Seite 1 von 2

Akademische Arroganz bis zum Abwinken

Verfasst: 18.05.05 18:54
von Reinold Skrabal
Akademische Arroganz bis zum Abwinken ...

Der Standesdünkel mancher „Diplom-Übersetzer“ und deren Bemühen, alle anderen Prüfungsarten und Berufsabschlüsse (insbesondere die in Deutschland hoch angesehene staatliche Ü-Prüfung) abzuwerten und am liebsten „ungeschehen“ zu machen, ist ja hinlänglich bekannt
und diesbezügliche Beispiele werden mir aus der Praxis immer wieder berichtet. Eine Ausbildungsinteressierte wandte sich hilfesuchend an fünf Diplomübersetzer und erhielt zu ihrem Erstaunen nur „extrem arrogante und überhebliche“ Antworten auf ihre Frage zu einzelnen Ausbildungsunterschieden und zur staatlichen Ü-Prüfung.

Wie erklärt sich diese Arroganz eigentlich? Ist sie eine Überreaktion auf das geringe Ansehen, das dieser Beruf in der Gesellschaft seit jeher genießt, ein ohnmächtiges Aufbäumen gegen die permanente Geringschätzung? Als Exportkaufmann und Außenwirtschaftler, der durch langjährige Industrietätigkeit einen pragmatischen Umgang mit der Sprache pflegt, stehe ich diesem Phänomen mit Erstaunen gegenüber.

Da steht er nun, der arme (Übersetzer-)Thor, der, wie Ortega y Gasset so treffend sagte, die „geringste aller Tätigkeiten in der geistigen Ordnung“ gewählt hat, aber noch die Zeit und Muße findet, Gift zu versprühen und seine Tätigkeit mit akribischer Hingabe in Klassen einzuteilen, deren oberste Kategorie er in der universitären Ausbildung zu finden glaubt und alles wutschnaubend bekämpft, was sich scheinbar unter diesem Niveau bewegt.

Wie steht es eigentlich um das berufliche Können dieser Leute, die sich bis zum Erbrechen selbst beweihräuchern und nicht müde werden, ihre Diplome gebetsmühlenartig hochzujubeln und dabei in praxisscheuen bzw. praxisfeindlichen Uni-Theoretikern noch willige Handlanger finden? Man ist ja schließlich versucht zu glauben, dass hohe Arroganz zumindest gleich hohe Leistungen produziert.

Kürzlich wurde mir wieder mal eine Übersetzung eines Scheidungsurteils (angefertigt von einem Diplomübersetzer (Muttersprachler!) und nachgeprüft (!) von einem weiteren Diplomübersetzer des betreffenden Ü-Dienstes im Rahmen des hochgelobten internen Qualitätsmanagements) mit der Bitte um Beglaubigung vorgelegt, die ich wegen stellenweise höchst unprofessioneller und teilweise falscher Fachausdrücke in der betreffenden Fremdsprache ablehnen musste.

Ein bedauerlicher Einzelfall? Mitnichten! Sprachlicher Schrott dieser Art wird täglich geliefert. Wenn er aber von „Kollegen“ geboten wird, die die akademische Ü-Ausbildung penetrant über den Schellenkönig loben und die Qualität ihrer Arbeit und deren fachliche Überprüfung in der Homepage in grandioser Selbstüberschätzung in die dritte Potenz erheben, dann ist dies nicht mehr nur peinlich, sondern abstoßend! Die Fehler standen in krassem Gegensatz zu den werblichen Aussagen in der Homepage.

