Nicht vergessen, heute Abend die Glotze einzuschalten! OK, ich werde mir den Film auf Video aufnehmen, da ich nicht zu Hause sein werde.Am Freitag den 02.09.2005 um 23:30 Uhr wird die Dokumentation DIE FLÜSTERER erstmals auf dem WDR ausgestrahlt.
Auf der Website des WDR gibt es zu diesem Dokumentarfilm einige Informationen:
Deckt euch mit Kartoffelchips und Erdnüssen ein und genießt den Film!
Die Flüsterer
Ein Film von David Bernet und Christian Beetz
Redaktion: Felix Kuballa
Freitag, den 02. September 2005, 23.30 bis 00.30 Uhr
Während der Nürnberger Prozesse konnte man sie zum ersten Mal öffentlich sehen: Männer und Frauen, die zwischen Englisch, Russisch, Französisch und Deutsch sprachkundig und ohne Probleme wechselten, die Konferenzdolmetscher. Der Kopfhörer ist bis heute ihr äußeres Markenzeichen geblieben. Sie stehen im Schatten der Weltereignisse und der Grossen und dennoch könnte nichts ohne sie geschehen. In den Nachrichtenbildern erkennt man sie daran, dass sie meist viel zu nahe bei den Mächtigen stehen. Sie sind die Samurais unter den Sprachkundigen, sprachfanatisch und stresssüchtig.
Der Film folgt Dolmetschern unterschiedlicher Generationen durch die Konferenzwelt Europas, vom Berliner Kanzleramt über Strasbourg nach Afrika und zurück. Wir begegnen einer Dolmetscher-Veteranin der Nürnberger Prozesse und begleiten eine Studentin an der Dolmetscherschule in Genf.
Der Schleier über dem Beruf der Konferenzdolmetscher hat mit ihrer professionellen Diskretion zu tun. Sie wissen immer mehr, als öffentlich sichtbar wird. Hinter der äußeren Neutralität verbergen sich Persönlichkeiten, die sich mit enormer Leidenschaft ihrer Arbeit verschrieben haben. Dolmetscher sind äußerst konzentrationsfähig und vielseitig gebildet, mit einem ausgeprägten Hang zum Reden. Sprachfanatiker, die ihr Leben der Verständigung im sprachlichen und kulturellen Dickicht Europas und der Welt gewidmet haben.
Der Film folgt seinen Protagonisten nach Strasbourg, Berlin, Genf, Brüssel und Djibouti. Sie alle repräsentieren unterschiedliche Generationen des Berufs. Zu ihnen gehört die 80-jährige, immer noch aktive britisch-belgische Dolmetscherin Patricia Vander Elst, die ihr aristokratisches Auftreten aus der goldenen Zeit des Dolmetscherberufs hat. Ihren ersten Einsatz leistete sie als frischgebackene Dolmetscherin beim NS-Kriegsverbrecherprozess in Nürnberg. Von da an begann der Boom internationaler Konferenzen in Politik und Wirtschaft, für die das Simultandolmetschen zu einem unerlässlichen Bestandteil wurde.
Dolmetscher funktionieren so perfekt als Medium in der internationalen Kommunikation, dass man ihre Anwesenheit nur dann bemerkt, wenn etwas schief geht. Mit besonderem Engagement müssen zum Beispiel der französische Dolmetscher Edgar Weiser und sein Kollege aus dem Auswärtigen Amt, Werner Zimmermann, in Berlin vorgehen, wenn sie ihren Platz zwischen Bundeskanzler Schröder und Präsident Chirac behaupten wollen. Von der ganzen Entourage um den Kanzler ist diesem letztlich niemand so nahe, wie der unaufhörlich übersetzende Mann an seinem Ohr, ohne den die Begegnung sinnlos wäre. Um Dolmetscher zu werden muss man diese energetische Neugier haben, muss man diesen Wunsch verspüren, unaufhörlich im Augenblick des Geschehens zu leben. So wie Nathalie Reichert, eine schnellsprechende Studentin an der Dolmetscherschule in Genf oder die hoch qualifizierte Fachfrau Angela Drösser, die mit bewundernswerter Eleganz die Fachvorträge bei einer Konferenz von Ingenieuren für Feuersprinkler übersetzt.
Alles funktioniert reibungslos im Dolmetscher-Apparat des EU-Parlaments. Aber wenn eine EU-Delegation mit Oppositionsparteien in Djibouti zusammentrifft, wird von den Dolmetschern, wie Michel Lesseigne das Äußerste gefordert. Da kann es zu einer Ehrensache werden, das Übersetzen dann zu verweigern, wenn die Mühen des Dolmetschers, Dieter Heffner, nicht anerkannt werden.
Dolmetscher eilen Tag für Tag zu Konferenzen mit Themen, von denen außer den Fachleuten nur noch sie etwas verstehen. Vor Jahrhunderten noch waren Dolmetscher schlicht Sklaven. In einer Welt, in der internationaler Austausch einigen wenigen vorbehalten war. Heute sind sie Vertreter eines Berufes, ohne den die internationalisierte Welt weit schwerfälliger wäre - und dennoch weiß man so erstaunlich wenig von ihnen.
Die Flüsterer ist der erste Dokumentarfilm der sich dieser Berufsgruppe widmet. Die Filmemacher David Bernet und Christian Beetz haben an dem Film zwei Jahre lang gearbeitet. Auf ihren Recherchereisen in Europa trafen sie unzählige Dolmetscher und tauchten nach und nach in das Milieu internationaler Kommunikation ein. Ihr Film ist eine große Hommage an die Sprache im vielsprachigen Europa.

Viele Grüße
Christian
PS: Jetzt habe ich doch im Eifer des Gefechts meinen ersten Beitrag gelöscht.

