ZEUGNISSE ÜBERSETZEN?

Englisch, Französisch...
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Gast

Hallo, habe am Freitag (24.06) mein Kolloquium WI in Stuttgart erfolgreich hinter mich gebracht und bin jetzt Wirtschaftfinformatiker. Nun möchte ich mich (unter anderem) in Australien bewerben.

Übersetzt jemand von Euch meine Zeugnisse für 'nen guten Preis?

Danke, Uwe

Sollte sich vielleicht jemand finden hier meine e-mail Adresse:

bealibi@aol.com
Irmgard Wildangel
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Lieber Uwe,
ich denke, dass du eine qualitativ gute Übersetzung haben möchtest, dann wird der Preis bestimmt dafür angemessen und somit gut sein.
Zeugnisse und andere Dokumente:
Sollte von einem beglaubigten Übersetzer gemacht werden und das ist nie billig - billig gibt es im Media-Markt.

Es wird sich bestimmt jemand finden, der die Zeugnisse billig übersetzt, aber dann kannst davon ausgehen, dass du dann kein behördentaugliches Dokument hast, wird unter Umständen auch von Schulen, Unis oder Firmen nicht anerkannt. Kann dir dann passieren, dass du alles in Australien dann nochmal übersetzen lassen musst - und beglaubigte Übersetzungen für Deutsch in Australien werden dann richtig teuer.
Weiterhin sind billige Übersetzungen oft ihr Geld nicht wert, weil voller Fehler. Das Standesrecht des BDÜ z. B. verbietet seinen Mitgliedern, Übersetzungen zum Dumpinpreis anzubieten. Es gibt auch andere renommierte Berufsverbände. Sollte sich ein billiger Übersetzer melden, kannst seine Qualität mit der Frage klären, ob er oder sie Mitglied in einem eintsprechendem Verband ist. Die Antwort wird wahrscheinlich "Nein" sein.
Liebe Grüße,
Irmgard
Irmgard Wildangel
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...ups - habe zu schnell geschrieben. Sollte heißen:
"..., dann kannst du seine Qualität mit der Frage klären..."
Bye,
Irmgard
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Reinold Skrabal
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Hallo Wirtschaftsinformatiker,

habe meinen Zahnarzt gefragt, ob er mir den Zahn für 'nen guten Preis ziehen kann: Hat abgelehnt.

Habe meinen Anwalt gefragt, ob er mich für 'nen guten Preis bei Gericht vertritt: Hat abgelehnt.

Bei diesen Berufen kommt seltsamerweise niemand auf den Gedanken, billige Leistungen einkaufen zu können. Nur bei den Sprachmittlern beobachten wir seit Jahren "Tendenzen wie auf dem Jahrmarkt". Das ist übrigens auch die Meinung so ziemlich aller sprachlichen Berufsverbände.
Nicht einmal die Polizeidienststellen halten sich an die geltenden Entschädigungsbestimmungen. Man zieht unausgebildete Hausfrauen heran und hofft dadurch, Geld zu sparen.

Der gute Preis ist immer der gerechte, angemessene Preis im Sinne des Preis-/Leistungsverhältnisses. Unbeglaubigte Zeugnisübersetzungen etc. sind für den Empfänger und Entscheider wertlos. Beglaubigte Übersetzungen setzen die Zulassung durch ein Gericht sowie ein abgeschlossenes staatliches oder akademisches Studium voraus, und wenn sie wirklich gut sein sollen, eine jahrelange Erfahrung. Der öffentl. bestellte und beeidigte Übersetzer ist Sprachsachverständiger. Warum sollte er wohl den Billigmacher spielen? Er arbeitet vielmehr nach den Richtlinien des bundeseinheitlichen Justizvergütungs- und Entschädigungsgesetzes (wie die Anwälte auch) und die sehen für die Übersetzung von Zeugnissen (erschwerte Übersetzung) einen Zeilensatz von 1,85 Euro vor, wobei der Vergütungssatz in Ausnahmefällen bis zu 4 Euro pro Zeile geht.

Wie reagieren S i e denn, wenn Sie in Ihrem Berufsbereich 20 Anfragen mit der Bitte um 'nen guten Preis bekommen. Die Antwort kann ich Ihnen selbst geben: Meine Arbeit hat den und den Preis und damit basta!