Fehler machen wir alle, in jedem Beruf. Der seriöse Dienstleister ist jedoch bemüht, ständig an sich zu arbeiten und aus seinen Fehlern zu lernen. „Qualität kommt von Qual“, wie der vielfach ausgezeichnete Journalist Wolfgang Schneider treffend formulierte, und nicht von Überheblichkeit und schon gar nicht von einer papiernen Berufsbezeichnung. Auch an den Hochschulen und Universitäten wird mit Wasser gekocht und die Qualität der dort Lehrenden lässt teilweise sehr zu wünschen übrig. Nur äußerst wenige Lehrbeauftragte und Professoren sind pädagogisch ausgebildet und geprüft und Lehrerfahrung wird auf „learning by doing“ beschränkt. Durch meine langjährige Lehrtätigkeit an Universitäten kann ich ein Lied davon singen.

Kürzlich entdeckte ich im Skript eines promovierten deutschen Uni-Kollegen sage und schreibe 38 Deutschfehler. Im Leitartikel eines Übersetzer-Mitteilungsblattes (!) stellte ich einmal 74 Deutschfehler (teilweise schlimmster Art) fest. Die Verfasserin (Deutsche, M.A.) legte daraufhin sofort ihr Vorstandsamt nieder. Eine vor Gericht (LG Ulm)geladene beeidigte Diplom-Dolmetscherin eröffnete dem vollzählig angetretenen, staunenden Auditorium, sie traue sich das Dolmetschen nicht zu ..., sagte es und verschwand. Der Vorsitzende Richter war in höchstem Maße erbost.

Bedauerliche Einzelfälle? Mitnichten! Diese Beispiele ließen sich beliebig fortsetzen, aber wen regt das im Pisaland Germany eigentlich noch auf? Kleiner Betriebsunfall ... kurzes Achselzucken ... weiterwursteln. Dass uns ausländische Universitäten in der sprachlichen Ausbildungsqualität längst überholt haben, ist vielen noch gar nicht bewusst. Einer meiner ehemaligen Studenten beklagte sich kürzlich bitter über die miserable Qualität der Englisch-Lehrbeauftragten. Aber gehandelt wird nicht, das ist deutscher Hochschulalltag! An mehreren Universitäten kursieren hingegen Warnungen vor einer „nachdrücklichen Betonung der Praxisnähe“ und hinter vorgehaltener Hand wird an einer großen Universität im Südwesten Deutschlands die Devise verbreitet, Praxisbezug in der Ü- und D-Ausbildung sei unerwünscht. Dies widerspiegelt sich übrigens treffend und in schöner Regelmäßigkeit in den Leistungen vieler Hochschulabsolventen.

Die vielzitierte Aussage, „ein Übersetzer- und Dolmetscherstudium könne sinnvoll nur an einer Hochschule gelehrt werden“, gehört bei dieser praxisfeindlichen Denkweise endgültig in den Bereich der Grimmschen Märchen. Ein hoffnungsvoller Lichtblick in diesem Meer der zum Programm erhobenen Unfähigkeit und akademischen Arroganz ist einzig und allein die Universität Hildesheim, deren Konzept Maßstäbe setzt.

Leute, kommt runter von eurem akademischen Wolkenkuckucksheim und konzentriert euch auf das, was vom Berufsstand mit Fug und Recht verlangt wird: Qualität in Leistung und Ausbildung! Es gibt gestandene, berufs- und praxiserfahrene Kolleginnen und Kollegen, die seit 20 und mehr Jahren sogar ohne jede Ü- oder D-Ausbildung (!) hervorragende Arbeit leisten und fachlich wie sprachlich jeden Diplom-Pisaling in die Tasche stecken, der sein „Können“ allein auf seine papierne Qualifikation stützt und vor lauter Dünkel und Arroganz kaum noch laufen kann.

