören ja deshalb nicht von heute auf morgen auf, ihre Sprache zu sprechen.
Bei der Auswahl einer Zweitsprache ist es im übrigen ähnlich wie bei der Wahl eines geeigneten Fachgebiets bzw. geeigneter Fachgebiete: Man sucht sich ein Gebiet aus, zu dem man am ehesten Zugang hat bzw. wo man am ehesten die Möglichkeit hat, hineinzukommen.
Bei mir ist das eine Fachgebiet speziell Wirtschaft, weil ich schon während der Ausbildung in diese Richtung unterrichtet wurde, dann weil ich es für die Übersetzerprüfung als Fachgebiet ausgewählt und mich entsprechend reingearbeitet hatte, und schließlich weil ich denke, daß die Wirtschaft als Fachgebiet immer wichtig sein wird. Man denke auch nur mal an die vielen Unterbereiche!
Bei der Wahl der Zweitsprache orientiert man sich auch an evtl. bereits vorhandenen Kenntnissen, wie z.B. Französisch oder Russisch, wie ihr schon sagtet. Für mich käme daher auch erstmal Französisch in Frage; mit der Sprache will ich soweit wie möglich "nachziehen" (soweit ich das nervlich und zeitlich dann noch hinkriege - die Verpflichtungen nebenher werden mit der Zeit ja auch nicht weniger, sondern eher mehr).
Was die zwei- oder dreisprachigen AKADianer angeht, so hatte ich während einem der Seminare jemanden kennengelernt, der neben Englisch gleichzeitig (!) noch Spanisch bei der AKAD studierte. Was aus ihm geworden ist, weiß ich leider nicht; eine Kontaktaufnahme war leider nicht möglich, da er so unleserlich schrieb, daß sämtliche Versuche, ihm eine E-Mail zu schicken, damit endeten, daß diese mir Fehlermeldung um Fehlermeldung einbrachte. Als ich dann alle Möglichkeiten durch hatte, habe ich es aufgegeben.

Schade eigentlich, denn interessant wäre es schon gewesen, zu erfahren, ob man es wirklich schaffen kann, trotz dieser Doppelbelastung eine solche Prüfung zu bestehen.
Für das zweite Fachgebiet habe ich einen nicht zu vernachlässigenden Vorteil: Irgendwie habe ich es geschafft, hier im Büro "den Fuß in die Tür zu kriegen" und bekomme nun hier zwischendurch immer wieder die Gelegenheit, meine neu erworbenen Kenntnisse und Fähigkeiten praktisch anzuwenden. Dieser Vorteil ist von unschätzbarem Wert. Schließlich bleibe ich auf diese Weise nicht nur am Ball und bekomme die Übung und Erfahrung, die sich andere auf weitaus mühevollere Weise verschaffen müssen, und zum anderen werden meine Arbeiten geprüft und korrigiert, ehe sie rausgehen, so daß ich in jedem Fall dazulerne, auch wenn mal eine Übersetzung etwas danebengeht. Das passiert jedem mal, aber es ist auf alle Fälle besser, wenn das VORHER entdeckt wird und es jemanden gibt, mit dem man das Ganze besprechen kann.
Insofern habe ich mit meinem jetzigen Job den absoluten Glücksgriff getan. Da mir das nur zu bewußt ist und ich definitiv noch über längere Zeit hinweg diese einmalige Chance "mitnehmen" werde - solange es eben geht -, kommt eine Selbständigkeit für mich also erstmal nicht so in Frage. Zumindest nicht, ehe ich nicht noch ein paar Jahre Erfahrungen sammeln konnte und schließlich zu diesem Schritt wirklich bereit bin.
Als Fachgebiete bieten sich somit bei mir Wirtschaft, (Patent)Recht und Technik (eingeschränkt) an.
Eine Umfrage ist sicherlich interessant und sehr sinnvoll, allein schon deshalb, weil man einen wertvollen "Überblick" bekommt. Ich wäre dabei!
Liebe Grüße
Judith
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Hallo Christian,
danke für die Daten.
Kurz noch von mir, bevor ich mich dem EUL-Modul widme:
Die Aufschlüsselung hinsichtlich der Sprachenaufteilung wird noch interessanter, wenn man noch weitere Daten aus der Außerwirtschaft berücksichtigt. Herr Skrabal hat einen interessanten Beitrag am 24.05.03 unter dem Thema "Welthandelssprachen" verfaßt.