Wenn Sie eine professionelle Leistung haben wollen, dann gehen Sie zur/zum Besten.

Fazit: Viele Menschen stellen bei der Suche nach Spezialisten fest, dass die beste Leistung im Grunde die billigste ist, aber das erfordert einen schmerzlichen Denkprozess.

Bei der Lösung Ihres Problems wünsche ich Ihnen viel Erfolg!

Reinold Skrabal
Irmgard Wildangel
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Lieber Reinold,
ich kann mich deiner Meinung nur anschließen.
Ich möchte außerdem daraufhinweisen, dass es sich anscheinend um ein gesamtgesellschaftliches Phänomen handelt - "billig, billig, billig" ist wohl die weit verbreitete Parole. Die damit einhergehende Frage, wie man/frau billig und zugleich qualitativ gut arbeiten soll, scheinen sich nur die wenigsten zu stellen.
Wenn wir nach diesem Prinzip arbeiten würden, könnten wir unsere Leistungen gleich bei ebay offerieren.
Übersetzer und Dolmetscher, die in ihrem Beruf mehr als nur einen Job sehen, werden den Billiganfragen widerstehen können. Und Auftraggeber, die für billiges Geld Mist bekommen, werden ihre eigenen Lehren daraus ziehen.


Außerdem möchte ich darauf aufmerksam machen, dass das Fremdsprachenforum dazu dient, Übersetzern und sprachlich Interessierten die Möglichkeit zu bieten, sich über relevante Themen auszutauschen.

:evil: Das Forum dient aber nicht dazu, Geschäftliches anzuschieben. Wer Aufträge zu vergeben hat oder welche annehmen möchte, soll dies auf dem normalen Weg tun. Wer sich damit nicht auskennen sollte, kann ja Entsprechendes fragen und z. B. Adressen der verschiedenen Verbände usw. bekommen.
:!: Deshalb möchte ich darum bitten, dass Beiträge dieser Art in Zukunft aus dem Forum genommen werden.

In diesem Sinne,
liebe Grüße,
Irmgard
-Christian-
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Irmgard Wildangel hat geschrieben: ... "billig, billig, billig" ist wohl die weit verbreitete Parole. Die damit einhergehende Frage, wie man/frau billig und zugleich qualitativ gut arbeiten soll, scheinen sich nur die wenigsten zu stellen...
Hallo Irmgard,

ich stimme dir und Herrn Skrabal voll und ganz zu. Liegt es aber wirklich nur daran, dass wir es vermehrt mit diesem "Geiz-ist-geil-Denken" zu tun haben? Möglicherweise liegt es auch daran, dass viele überhaupt keine Ahnung davon haben, was Übersetzer leisten.

"Ach, Frau Müller, tippen Sie diesen englischen Text doch mal eben auf Deutsch ab!" :evil: So einfach ist es aber nicht! Dass jemand eine Fremdsprache mehr oder minder beherrscht, bedeutet noch lange nicht, dass er oder sie auch brauchbare Übersetzungen abliefert. "Englisch kann jeder, also kann auch jeder, der den Englischunterricht in der Schule nicht völlig verpennt hat, übersetzen. Diese Meinung scheint in den Köpfen vieler Menschen tief verwurzelt zu sein. Das mag auch der Grund dafür sein, dass Übersetzer gelgentlich (oder gar häufig??) als "Tippsen mit Fremdsprachenkenntnissen" angesehen werden.

Hier sollten die Übersetzerverbände - allen voran der BDÜ - für Aufklärung in der Öffentlichkeit sorgen!

So, nun habe ich genug Dampf abgelassen. Schönen Tag noch!

Christian
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pinkpanther
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Hallo alle zusammen,
Irmgard Wildangel hat geschrieben:Wenn wir nach diesem Prinzip arbeiten würden, könnten wir unsere Leistungen gleich bei ebay offerieren.
Letzte (oder vorletzte) Woche hat bei eBay ein Gärtner seine Arbeitskraft versteigert. Er bot an, für den Zuschlagspreis als Stundenlohn den Garten des Höchstbietenden mal richtig in Ordnung zu bringen, zzgl. Anfahrt- und evtl. Übernachtungskosten.
Wie das Ganze nun ausgegangen ist, habe ich leider nicht mitbekommen, so weiß ich auch nicht, wieviel Stundenlohn nun für ihn dabei rausgesprungen ist.
Aber ... So weit ist es nun tatsächlich schon gekommen.