Senator E.h. Reinold Skrabal
Univ.-Lektor und Lehrbeauftragter für Außenwirtschaft, romanische Wirtschaftssprachen und Qualitätsmanagement

Kopie z.K. an die Vizepräsidentin des BDÜ, Frau Antje Kopp

Re: Akademische Arroganz bis zum Abwinken

Verfasst: 19.05.05 14:51
von Tatjana
Lieber Herr Skrabal,

da haben Sie sich ja ganz schön Luft verschafft! :wink:

Dies ist ja aber auch eines meiner Lieblingsthemen! Was das Niveau der staatlichen Prüfung angeht, brauchen wir uns sicherlich nicht zu verstecken. Und nur weil wir keine Linguistik-Fachkenntnisse haben (die zum guten Übersetzen wohl auch nicht unbedingt zwingend erforderlich sind), sind wir staatlich geprüften nicht besser oder schlechter.

Es ist wohl erwiesen, dass in Karlsruhe auch schon einige Diplom-Übersetzer durch die Prüfung dort gefallen sind, weil ihnen der mangelnde Fachbezug fehlte und sie ohne ihre Wörterbücher recht hilflos waren.

Ich denke die Arroganz erklärt sich bei vielen dieser Leute allein durch die Tatsache des Diploms. Es ist ja nun leider in Deutschland auch so, dass man auf solche Titel viel Wert legt. Dagegen wäre ja auch nichts zu sagen, wenn gleichzeitig die Qualität damit einher ginge.
Ihre Beispiele aus der Praxis zeigen es aber doch wieder allzu deutlich: ein Titel allein macht noch keinen Meister (bzw. einen guten Übersetzer). Dies gilt in gleichem Maße natürlich auch für staatlich geprüfte, denn auch hier heißt die bestandene Prüfung nicht gleichzeitig, dass man gut ist. Diese Qualität ist ein Lernprozess, den man sich über die Jahre hinweg aneignen muss.

Der Ansatz sollte wirklich der sein, in die Unis mehr Praxis reinzubringen und vor allem auch die Dozenten aus der Praxis zu rekrutieren (aber wahrscheinlich muss man DAFÜR schon wieder einen Professorentitel haben - seufz).

In jedem Fall ist die Ausbildung immer erstmal die Basis auf die man aufbaut, ganz gleich wo man sie erworben hat.

Viele Grüße

Tatjana
Staatlich geprüfte Übersetzerin
Öffentlich bestellte und beeidigte Urkundenübersetzerin
Bankkauffrau

(mehr Titel hab ich leider nicht zu bieten ;-))))

Verfasst: 20.05.05 07:42
von pinkpanther
Hallo!

Meinen beiden Vorrednern kann ich mich nur anschließen, es ist wirklich so. Traurig, aber wahr.

Wir "nur" staatlich geprüften Übersetzerlein müssen uns garantiert nicht verstecken, wie du, Tatjana, schon sehr treffend schriebst; man muß sich nur mal anschauen, wie viele in Karlsruhe durchfallen und wie schnell das vor allem auch geht. Ich denke, auch wenn wir nach bestandener Prüfung erst loslegen und uns über das Zeugnis hinaus "wertvoller" machen (z.B. durch Beeidigung/Ermächtigung und sonstige Erfahrungen), so haben wir doch eine sehr gute Basis. UND wir können stolz auf das sein, was wir erreicht haben, auch wenn da eben nicht Diplom draufsteht.

Leider sehen das auf dem Arbeitsmarkt da draußen nur wenige so. Deutschland ist Bürokratieland, d.h. je mehr Titel man vorzuweisen hat, umso *besser* ist man (in den Augen so manches Chefs automatisch auch als Mensch :? ), ganz gleich, ob das nun auch der Realität entspricht oder nicht.

Schaut man sich die Stellenanzeigen an - die wenigen, die es in dieser Richtung gibt -, so findet man schnell heraus, daß die meisten ausdrücklich Diplom-Übersetzer suchen. Mit so einem kleinen staatlich geprüften, der vielleicht noch nicht mal eine Uni überhaupt von innen gesehen hat (wie es auch bei mir war, bis zu diesem Seminar in Geislingen :wink: ), geben die sich doch überhaupt nicht ab. Auch das trägt natürlich zu einer weiteren Steigerung der "akademischen Arroganz" bei. Völlig logisch.