Im Vergleich Spanisch und Französisch läßt sich seit längerem der Trend beobachten, dass Spanisch Französisch kräfig den Rang abläuft, mehr oder weniger weltweit. Aber: Dabei sind die verschiedenen ausschlaggebenden Faktoren zu beachten, die für diesen Trend verantwortlich sind. Denn die gestiegene Nachfrage im Fach Spanisch ist nicht als eine Raktion auf die Marktsituation zu deuten. Es ist also nicht so, dass auf der Seite potientieller Kunden unbedingt eine erhöhte Nachfrage nach spanischen Übersetzungen besteht. Um dies korrekt schlussfolgern zu können, bräuchte es noch weitere eindeutige Daten.
Für Französisch läßt sich zu den Angaben, die Herr Skrabal im o. g. Beitrag schon gemacht hatte, noch Folgendes hinzufügen: Neben Englisch etabliert sich Französisch zunehmend in technischen Bereichen, die vorher mehr oder weniger rein "englisch" bestzt waren. Eine Entwicklung, die man vor einigen Jahren vielleicht so nicht erwartet hätte. In der Praxis sieht es dann so aus, dass Englisch zwar als "Verkehrssprache" in der mündlichen Kommunikation von den Mitarbeitern eingesetzt wird, aber dass, wenn immer möglich, Französisch der Vorzug gegeben wird. Und das ist bei näherer Betrachtung nicht mehr so erstaunlich, da in Frankreich bestimmte Branchen bei Entwicklung und Innovation mittlerweile kräftig die Nase vorn haben. Technologisch haben also einige französische Firmen kräftig aufgeholt und befinden sich in der Pole-Position. Und bisher ist nicht wirklich zu beobachten, dass in absehbarer Zeit eine Kehrwende eintreten wird.
Daher finde ich es wichtig, wenn man bestimmte Daten miteinander kritisch vergleicht. Denn das eine ist die Frage, ob man seiner persönlichen Vorliebe bei der Wahl einer Fremdsprache nachgibt oder ob man, wenn man denn die Gelegenheit dazu hat, doch eine eher realistischere Entscheidung fällt. Für Spanisch wird ab dann die ganze Situation deutlich anders einzuschätzen sein, wenn aus bestimmten Ländern mit Spanisch als Hauptsprache auch gewisse wirtschaftliche und/oder technologische Impulse komme. Das kann ich aber zur Zeit (leider) nicht erkennen. Interessant ist auf jeden Fall, dass Spanisch als erstes oder zweites Fach stark zuglegt hat, obwohl es oft nicht in der Schule unterrichtet worden ist.
Aufschlussreich finde ich die Antworten auf folgende Fragen: Wie groß ist der tatsächliche Bedarf an Übersetzungen von einer bestimmten Fremdsprache ins Deutsche und wie groß ist der tatsächliche Bedarf an bestimmten fachsprachlichen Übersetzungen aus dieser Sprache ins Deutsche? Beispiel Technik / IT:
ich wage die Vorhersage, dass an erster Stelle Englisch stehen wird, wahrscheinlich gefolgt von Französisch, dann vielleicht Russisch - aber wie groß ist der tatsächliche Bedarf an technischen Übersetzungen von Spanisch nach Deutsch?
So, nun muss ich mich ans Modul begeben, sonst gibt das mit der Oktober-Klausur nichts mehr.
LG,
Irmi
danke für die Daten.
Kurz noch von mir, bevor ich mich dem EUL-Modul widme:
Die Aufschlüsselung hinsichtlich der Sprachenaufteilung wird noch interessanter, wenn man noch weitere Daten aus der Außerwirtschaft berücksichtigt. Herr Skrabal hat einen interessanten Beitrag am 24.05.03 unter dem Thema "Welthandelssprachen" verfaßt.
Im Vergleich Spanisch und Französisch läßt sich seit längerem der Trend beobachten, dass Spanisch Französisch kräfig den Rang abläuft, mehr oder weniger weltweit. Aber: Dabei sind die verschiedenen ausschlaggebenden Faktoren zu beachten, die für diesen Trend verantwortlich sind. Denn die gestiegene Nachfrage im Fach Spanisch ist nicht als eine Raktion auf die Marktsituation zu deuten. Es ist also nicht so, dass auf der Seite potientieller Kunden unbedingt eine erhöhte Nachfrage nach spanischen Übersetzungen besteht. Um dies korrekt schlussfolgern zu können, bräuchte es noch weitere eindeutige Daten.
