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Erfahrungsbericht akadem. Wirtschaftskorrespondentenprüfung

Verfasst: 01.03.06 08:08
von Jasmin
Hallo allerseits,

hier wie versprochen mein Erfahrungsbericht zur akademischen Wirtschaftskorrespondentenprüfung in der italienischen Sprache an der Weiterbildungsakademie der Hochschule Nürtingen-Geislingen. Die schriftliche Prüfung umfasste 7 Teile und dauerte 2 Tage.

1. Tag:

• Verfassen eines Geschäftsbriefes in der Fremdsprache nach Stichwortangaben in deutscher Sprache: Auskunftsersuchen an eine ital. Auskunftei.
Hier wurde besonderer Wert auf die Vollständigkeit gelegt, d.h. die zur Beurteilung der Bonität wesentlichen Details wie z.B.: Gründungsjahr, Inhaber, Ruf, Jahresumsatz, Kreditwürdigkeit, Vermögensverhältnisse, Zahlungsverhalten, Bankverbindungen usw.

• Beantworten einer fremdsprachlichen Angebotsanfrage in ital. Sprache.
Hier galt es, ein umfassendes Angebot zu unterbreiten mit allen üblichen Angaben wie Preis, Liefer- und Zahlungsbedingungen, AGB usw. (ca. 2 Seiten).

• Übersetzen eines Geschäftsbriefes Italienisch > Deutsch.
In diesem Rundschreiben ging es um die Änderung des Firmennamens bzw. Neugliederung der Firmengruppe mit damit verbundener Rechnungsstellung. Ca. 20 Zeilen.

• Übersetzen eines Geschäftsbriefes Deutsch > Italienisch.
Antwortschreiben eines Lieferanten auf eine Kunden-Reklamation.

2. Tag:

• Übersetzen eines Wirtschaftstextes mittleren Schwierigkeitsgrades Italienisch > Deutsch.
In diesem Text ging es um Klein- und Mittelbetriebe in der Schweiz (ca. 20 Zeilen).

• Übersetzen eines Wirtschaftstextes mittleren Schwierigkeitsgrades Deutsch > Italienisch:
Jahresbericht der „5 Weisen“ über die konjunkturelle Entwicklung usw. (ca. 20 Zeilen).

• Diktat in italienischer Sprache.
An den genauen Inhalt dieses Wirtschaftstextes kann ich mich nicht mehr erinnern. Aber er war, so fand ich zumindest, relativ einfach. Und da ich Diktate schon in der Schule gerne mochte, war das kein Problem.

Insgesamt war der schriftliche Teil sehr praxis- und industrieorientiert, aber gut zu schaffen, wenn man sich entsprechend darauf vorbereitet. Mein „Bammelfach“ war am zweiten Tag, und zwar der erste Teil. Aber auch das habe ich durch gezieltes Durcharbeiten der Beispieltexte in den Fachskripten ganz gut hinbekommen.

Bei den Briefen hatte ich eigentlich kaum Schwierigkeiten, da ich ja doch täglich mit solchen Dingen im Büro zu tun habe.


Die mündliche Prüfung fand ca. 2 Wochen später statt und umfasste 4 Teile:

• Unterhaltung auf Italienisch, Vorstellung meiner Person und der Firma, in der ich arbeite, sowie meiner Aufgaben und Tätigkeiten.
Diesen Teil fand ich einfach. Ich habe von meinem beruflichen Werdegang, der Firma und meinen Aufgaben im Büro erzählt. Vereinzelt wurden noch gezielte Fragen gestellt, die aber schnell und einfach zu beantworten waren.

• Dolmetschen einer einfachen Geschäftsverhandlung zwischen Lieferant und Kunde (Auftragsabwicklung, lfd. Aufträge, zeitliche Abwicklung, Vorräte sind erschöpft, daher Bitte um Vorziehen einer Teillieferung, Verpackungsänderung eines Artikels (Wandung verstärken), Abstimmung eines Besuches in Italien).
Auf diesen Teil habe ich mich eigentlich nicht großartig vorbereiten können. Ich wusste in etwa, um was es geht, und habe es einfach auf mich zukommen lassen. Durch gezielte Zwischenfragen wurde das Ganze etwas „einfacher“. Mein Vorteil war auch hier, dass ich im Büro täglich mit solchen Dingen zu tun habe und mir somit die Fachausdrücke nicht fremd sind.

• Fachfragen aus dem (Außen)-Wirtschaftsbereich. Ich hatte in der Fremdsprache den Ablauf des Dokumentenakkreditivs zu erklären und welche alternative Zahlungsmöglichkeiten (Bankgarantie) es dazu gibt. Auch hier hatte ich entsprechendes Vorbereitungsmaterial, welches mir geholfen hat, die Fragen zu beantworten.