Ein einziges Mal habe ich eine Anzeige gesehen, in der beides gesucht wurde, *entweder* mit Diplom *oder* staatlich geprüft. Ist das dann automatisch eine "schlechtere" Stelle, weil die beides suchen? Schreckt das vielleicht einen Diplom-Übersetzer ab, sich zu bewerben, weil er Angst hat, es könne sein Diplom abwerten, wenn er sich auf eine Stelle bewirbt, für die sich auch jemand mit staatl. gepr. Abschluß eignen könnte? So mancher "Würdenträger" mag das denken.

Das Problem der Kombination Titel/mangelnde Qualität verstärkt sich gerade bei der englischen Sprache noch dadurch, daß jeder Englisch kann bzw. meint, es zu können. Und wenn dann noch ein Diplom mit dazukommt, sind wir gänzlich unschlagbar. Da ist es dann auch egal, wenn Fehler drin sind - es steht doch "Diplom" drauf!
Aber auch bei den anderen Sprachen ist das Problem nicht zu vernachlässigen - die o.g. Kombination Titel + mangelnde Qualität = Arroganz gibt es wohl überall.

Sehr gut finde auch ich den möglichen Ansatz, mehr Praxis reinzubringen und nicht irgendwelche angestaubten Profs unterrichten zu lassen, deren Welt nur aus den sie umgebenden vier Wänden und dem Dach ihrer Universität besteht und schon immer bestand, sondern die wirklich auch mal draußen waren und wissen, worauf es ankommt. Das wäre doch ein großer Schritt nach vorne. Vielleicht würde sich dann wirklich mal etwas ändern.

Die Diplomierten wären dann zwar vielleicht nicht weniger arrogant, aber womöglich hätten sie eine bessere Grundlage für diese Arroganz. :?

Viele Grüße
Judith

Verfasst: 20.05.05 09:34
von -Christian-
Hallo Herr Skrabal,
hallo liebe LeserInnen dieses Forums,

ich stimme euch voll und ganz zu. Dieser akademischen Arroganz bin ich auch schon sehr oft begegnet. Sie beschränkt sich leider nicht nur auf den Sprachmittlerbereich. In allen vier Berufen, die ich erlernt habe, bin ich immer wieder auf "Kollegen" gestoßen, die zwar tolle Diplome haben, aber in der Praxis damit wenig anfangen können.

Ist ein Diplom-Übersetzer, der ohne jeglichen Bezug zur Praxis acht Semester unter seiner universitären Käseglocke in seinen Wörterbüchern verzweifelt nach passenden Übersetzungen sucht, wirklich besser als ein staatl. geprüfter Übersetzer, der häufig auch schon vor Beginn seiner Ü-Ausbildung Erfahrungen in vielen Bereichen der Wirtschaft erworben hat? Entscheidend ist doch nicht das Diplom, sondern die Erfahrungen, die man in einem Beruf im Laufe der Jahre gesammelt hat. Es mag ja interessant sein, sich mit allen möglichen Translationstheorien auseinander zu setzen, aber was nützt mir das für meine spätere Tätigkeit als Übersezter? Nichts!

Zu diesem Thema habe ich hier im Forum einen Beitrag von Herrn Skrabal gefunden, der mir aus der Seele spricht:
Herr Skrabal schrieb:
...
Leute, verabschiedet euch vom reinen Statusdenken, vergesst den Schnick-Schnack theorieverliebter sprachlicher Geisterfahrer, die euch die Vorzüge des einen oder anderen Titels einreden wollen. Nagelt euer Diplom oder eure Prüfungsurkunde stolz an die Wand. Entscheidend ist aber, wie viele Kunden vor der Tür stehen. Vergesst ferner nicht, dass die Praxis der wahre Zucht- und Lehrmeister ist und der gesamte theoretische Unterbau der Ausbildung ein müder Abklatsch gegenüber den späteren Anforderungen ist...
Mehr dazu findet ihr hier: http://www.fernstudenten.de/viewtopic.p ... xspektakel