Für Französisch läßt sich zu den Angaben, die Herr Skrabal im o. g. Beitrag schon gemacht hatte, noch Folgendes hinzufügen: Neben Englisch etabliert sich Französisch zunehmend in technischen Bereichen, die vorher mehr oder weniger rein "englisch" bestzt waren. Eine Entwicklung, die man vor einigen Jahren vielleicht so nicht erwartet hätte. In der Praxis sieht es dann so aus, dass Englisch zwar als "Verkehrssprache" in der mündlichen Kommunikation von den Mitarbeitern eingesetzt wird, aber dass, wenn immer möglich, Französisch der Vorzug gegeben wird. Und das ist bei näherer Betrachtung nicht mehr so erstaunlich, da in Frankreich bestimmte Branchen bei Entwicklung und Innovation mittlerweile kräftig die Nase vorn haben. Technologisch haben also einige französische Firmen kräftig aufgeholt und befinden sich in der Pole-Position. Und bisher ist nicht wirklich zu beobachten, dass in absehbarer Zeit eine Kehrwende eintreten wird.
Daher finde ich es wichtig, wenn man bestimmte Daten miteinander kritisch vergleicht. Denn das eine ist die Frage, ob man seiner persönlichen Vorliebe bei der Wahl einer Fremdsprache nachgibt oder ob man, wenn man denn die Gelegenheit dazu hat, doch eine eher realistischere Entscheidung fällt. Für Spanisch wird ab dann die ganze Situation deutlich anders einzuschätzen sein, wenn aus bestimmten Ländern mit Spanisch als Hauptsprache auch gewisse wirtschaftliche und/oder technologische Impulse komme. Das kann ich aber zur Zeit (leider) nicht erkennen. Interessant ist auf jeden Fall, dass Spanisch als erstes oder zweites Fach stark zuglegt hat, obwohl es oft nicht in der Schule unterrichtet worden ist.
Aufschlussreich finde ich die Antworten auf folgende Fragen: Wie groß ist der tatsächliche Bedarf an Übersetzungen von einer bestimmten Fremdsprache ins Deutsche und wie groß ist der tatsächliche Bedarf an bestimmten fachsprachlichen Übersetzungen aus dieser Sprache ins Deutsche? Beispiel Technik / IT:
ich wage die Vorhersage, dass an erster Stelle Englisch stehen wird, wahrscheinlich gefolgt von Französisch, dann vielleicht Russisch - aber wie groß ist der tatsächliche Bedarf an technischen Übersetzungen von Spanisch nach Deutsch?
So, nun muss ich mich ans Modul begeben, sonst gibt das mit der Oktober-Klausur nichts mehr.
LG,
Irmi
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Hi Judith,
dein Beitrag ist sehr spannend. Werde demnächst dazu etwas schreiben, jetzt muss ich aber hinnemachen,
liebe Grüße,
Irmi
dein Beitrag ist sehr spannend. Werde demnächst dazu etwas schreiben, jetzt muss ich aber hinnemachen,
liebe Grüße,
Irmi

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Hallo Judith,pinkpanther hat geschrieben: Auch ich gehöre zu denen, die im Rahmen ihrer Ausbildung Spanisch gewählt haben. Bei mir ging es allerdings nicht anders, da ich vor die Wahl gestellt wurde, entweder Spanisch als Zweitsprache zu nehmen (nicht Französisch, wie ich es eigentlich hatte wählen wollen) oder die Ausbildung eben nicht an dieser Schule zu machen.
bei war es genau umgekehrt: Ich hatte vor, mich während meiner Ausbildung zum staatl. gepr. Fremdsprachenkorrespondenten auf Englisch und Spanisch zu konzentrieren. Dummerweise führte ich das "Einstellungsgespräch" mit dem Fachbereichsleiter Französisch, der mir unmissverständlich zu verstehen gab, dass ich neben Englisch doch lieber Französisch lernen sollte, wenn ich vorhabe, in "seinem" Hause eine Ausbildung zu machen.