• Stegreifübersetzung eines Wirtschaftstextes Italienisch > Deutsch (Sparen und internationaler Fortschritt).
Vor diesem Teil hatte ich auch ein etwas mulmiges Gefühl. Wenn man gewohnt ist, mit Wörterbüchern zu arbeiten und nun ohne jegliche Hilfe einen Text zu übersetzen hat, ist das schon eine ganz andere Sache. Aber ich hatte zum Glück diverse Mustertexte durchgearbeitet und von daher war auch dies gut zu schaffen.

Am schwierigsten beim mündlichen Teil empfand ich allerdings das Dolmetschen: meine Hochachtung vor all den Simultandolmetschern dort draußen in der Welt. Das ist echt nicht leicht, wird aber auf „einfachem“ Niveau auch vom Wirtschaftskorrespondenten erwartet.

Alles in allem ist diese Prüfung vom Inhalt und Umfang her zwar anspruchsvoll, aber machbar für denjenigen, der sich gut vorbereitet. Kenntnisse bzw. Erfahrungen im Wirtschaftsbereich und Exportwesen sind allerdings schon von Vorteil. Erfreulich fand ich auch, dass man mit mittlerer Reife zu dieser Prüfung extern zugelassen wird. Ausschlaggebend war jedoch die nachgewiesene Praxis.

Vorbereitet habe ich mich mit Hilfe von 3 umfangreichen Wirtschaftsitalienisch- Fachskripten, die sehr praxisgestützt abgefasst sind und vor allem kein so genanntes Buchitalienisch vom grünen Tisch enthalten, sondern das in Italien tatsächlich gesprochene und geschriebene Wirtschaftsitalienisch wiedergeben. Obwohl ich nun schon seit über 14 Jahren berufstätig bin und davon schon über 11 Jahre im deutschen Vertriebsbüro einer italienischen Firma arbeite, habe ich in diesen Skripten fachlich und sprachlich doch noch Neues entdeckt, auch was Stil und spezielle Wendungen betrifft.

Der Grund, weshalb ich die Prüfung an der Weiterbildungsakademie der Hochschule und nicht bei der IHK abgelegt habe, ist, dass die IHK eine Mindestteilnehmerzahl von 5 Prüflingen verlangt, weil die Prüfung sonst nicht stattfindet. Vor allem aber schätze ich ein Hochschulzeugnis als höher und interessanter ein als den IHK-Abschluss. Abgesehen vom Inhalt ist das akademische Prüfungszeugnis auch von der Aufmachung her ein „Augenschmaus“.

Auch hat mich das ganze Flair der Hochschule fasziniert, nicht zuletzt weil gerade an den beiden Tagen des schriftlichen Teils dort allgemein Prüfungen stattfanden und man an jeder Ecke lernende und aufgeregte Studiosi beobachten konnte.

Meinem erklärten Ziel, der Übersetzerprüfung, bin ich durch diese sehr empfehlenswerte Prüfung jedenfalls ein großes Stück näher gekommen. Vielleicht werde ich die Übersetzerprüfung dann im nächsten Jahr in Angriff nehmen. Bis dahin heißt es aber: dranbleiben, weiterlernen und vor allem sehr intensiv mit sprachvergleichenden Texten arbeiten.

Viel Erfolg wünsche ich allen, die eine solche Prüfung noch vor sich haben!

Verfasst: 01.03.06 15:39
von Gabi K.
Hallo Jasmin,

herzlichen Glückwunsch zur bestandenen Prüfung und vielen Dank für den ausführlichen Bericht über den Ablauf und die Anforderungen der Prüfung.

Da auch ich mich mit Italienisch befasse, interessieren mich besonders die "3 umfangreichen Wirtschaftsitalienisch-Fachskripten", mit denen du dich vorbereitet hast. Kann auch ich diese Fachskripten irgendwo bekommen? Was wird darin speziell behandelt?

Liebe Grüße und alles Gute für die Zukunft!
Gabi

Verfasst: 02.03.06 08:57
von Jasmin
Hallo Gabi,

vielen Dank für die Glückwünsche!

Die drei umfangreichen Wirtschaftsitalienisch-Skripte sind von Senator Skrabal erstellt worden, der früher im Export tätig war und enge Kontakte zur italienischen Industrie hatte (Fiat, Zulieferer). Wende dich bitte direkt an ihn: www.reinoldskrabal.de

Speziell zur Vorbereitung auf die externe akademische Fachübersetzerprüfung in italienischer Sprache an der Weiterbildungsakademie der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen ist auch ein Spezialskript mit sprachvergleichenden Übungstexten höheren Schwierigkeitsgrades in Vorbereitung, auf das ich schon sehr gespannt bin.

Auch dir alles Gute für die Zukunft!

Verfasst: 03.03.06 17:19
von Gabi K.
Hallo Jasmin,

vielen Dank für die Info. Hab' ich mir schon fast gedacht, dass es sich bei den praxisorientierten wirtschaftsitalienischen Unterlagen um Skripten von Herrn Skrabal handelt.

Liebe Grüße
Gabi