Hallo Uwe,
die Frage, ob sich die Übersetzerausbildung in finanzieller Hinsicht lohnt, werde ich dir so pauschal nicht beantworten können.
Sie
kann sich durchaus lohnen, aber ob du als Übersetzer mal erfolgreich bist, hängt ja nicht nur davon ab, ob du die Prüfung bestehst und wie du sie bestehst. Es kommt vielmehr auch darauf an, wie
du eingestellt bist, welche persönlichen Voraussetzungen du mitbringst, ob du das Zeug und das Durchhaltevermögen und die Geduld aufbringst, den langen Weg von der Prüfung bis zur erfolgreichen Selbständigkeit bis zum Ende zu gehen (wobei - ganz zuende ist er ja nie, man kann immer noch ein bißchen weitergehen

).
Ich gebe dir mal ein Beispiel.
So habe ich beispielsweise bei der AKAD das Fernstudium zum staatl. gepr. Übersetzer absolviert und im vergangenen Jahr die Prüfung(en) erfolgreich bestanden. In diesem Jahr habe ich mich dann ermächtigen/beeidigen lassen, so daß ich nun beglaubigte Übersetzungen machen darf.
Bei uns in der Kanzlei kann ich meine Zusatzqualifikation mittlerweile auch sehr gut einbringen, auch wenn es mir in finanzieller Hinsicht (noch) nicht wirklich etwas bringt. Doch denke ich, die Erfahrung, die ich dadurch gewinne, ist unbezahlbar!
Verstehst du, ich habe die Prüfung erfolgreich bestanden und habe mich nun auf einen Weg begeben, der mich in ein paar Jahren

vielleicht-hoffentlich in die Selbständigkeit führen wird. Zur Zeit bin ich davon aber noch weit entfernt.
Direkt nach der Prüfung würde ich mich nicht selbständig machen wollen. Sicher, es gibt andere, die das tun und die damit auch Erfolg haben. Für mich persönlich sind jedoch die "Rahmenbedingungen" einfach noch nicht ideal, so daß ich es lieber erstmal so belasse, wie es ist, noch ein paar Zusatzqualifikationen sammle - was in Anbetracht der Lage draußen auf dem Markt imho übrigens unerläßlich ist - und erst
dann den Sprung ins eiskalte Wasser wagen werde. So plane ich es zumindest, soweit man in diesem Stadium überhaupt schon von Planen sprechen kann.
Was deine Aussage bezüglich "nur einer Sprache" angeht, so laß dir gesagt sein, daß dir diese "nur eine" Sprache vollauf genügen wird, wenn du "nebenher" Vollzeit arbeitest. Die Anforderungen bei der AKAD sind nämlich nicht zu verachten und es wird einem eine ganze Menge abverlangt. Ich habe das Studium in den vorgegebenen zwei Jahren durchgezogen, tendiere aber im Nachhinein mehr dazu, daß man sich mehr Zeit lassen sollte, wenn man sie braucht. Denn es war sehr, sehr mühsam.
Bereut habe ich es bis jetzt jedoch nicht. Denn selbst wenn es dir anfangs vielleicht so erscheinen mag, daß es ja doch nichts bringt und alles umsonst war - dem ist nicht so! Um nochmal auf mein Beispiel zurückzukommen: früher war ich im Büro, um es mal so negativ auszudrücken, eine bessere Tippse mit vielleicht überdurchschnittlichen Fremdsprachenkenntnissen, und entsprechend wurde ich "respektiert". Jetzt auf einmal sehen meine Chefs und auch Außenstehende, daß da mehr dahintersteckt; am Schluß habe ich bewußt immer mal wieder einzelne Andeutungen fallenlassen, so daß sichergestellt war, daß sie auch alles mitbekommen, was ich neben dem Job so an Weiterbildung betreibe.
Und auf einmal fällt der Respekt ganz anders aus...
Uwe2210 hat geschrieben:Ich mache hier in der Region die Erfahrung, dass sich für viele Firmen Fremdsprachensekretär, -korrespondent und Übersetzer irgendwie gleich anhört und immer nur nach der billigsten Lösung gesucht wird. Selbst Institute wie I. (Ihr könnt es Euch schon denken) suchen sich einfach irgendwelche Muttersprachler, die dann Sachen so übersetzen, wie sie es für richtig halten. Unabhängig vom erlernten Beruf und einer nicht vorhandenen Sprachausbildung.
Damit hast du leider, leider, leider recht. Und genau das war für mich mit ein Grund, warum ich mich dafür entschieden habe, diese Prüfung zu machen. Auch im Hinblick darauf, daß ich eine Ermächtigung/Beeidigung im Hinterkopf hatte, die ohne diese staatliche Prüfung nun mal nicht möglich ist.
Im übrigen gibt es einen sehr großen (und mM im Nachhinein fast schon als haarsträubend zu bezeichnenden) Unterschied zwischen den Ausbildungsinhalten Fremdsprachensekretär/korrespondent und Übersetzer.
Während meiner Ausbildung zur Fremdsprachenkorrespondentin haben wir auch schon Übersetzungen gemacht, allerdings ohne irgendwelche Grundlagen beigebracht zu kommen. Uns war überhaupt nicht bewußt, daß es sowas überhaupt gibt!
Das merkte ich aber erst später, als ich dann mitten im Übersetzerstudium steckte. Da fiel es mir dann sozusagen wie Schuppen aus den Haaren, als ich bemerkte, mit wie wenig Wissen und Kenntnissen ich die ganze Zeit ziemlich schwierige Übersetzungen erledigt hatte.
Aber wie gesagt, das war uns damals nicht bewußt und es ist heute viel zu vielen da draußen auch nicht bewußt.
Langer Rede kurzer Sinn:
Wenn du also wirklich Übersetzen lernen willst und eines Tages als Übersetzer arbeiten und damit deinen Lebensunterhalt verdienen willst, solltest du dich für den Fernstudiengang der AKAD entscheiden. Über eine zweite Sprache mach dir erstmal keine Gedanken - damit kannst du später immer noch nachziehen.
Schönen Freitag und ein schönes Wochenende!
Viele Grüße
Judith