Liebe Grüße
Christian
Hallo Irmgard, leider habe ich keine Zeit, um ausführlich zu antworten, aber meinen Senf dazuzugeben, kann ich mir dann doch nicht verkneifen. Ich bin inzwischen 10 Jahre aktiv als Übersetzerin tätig. Mein eigentliches Fachgebiet (in Englisch) war Naturwissenschaften, das hat sich aber marktbedingt schnell in Richtung Softwarelokalisierung, Telekommunikation und Medizin verschoben. Auch Belletristik habe ich einige Jahre übersetzt, sowohl aus dem Englischen als auch aus dem Italienischen. Es stimmt schon, dass die ersten paar Bücher richtig Spaß machen, aber irgendwann setzt auch der Gewöhneffekt ein. Außerdem muss man sich doch relativ häufig mit unangenehmen LektorInnen herumschlagen, die versuchen, den hundsmiserablen Preis immer noch ein wenig weiter nach unten zu drücken. Und so ein Buch übersetzt sich nicht in ein paar Wochen, was bedeutet, dass das Geld erst nach Monaten auf dem Konto eintrudelt. Für die Zeit dazwischen sollte man also genügend beiseite gelegt haben oder parallel noch andere Arbeiten ausführen. Zurück zur Wahl der Sprache: Ich kenne sehr viele Übersetzer, die als Erstsprache Englisch und als Zweitsprache eine andere Sprache hatten, oder auch umgekehrt Englisch nur als Zweitsprache. Fast alle arbeiten jetzt hauptsächlich, die meisten ausschließlich, mit Englisch. Eine Zweitsprache halte ich deswegen nicht für besonders wichtig. Wichtiger sind m.E. die Fachgebiete. Gefragt sind Softwarelokalisierung und Telekommunikation, Technik und Recht (Patentanwälte, Gerichte usw.), Medizin. Mit einer Zweitsprache würde ich an deiner Stelle nicht viel Zeit verschwenden, verwende die besser zur Kundenakquisition, die ja auch gelernt sein will. Eine solide Ausbildung und einen Schein in der Tasche brauchst du, allerdings solltest du nicht den Fehler des "overkill" begehen und dich auf Teufel komm raus "überqualifizieren" wollen. Weniger kann manchmal mehr sein, und wenn mehr, dann an der richtigen Stelle und nicht wahllos. Vieles ergibt sich später ganz von allein, als Übersetzer solltest du in jedem Fall flexibel sein und dich nicht zu früh festlegen, damit kannst du schnell auf dem Abstellgleis landen. Ob eine Umfrage sinnvoll ist, weiß ich nicht. Ich finde die Diskussion, die du hier angeregt hast, jedenfalls sehr interessant und werde sie weiter aufmerksam verfolgen! Grüße, Anja
Liebe Forengemeinschaft,
obwohl ich mich zum eigentlichen Thema (Spezialisierungen, Zweitsprachen etc.) momentan nur wenig äußern kann, möchte ich euch meine Gedanken bzw. Bedenken mitteilen. Ihr scheint alle davon auszugehen, daß es am besten sei eine Sprache zu lernen die auf dem Übersetzermarkt recht selten vertreten ist.
Aber: Gleicht sich das nicht insgesamt durch die geringere Nachfrage aus? Wenn auf 1000 Englisch->Deutsch-Übersetzer 5000 Aufträge kommen (weil Englisch eben in vielen Ländern gesprochen wird) und auf 500 Italienisch->Deutsch-Übersetzer nur 2500 oder gar nur 1500 Aufträge entfallen (weil diese Sprache eben nur in einem sehr begrenzten Gebiet gesprochen wird), dann hat man doch letztendlich keinen Vorteil wenn man Italienisch statt Spanisch lernt. Oder ist das jetzt ein Denkfehler meinerseits?
Beste Grüße
Christian aus Bremen[/b]
obwohl ich mich zum eigentlichen Thema (Spezialisierungen, Zweitsprachen etc.) momentan nur wenig äußern kann, möchte ich euch meine Gedanken bzw. Bedenken mitteilen. Ihr scheint alle davon auszugehen, daß es am besten sei eine Sprache zu lernen die auf dem Übersetzermarkt recht selten vertreten ist.
Aber: Gleicht sich das nicht insgesamt durch die geringere Nachfrage aus? Wenn auf 1000 Englisch->Deutsch-Übersetzer 5000 Aufträge kommen (weil Englisch eben in vielen Ländern gesprochen wird) und auf 500 Italienisch->Deutsch-Übersetzer nur 2500 oder gar nur 1500 Aufträge entfallen (weil diese Sprache eben nur in einem sehr begrenzten Gebiet gesprochen wird), dann hat man doch letztendlich keinen Vorteil wenn man Italienisch statt Spanisch lernt. Oder ist das jetzt ein Denkfehler meinerseits?
Beste Grüße
Christian aus Bremen[/b]
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Hallo Christian aus Bremen!Christian aus Bremen hat geschrieben: ... Ihr scheint alle davon auszugehen, daß es am besten sei eine Sprache zu lernen die auf dem Übersetzermarkt recht selten vertreten ist.