Und genau darum geht es: Praxis! Aber sehen das die potentiellen Arbeitgeber auch so? Leider nicht. Genau wie Judith habe ich auch die Erfahrung gemacht, dass man auf ein Diplom offensichtlich größeren Wert legt als auf praktische Erfahrungen. Ein Arzt muss einen Doktortitel haben; ein Übersetzer muss ein Diplom haben! Wann verabschieden wir uns endlich von diesem Statusdenken?

Viele Grüße und ein sonniges Wochenende
Christian

Verfasst: 20.05.05 11:14
von Alexandra
Hallo Tatjana, Buddel, Judith und der Rest der Forums Community!

lasst euch nicht von eurem Weg und eurem Ziel abbringen - gerade wenn die Situation alles andere als leicht und rosig erscheint und man in Deutschland zunehmend grossen Wert auf Titel legt. Niemand ist ein besserer Mensch und fuer einen Job geeigneter nur weil er einen akademischen Abschluss hat!!!

Diejenigen, die meinen, ihren akademischen Grad staendig erwaehnen zu muessen bzw. sich in einem Vakuum einigeln, haben es offensichtlich bitter noetig. Ein Studium sollte meiner Meinung nach immer noch in erster Linie aus persoenlichen Interessen heraus durchgezogen werden und nicht weil man sich hinterher "Diplom-Irgendetwas" nennen kann.

Als jemand, der vorher eine akademische Ausbildung durchlaufen hat und jetzt das Uebersetzerdiplom der AKAD hat, stehe ich im Uebersetzen genauso am Anfang wie jeder andere auch. Der Abschluss ist ein allererster Schritt, da macht auch ein Diplom keinen grossen Unterschied, denn wie bereits mehrfach erwaehnt, Anerkennung in jedem Beruf waechst durch Leistung und den Willen gut zu sein, egal was ihr macht.

Ein Studium kann ein Tueroeffner sein, muss es aber nicht, es gibt mittlerweile aufgrund des grossen Wettbewerbs und der angespannten Areitsmarktlage genuegend Absolventen die trotz Studium kein Bein auf den Boden bekommen, weil sie dem Trugschluss aufgesessen sind, sie haben ja ein Diplom und werden mit offenen Armen empfangen. Man kann auch an der Realitaet vorbeistudieren, wenn man die Zeichen der Zeit nicht rechtzeitig erkennt und die Theorie mit der Praxis kombiniert. Diejenigen, die nur in ihrem "Elfenbeinturm" sitzen, werden frueher oder spaeter boese erwachen - auch und gerade mit Diplom, wenn man sonst nichts vorzuweisen hat. Die rosigen Zeiten sind schon lange vorbei!

Deshalb, egal was ihr macht, egal wofuer ihr euch entscheidet, geht euren Weg und verfolgt eure persoenlichen Ziele. Ich denke alle, die in einem Fernstudium einen Abschluss erwerben, verdienen Anerkennung und Achtung egal ob staatlich gepruefter Abschluss oder Diplom und was man hinterher draus macht, obliegt jedem selbst.

Ich wuensche euch jedenfalls, dass ihr auf Menschen trefft, die eure Leistung, Passion fuer die Sprachen und eure Persoenlichkeit mehr schaetzen als nur auf den Abschluss schauen.

In diesem Sinne ein schoenes Wochenende,

Gruss,
Alexandra

Verfasst: 20.05.05 13:45
von Alexandra
Noch ein Nachtrag:

Ein Studium vermittelt in erster Linie die theoretischen Grundlagen ein komplexes Themengebiet eigenstaendig zu bearbeiten - nicht mehr und nicht weniger! Die Entscheidung dafuer oder dagegen trifft jeder persoenlich. Ein Studium ist eine erste theoretische Platform (kein Ruhekissen), die man mit der Praxis verknuepfen sollte, will man denn Erfolg und Anerkennung im Markt haben.

