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Staatl. Übersetzerprüfung als externe Kandidatin
Verfasst: 18.08.05 16:14
von nyanya
Hallo,
Ich werde im September versuchen, die Staatl. Übersetzerprüfung in Englisch abzulegen. Da ich als externe Kandidatin gemeldet bin, weiß ich nicht so richtig, wie ich mich vorbereiten kann. Ich habe einen MA in Englisch Linguistics und lebe seit 4 Jahren in England, habe aber außer ein paar Übersetzerkursen an der Uni vor ca. 6 Jahren kein Übersetzertraining. Habe mir die Prüfungstexte der letzten beiden Jahre schicken lassen und war ehrlich gestanden sehr überrascht, wie einfach sie schienen. Ich nehme daher an, daß die Bewertung sehr streng sein muß. Ist die Bewertung mit Uni-Niveau zu vergleichen oder um Einiges strenger?
Vor allem der Aufsatz macht mir etwas Angst, da ich nicht weiß, wie er für die Übersetzerprüfung auszusehen hat, wie lange er sein soll etc. (ein echter Nachteil gegenüber den 'internen' Kandidaten, die speziell darauf geschult wurden).
Ich würde mich über Tips bzgl. der Vorbereitung und insbesondere hinsichtlich des Aufsatzes sehr freuen und bedanke mich schon einmal herzlich im voraus.
nyanya

Verfasst: 18.08.05 16:23
von nyanya
Habe vergessen zu erwähnen, daß ich die Prüfung in Bayern versuchen werde. Weiß nicht, ob das relevant ist.
Verfasst: 25.08.05 21:06
von a.giese
Hallo nyanya, die schriftliche Übersetzerprüfung sollte für dich kein Problem sein (sofern du für die Fachsprache entsprechend terminologisch vorbereitet bist), das Niveau ist hoch, aber nicht übertrieben. Ich habe selbst die Ü-Prüfung vor 12 Jahren in Bayern (damals als Interne) in Englisch abgelegt. Die Bewertung ist in der Tat sehr streng, aber meines Erachtens gerecht. Trotzdem fällt oft die Hälfte der Prüflinge bei der Prüfung durch, und bei vielen ist es gar nicht die Übersetzung in die Fremdsprache, sondern die Übersetzungen in die Muttersprache!!! Für den Aufsatz solltest du dich über die einschlägigen aktuellen Themen auf dem Laufenden halten. Damals standen z.B. gerade die Präsidentschaftswahlen in den USA an, da war klar, dass es ein Aufsatzthema dazu geben würde (du musst eins von drei Themen auswählen, zwei sind gerne politisch, eins meistens über Gesellschaftsfragen oder ein eher allgemeines Thema, zu dem findet man in der Regel immer ein paar Worte). Ich bin z.Zt. nicht auf dem Laufenden, was politisch und sozialpolitisch gesehen in GB und den USA an der Tagesordnung steht, auf jeden Fall solltest du täglich die Zeitungen durchwühlen nach möglichen Themen. Auch solltest du auf jeden Fall die wichtigsten Konzepte bezüglich Staatskunde GB und USA beherrschen (Wahlsystem, Rechtssystem usw.), es ist schon vorgekommen, dass ein Thema die Gegenüberstellung von zwei verschiedenen Wahlsystemen war (z.B. von Deutschland und England oder England und USA). Gute Vorbereitung ist die Lektüre von The Student's Companion to the USA sowie The Student's Companion to Britain, sofern es diese beiden Werke in aktueller Form gibt. Ansonsten die üblichen formellen Geschichten zum Aufsatzschreiben: Einleitung - Hauptteil - Schluss, in möglichst logischer Form und mit sauberen, klaren Formulierungen. Inhalt muss schlüssig sein, es wird aber keine wissenschaftliche Abhandlung oder nobelpreisverdächtiger Essay erwartet. Deswegen solltest du dir auch wegen des Aufsatzes keine grauen Haare wachsen lassen. Allerdings sollten, wie gesagt, die grundlegenden landeskundlichen Konzepte abrufbereit im Hirn verfügbar sein. Mehr Sorgen würde ich mir an deiner Stelle über die mündlichen Prüfungen machen. In München werden die Externen gar nicht gerne gesehen (Durchfallquote bei Externen lag damals zwischen 90-100%, wie es heute aussieht, weiß ich nicht), und es gibt mehrere Prüfer (die immer noch prüfen!!), die sich einen Sport daraus machen, den Externen zu zeigen, dass sie ohne Ausbildung am SDI bzw. FIM keinen Anspruch auf den Übersetzertitel haben. Wenn du Pech hast, und an einen solchen Prüfer gerätst, solltest du extrem gut vorbereitet sein in deutscher und engl. Landeskunde, die Stegreifübersetzungen solltest du herunterschnurren können (sichere Formulierungen in beiden Sprachen, nicht nur in der Fremsprache!!), Grammatik muss in Deutsch und Englisch sitzen (wird nach der Stegreifprüfung anhand der Texte gerne abgefragt), die Fachkunde zum Spezialgebiet muss beherrscht werden wie auch die entsprechende Terminologie (Verhandlungsdolmetschen!). Außerdem solltest du auch mehrere einschlägige Hilfsmittel für Übersetzer kritisch bewerten können (einsprachige und zweisprachige Wörterbücher, Grammatiken, Fachwörterbücher usw.). Ich hoffe, ich konnte dir mit diesen Kurztipps etwas weiterhelfen. Viel Erfolg bei der Prüfung und stell doch dann mal einen Erfahrungsbericht hier ins Forum. Grüße, Anja
Verfasst: 08.09.05 23:15
von nya
Hi Anja,
Vielen Dank fuer deine Tips. Waren in der Tat sehr hilfreich.