Aber: Gleicht sich das nicht insgesamt durch die geringere Nachfrage aus?
vielen Dank für deinen interessanten Beitrag.
Dass eine Sprache kaum auf dem Übersetzermarkt vertreten ist, muss ja nicht unbedingt bedeuten, dass auch die Nachfrage nach professionellen Sprachmittlern gering ist.
Was ist eigentlich eine "seltene Sprache"? Hierzu fallen mir zwei mögliche Antworten ein:
(1) Es handelt sich um eine "exotische" Sprache, die kaum jemand spricht und die auch kaum nachgefragt wird. Beherrscht ein Übersetzer eine Sprache, die von beispielsweise nur 1000 Menschen weltweit gesprochen wird, dann nimmt dieser Sprachmittler gewissermaßen eine Monopolstellung auf dem Übersetzermarkt ein, die ihm aber wenig nützt, da diese Sprache wohl kaum nachgefragt wird.
(2) Dann gibt es aber auch noch Sprachen, für die es verhältnismäßig wenig professionell ausgebildete Sprachmittler gibt, die aber dennoch vergleichsweise oft nachgefragt werden. Man denke dabei nur an die Sprachen, die im Zuge der EU-Osterweiterung ihren Einzug in die europäische Institutionen halten. Hier ist die Nachfrage insbesondere seitens der EU recht hoch.
Ich persönlich gehe nicht unbedingt davon aus, dass man nur Sprachen lernen sollte, die auf dem Übersetzer- oder Dolmetschermarkt kaum vertreten sind. Ideal ist m. E. eine Mischung aus einer sehr stark nachgefragten Sprache (z. B. Englisch) und einer weiteren, vielleicht weniger nachgefragten Sprache als "zweites Standbein" (z. B. Polnisch; wird immer häufiger nachgefragt).
Man sollte sich allerdings nicht nur auf die Sprachen versteifen. Wichtig sind auch die Fachgebiete. Ein Übersetzer, der "nur" Englisch spricht, dafür aber in den Fachgebieten Wirtschaft, Recht und Technik fit ist, wird sicherlich erfolgreicher sein als ein Übersetzer, der zwar zwei oder drei Sprachen spricht, sich aber nur auf der allgemeinsprachlichen Ebene bewegt. Wenn der Englischübersetzer, der nur die eine Fremdsprache beherrscht, es auch noch versteht, sich gut zu vermarkten, dann braucht er sich m. E. nicht auch noch mit anderen Fremsprachen herumzuärgern. Ja, vielleicht sind die Fachgebiete und die Fähigkeit, sich gut zu vermarkten, wichtiger als die Anzahl der Sprachen, die man mehr oder weniger gut beherrscht.
Viele Grüße
Christian aus Berlin

- pinkpanther
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Hallo allerseits!

Besonders die Sprachen der neuen EU-Länder bergen ein großes Potential in sich, was die Chancen eines (freiberuflichen) Übersetzers angeht. In einem der Beiträge hier habe ich z.B. etwas über die polnische Sprache gelesen (war das zufällig deiner, "Christian aus Berlin"? - ich finde die Stelle nur gerade nicht; die Technik zieht nicht mit
). Und es stimmt: Polnisch wird zunehmend nachgefragt. Ich hatte mir - mehr aus Spaß allerdings - zwischenzeitlich auch schon mal überlegt, ob ich nicht Französisch und hinterher vielleicht noch "ein bißchen" Polnisch machen sollte...
Bei uns im Büro ist es mit der Rangfolge der Sprachen etwas anders gelagert als *draußen im wirklichen Leben*: Französisch ist eine der drei Amtssprachen des Europäischen Patentamts, wohingegen nach Spanisch dort quasi kein Hahn kräht.
Allein schon aus diesem Grund ist bei der Wahl einer eventuellen Zweitsprache auch das Gebiet zu berücksichtigen, in dem man später tätig werden möchte - neben allen anderen hier bereits genannten Gesichtspunkten.
Solange hier außer mir niemand Französisch kann, habe ich für mich praktisch eine kleine Monopolstellung im Büro.