Es ist jedoch in keinster Form ein "Freifahrtsschein", auf dem man sich als Absolvent/in auf Dauer ausruhen kann - gerade in einer so hektischen Zeit, wo Wissen jeglicher Art ganz schnell wieder veraltet und staendig neue Erkenntnisse hinzukommen. Der Weg ist ein steiniger, egal ob mit Diplom oder staatlich geprueft. Darueber sollte sich jeder bewusst sein und Arroganz und Ueberheblichkeit seitens Diplom-Inhaber ist mit Sicherheit in keinster Form in diesem Zusammenhang angebracht.


Egal fuer welche Ausbildung man sich entscheidet/entschieden hat, ganz wichtig ist sein persoenliches Ziel niemals aus den Augen zu verlieren. Statt sich gegenseitig das Leben schwer zu machen, sollte man sich lieber kontinuierlich den eigenen Interessen bezogen weiterzubilden, um auf dem hart umkaempften Arbeitsmarkt mit oder ohne Diplom auf Dauer bestehen zu koennen. Es ist an der Zeit, die kleinkarierten Duenkeleien zu beenden und dazu ueberzugehen, gegenseitig von einander zu profitieren und sich auszutauschen. Nur dann kann sich dieser Berufstand auf Dauer eine Basis fuer Erfolg und Anerkennung schaffen.


Gruss aus London,

Alexandra

Verfasst: 20.05.05 13:57
von pinkpanther
Hallo!

Was ich an der ganzen Sache noch viel schlimmer finde, ist, daß viele Leute, die den Unterschied nicht kennen oder auch nicht sehen wollen :!: , "staatlich geprüft" und *sonstwie* geprüft (geprüfter Übersetzer IHK - ohne staatlich, ohne alles) gerne in einen Topf werfen. Darunter leider auch einige der oben beschriebenen Diplom- und Würdenträger.

Eine neue Kollegin hier ist sich dieses Unterschieds auch (noch) nicht bewußt, obwohl sie sich gerade selbst auf diese IHK-Übersetzerprüfung vorbereitet. Sie ist der Meinung, der Abschluß nenne sich "staatlich", was ich aber bezweifle, da das aufgrund der im Vergleich zum OSA Karlsruhe fast als "locker" zu bezeichnenden Prüfungsvoraussetzungen einfach nicht sein kann.

Das Schlimme daran ist jedoch - für unsere Brötchengeber wird das wohl nicht wirklich ein Unterschied sein.
Ich bin zwar ein paar Jahre älter als die neue Kollegin, werden sie denken, und ich habe einige Zeit und einiges an Geld in diese Fernstudiengänge investiert, aber das, was die jüngere Kollegin da macht, hat sicher den gleichen Wert.
Und wenn sie sich dann erstmal auf diese Schiene eingeschossen haben, ist daran nicht mehr zu rütteln (Erfahrungssache! :? )...

Das ist die akademische Arroganz sozusagen von der anderen Seite aufgedröselt: Die Herren haben alle studiert und bis auf eine Ausnahme auch alle einen Doktortitel in der Tasche, aber auf uns wird einfach lächelnd herabgesehen, wir werden nicht *wirklich* ernst genommen.

Ein Fernstudium zu machen bzw. gemacht zu haben und alle damit verbundenen Anstrengungen/Belastungen auf sich genommen und es letztendlich geschafft zu haben, bedeutet also nicht bei allen Arbeitgebern automatisch auch eine höhere Wertschätzung der betreffenden Person.

Erst seitdem ich den Herren regelmäßig neu erworbene Qualifikationen quasi mit dick Butter und mit Marmelade verziert aufs Brot geschmiert serviere, scheinen sie mich *etwas* ernster zu nehmen. Aber muß es das wirklich sein?