Und wie sieht's bei uns aus? Freiwillige bitte vortreten! Wie, will etwa keiner? Ein Stundenlohn von 1,-- Euro ist doch schließlich besser als gar nichts! :evil:

Hier sollten sich nun bitteschön auch diejenigen angesprochen fühlen, die einen schief anschauen, wenn man - natürlich abhängig vom Schwierigkeitsgrad des Ausgangstexts - von dem im JVEG festgelegten Zeilenpreis als Grundpreis für die anzufertigende Übersetzung ausgeht, und die einen dann als nächstes fragen, ob "man da nicht vielleicht noch was machen könnte"...

In diesem Sinne euch allen einen schönen Abend!

Judith
Andreas Ulonska
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Hallo,

es sei mir gestattet, als Student, der ich noch nicht zum Stand der Übersetzer zähle, meine Meinung zu jenem Thema kundzutun.

Sprachexperten wissen: Sprache ist ein Instrument des Denkens. Jedes Wort hat einen semantischen Hof, d.h., es löst automatisch Bilder, Reaktionen und Gefühle beim Gegenüber aus – ein Prozess, über den wir Muttersprachler gar nicht weiter nachdenken. Meine Frau kommt z.B. aus Schwaben. Bereits im Deutschen können Missverständnisse auftreten , wenn Gefühle oder Ereignisse mit Worten beschrieben werden, die in einem anderen Dialekt eine völlig andere Bedeutung haben – geschweige denn in einer Fremdsprache!! Kulturkompetenz, fundierte Grammatik und ein tiefes Wissen sind notwendig, um eine Sprachmittlung zu produzieren, die den Namen „Übersetzung“ auch verdient! Wer sich nun in jahrelanger, harter Arbeit die Fähigkeit antrainiert hat, sogar Fachtexte(!) 1:1 zu übersetzen, dem gebührt nicht nur Respekt und Anerkennung – er kann auch mit Fug und Recht den Preis eines Spezialisten verlangen – und ich kann mir nicht vorstellen, dass Qualität jemals zu Billigpreisen zu haben ist – in diesem Sinne kann ich Dir, Reinold, und allen anderen treffenden Kommentatoren nur beipflichten!

Andreas Ulonska
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pinkpanther
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Hallo,

jetzt muß ich das leidige Thema hier doch noch mal aufwärmen.

Eine Kollegin hat mich um beglaubigte Übersetzungen von Zeugnissen gebeten, weil ihr Sohn sich in den USA bewerben möchte. Gestern habe ich die Unterlagen bekommen und mich heute drangesetzt.

Dabei habe ich bewußt auf die Uhr geschaut, einfach um zu sehen, wie lange ich brauche.
Also, es waren 13 oder 14 Seiten insgesamt. Angefangen habe ich heute vormittag um 11.00 Uhr, und drangesessen habe ich - mit einer Pause von zwei Stunden - bis vor einer halben Stunde.
Und jetzt "steht" erstmal nur die Übersetzung da. Außer einer groben Rechtschreibprüfung habe ich noch nichts weiter gemacht, kein Korrekturlesen, nichts. Der Rest kommt dann morgen.
Und es war kein wirklich schwieriger Text!

Wenn ich mir dann vorstelle, daß da draußen irgendjemand (es gibt genug davon!) um "einen guten Preis" für meine Übersetzung(en) seiner Zeugnisse bitte, nein, sogar davon ausgeht, daß er seien Übersetzung(en) für diesen "guten Preis" bekommt... - überkommt mich die schiere Mordlust. :evil:

Ich glaube nämlich nicht, daß es viele gibt, denen bewußt ist, was da an Arbeit dahintersteckt - aktueller Anlaß, siehe oben...

Wie hieß es in der Werbung eines u.a. an der Farbe Rot erkennbaren Unternehmens gleich noch: "La - la - la - laßt euch nicht verar***en, vor allem nicht beim Preis!"

Da is' was dran!

Judith
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