Viele Grüße
Judith
Einen solchen Fall lernte ich anläßlich meiner schriftlichen Prüfung kennen. Auf dem Weg zum Karlsruher Bahnhof unterhielt ich mich mit einem Inder, der die Prüfung in Urdu abgelegt hatte. Er erzählte mir unter anderem, er arbeite schon lange als Übersetzer und Dolmetscher, sei auch sehr oft im Einsatz; die Prüfung mache er nur, um ein Stück Papier in der Tasche zu haben, weil das in Deutschland so wichtig ist.-Christian- hat geschrieben:(2) Dann gibt es aber auch noch Sprachen, für die es verhältnismäßig wenig professionell ausgebildete Sprachmittler gibt, die aber dennoch vergleichsweise oft nachgefragt werden. Man denke dabei nur an die Sprachen, die im Zuge der EU-Osterweiterung ihren Einzug in die europäische Institutionen halten. Hier ist die Nachfrage insbesondere seitens der EU recht hoch.

Besonders die Sprachen der neuen EU-Länder bergen ein großes Potential in sich, was die Chancen eines (freiberuflichen) Übersetzers angeht. In einem der Beiträge hier habe ich z.B. etwas über die polnische Sprache gelesen (war das zufällig deiner, "Christian aus Berlin"? - ich finde die Stelle nur gerade nicht; die Technik zieht nicht mit

Bei uns im Büro ist es mit der Rangfolge der Sprachen etwas anders gelagert als *draußen im wirklichen Leben*: Französisch ist eine der drei Amtssprachen des Europäischen Patentamts, wohingegen nach Spanisch dort quasi kein Hahn kräht.
Allein schon aus diesem Grund ist bei der Wahl einer eventuellen Zweitsprache auch das Gebiet zu berücksichtigen, in dem man später tätig werden möchte - neben allen anderen hier bereits genannten Gesichtspunkten.
Solange hier außer mir niemand Französisch kann, habe ich für mich praktisch eine kleine Monopolstellung im Büro.

Das ist definitiv richtig und kommt - für viele erschwerend - hinzu. Ein Übersetzer mit wenigen Sprachen und großer Qualität hat allemal bessere Perspektiven als einer mit vielen Sprachen und geringerer Qualität. Es ist einfach so!-Christian- hat geschrieben:Ja, vielleicht sind die Fachgebiete und die Fähigkeit, sich gut zu vermarkten, wichtiger als die Anzahl der Sprachen, die man mehr oder weniger gut beherrscht.
Viele Grüße
Judith
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Hallo Judith!
Du wirst es nicht glauben: Auch ich begegnete auf dem Weg nach Karlsruhe einem Inder, der die Übersetzer- und, wenn ich mich recht entsinne, auch zeitgleich die Dolmetscherprüfung in Urdu ablegen wollte. Da diese Sprache immerhin von ca. 150 bis 200 Millionen (!) Menschen gesprochen wird, kann ich mir sehr gut vorstellen, dass man als Urdu-Übersetzer ziemlich gut mit Aufträgen eingedeckt ist.
Wann ist endlich Feierabend?!
Liebe Grüße
Christian
Du wirst es nicht glauben: Auch ich begegnete auf dem Weg nach Karlsruhe einem Inder, der die Übersetzer- und, wenn ich mich recht entsinne, auch zeitgleich die Dolmetscherprüfung in Urdu ablegen wollte. Da diese Sprache immerhin von ca. 150 bis 200 Millionen (!) Menschen gesprochen wird, kann ich mir sehr gut vorstellen, dass man als Urdu-Übersetzer ziemlich gut mit Aufträgen eingedeckt ist.
Kann schon sein, dass ich etwas darüber geschrieben habe. Ich kann diesen Bericht allerdings momentan auch nicht finden - bei mir versagt gerade nicht die Technik, sondern mein Gehirn! Wo isser denn, der Bericht?In einem der Beiträge hier habe ich z.B. etwas über die polnische Sprache gelesen (war das zufällig deiner, "Christian aus Berlin"? - ich finde die Stelle nur gerade nicht; die Technik zieht nicht mit ).


Liebe Grüße
Christian
- pinkpanther
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Hallo Christian,
es war dein Beitrag, ich habe ihn gefunden - es war (peinlich) der, den ich direkt beantwortet hatte...
Wenn der Feierabend dir begegnet ist, schick ihn doch bitte bei mir vorbei, der soll hier mal antreten!
Liebe Grüße und frohes Schaffen noch... [Autsch! Nicht schlagen!]
Judith
es war dein Beitrag, ich habe ihn gefunden - es war (peinlich) der, den ich direkt beantwortet hatte...
Wenn der Feierabend dir begegnet ist, schick ihn doch bitte bei mir vorbei, der soll hier mal antreten!

Liebe Grüße und frohes Schaffen noch... [Autsch! Nicht schlagen!]
Judith