Ich denke bereits jetzt fast mit Schrecken an den Tag, an dem die neue Kollegin mit ihrem frisch erworbenen IHK-Übersetzerzeugnis ankommt, und ich sehe schon vor meinem inneren Auge, wie ich vergeblich versuche, irgendjemandem einen Unterschied zu erklären, der "nur" in dem Wörtchen "staatlich" besteht (und somit für der Wirklichkeit etwas entrückte Akademiker nicht sichtbar und damit nicht existent ist). :roll:

So schnell gebe ich aber nicht auf - wie Alexandra schon sagte: man muß immer weitermachen, auf seinem Weg stur immer weitergehen, nur dann kann man sein Ziel (das auch in Anerkennung besteht) erreichen.
Und wenn das Ziel darin besteht, daß man irgendwann auch von den Doktoren, deren Angestellte/r man ist, mehr Respekt entgegengebracht bekommt - das ist eigentlich auch schon was wert. Wenngleich der Weg dahin oft steinig ist.

Euch allen ein schönes Wochenende!

Liebe Grüße
Judith

Verfasst: 20.05.05 19:41
von Italy_Andy
Hallo zusammen!

Ich kann Euren Aerger sehr gut nachvollziehen. Allerdings hoert sich diese Diskussion schon fast so an, als waere der staatlich gepr. Uebersetzer der Abschluss schlecht hin - noch vor jedem akademischen Abschluss. Aber ganz so sieht die Welt wohl auch nicht aus.

Viele Gruesse!
Andy

Verfasst: 21.05.05 11:32
von Mareike Stadler
Hallo zusammen,

mit Interesse habe ich die Diskussion verfolgt und möchte dazu auch noch gerne meine Meinung bekanntgeben.

Ich selbst habe beim bekannten SDI in München die Vorbereitung für den staatlich geprüften Übersetzer gemacht und bestanden und mich nach ein zwei Jahren jedoch dazu entschieden noch das Diplom zu machen (FH München, den Studiengang gibt es leider nicht mehr, wurde Sparmaßnahmen zum Opfer). Ich hatte schon während der Ausbildung sehr schnell festgestellt, dass das Diplom doch eine nicht zu unterschätzende Außenwirkung hat und mir Türen öffnen kann, die ich ohne den akademischen Abschluß nicht hätte. In zunehmendem Maße wird es von bestimmten Arbeitgebern (Verwaltung, int. Behörden, große Unternehmen, gerade auch im Süddeutschenn Raum) mittlerweile vorausgesetzt. Dies ist doch seit vielen Jahren bekannt und nicht unbedingt etwas Neues.

Das Auswärtige Amt in Berlin sowie auch das Europäische Patentamt waren auch dieses Jahr wieder in München beim SDI und haben dort bei einem Informationsabend über Einstiegschancen Absolventen explizit mitgeteilt, dass dort der staatliche Abschluß nicht ausreicht, falls man eine Zukunft/Karriere in diesem Bereich planen sollte. Somit verstehe ich die Diskussion hier nur teilweise, wenn die Unternehmen das explizit den Absolventen sagen und sich darauf aufmerksam machen welche Möglichkeiten sie mit ihrer Ausbildungswahl haben. Die AKAD ist zwar eine Fernstudienorganisation, dennoch gibt es auch hier Möglichkeiten sich vorher zu informieren, welche Möglichkeiten man hinterher hat. Das sollte man zumindest annehmen, wenn man das privat in seiner Freizeit macht und Geld dafür bezahlt, oder?