Die schriftliche Pruefung steht mittlerweile schon fast vor der Tuere, zur muendlichen ist es gluecklicherweise noch 3 Monate hin, die ich zur gruendlichen Vorbereitung nutzen werde.
Nochmals vielen Dank fuer deine ausfuehrliche Antwort!

Verfasst: 09.09.05 07:23
von -Christian-
Hallo nyanya!
Auch ich wünsche dir für deine Prüfung viel Erfolg und würde mich sehr freuen, demnächst deinen Erfahrungsbericht in diesem Forum lesen zu dürfen.

Viele Grüße
Christian

Verfasst: 09.09.05 10:41
von nyanya
Vielen Dank, werde mich bemühen!

Bücher: Landeskunde
Verfasst: 11.09.05 11:32
von Irmgard Wildangel
Hallo Nyanya,
falls Interesse besteht, hier noch ein etwas aktuellerer Titel der Oxford University Press zur Landeskunde GB:
"Britain" (The country and its people: An introduction for learners of English), by James O´Driscoll, ISBN 0 19 432429 X, Tenth impression 2003.
Folgende Anmerkungen dazu: Lass dich nicht von for "learners of English" abschrecken. In 23 Kapiteln werden die wichtigen Themen sehr schön behandelt mit recht viel Zusatz- und Hintergrundsinformation. Anders als beim Klassiker ( Student´s Companion...) sind hier die Daten und Zahlen aktuell. Unser Klassiker enthält sehr detaillierte Informationen, leider muss man aber sehr, sehr mühsam alle Zahlen selbst aktualisieren. Selbst die letzte Ausgabe ist schon mehrere Jährchen alt. Das heißt nicht, dass man den Student´s Companion ignorieren sollte, besonders dann nicht, wenn Prüfer gern sehen, dass der Prüfling mit diesem Buch vertraut ist. Wenn du irgendwie Zeit hast (3 Monate...), dann sind beide Bücher eine ideale Ergänzung.
Fall Interesse besteht für Landeskunde USA:
"American Civilization", (An introduction), von David Mauk und John Oakland, Routledge, ISBN 0-415-35831-0 (pb), fourth ed. 2005, € 23,90. Hier werden in 14 Kapiteln die entsprechenden Themen behandelt, Zahlen und Daten sind aktuell.
Ich wünsche dir Glück für´s Lernen und die Prüfung! Über einen Bericht hier im Forum würden wir uns sehr freuen.
LG,
Irmgard