Noch was zum Thema Arroganz: die gibt es auf beiden Seiten! Nicht nur bei den Diplom-Inhabern sondern auch bei den staatlich geprüften Übersetzern ist dieser Hang vermehrt zu beobachten! Da kann ich auch ein Lied von singen. Die staatliche Prüfung ist schwer, das bestreitet niemand, ein Studium und die Diplom-Prüfung ist auch nicht zu unterschätzen und die Diplom-Arbeit ebenso nicht. Es sind unterschiedliche Zielrichtungen in denen sich die rein anwendungsbezogene staatlich geprüfte Übersetzerausbildung von der akademisch theoretisch orientierten Ausbildung unterscheidet. Deshalb ist eines nicht besser oder schlechter als das andere. Der Aufbau ist unterschiedlich, auch wenn die Prüfungstexte am Ende sich sehr ähneln. Jedoch kommt bei dem Diplom-Abschluß ja noch ein bisschen mehr dazu. Beides ist nicht schlecht und hat Vor- und Nachteile!

Das Studium hat mir Wissen vermittelt, dass ich so in der Ausbildung nicht bekommen habe, allen voran der Umgang mit Übersetzungskritik und wie man am besten damit beim Kunden umgeht, der Aufbau von Terminologien, CAT-Instrumente uva.


Dazu ist festzuhalten, dass die Liebe zu den Sprachen alleine auf keinsten Fall ausreichend sind wenn man davon hinterher leben. Es gehören handfeste Fachkenntnisse in mindestens einem zusätzlichen Fach-Bereich dazu. Gerade für diejenigen, die vielleicht planen, sich früher oder später selbständig zu machen. Da ist ein Studium in einem naturwissenschaftlichen oder betriebswirtschaftlichen oder juristischen Fach nicht schlecht und zeigtdem Kunden klar die nötige Fachkompetenz. Diese ist allerdings weiter auszubauen und kontinuierlich zu entwickeln.

Ich bin durch Zufall auf dieser Webseite gekommen, was mir hier nicht gefällt, ist die sehr gezielte einseitige Darstellung der Ausbildung. Etwas Objektivität und gegenseitige Achtung wäre vielleicht nicht schlecht statt einen Keil hineinzutreiben. Darüber hinaus, jeder ist seines Glückes Schmied und sollte sich vorher genau informieren, welche Möglichkeiten die verschiedenen Ausbildungsgänge im Rahmen der Globalisierung bieten. Dann muß es hinterher auch nicht zu solchen Diskussionen kommen.

Wie auch immer ihr euch entscheidet oder entschieden habt. Alles Gute weiterin!

Mareike Stadler,

staatlich geprüfte Übersetzerin und Diplom-Fachübersetzerin (FH) sowie Bachelor of Business Administration Absolventin

Verfasst: 21.05.05 18:18
von Alexandra
Hallo nochmal liebe Forums Community,

nachdem ich nun schon eine Weile meinen Lebens- und Arbeitsmittelpunkt auf die Insel (GB) verlegt habe, habe ich mich heute mal mit einem hiesigen Uebersetzer (Projektleiter eines Exportunternehmens) unterhalten, in wie weit dieses in diesem Thread beschriebene "Tauziehen" auch hier bekannt ist bzw. eine grosse Rolle spielt.

Generell pflegt man hier einen vergleichsweise etwas "moderateren" Umgang bezueglich diverser Abschluesse miteinander, wenn denn aufgrund des Lebenslaufes zu erkennen ist, dass der Bewerber das noetige Potential/Reife mitbringt, einen Job erfolgreich auszufuellen.

In Bezug auf die Sprachmittlerbranche heisst das, dass sich hier Uebersetzer/Berufsanfaenger (egal wie geprueft oder welches Papierchen sie haben) bei Stellenausschreibungen in Unternehmen einem Eingangstest zur Ueberpruefung genereller Eignung unterziehen muessen. Meist handelt es sich dabei um Texte aus dem Unternehmensumfeld der jeweiligen Firma, die man in einer vorgegebenen Zeit mit Hilfsmitteln in die eigene Muttersprache uebersetzt. Dabei wird in der Regel das klassische "mother-tongue-principle" angewendet)

Dies gilt fuer "graduate translators mit BA oder MA Abschluss" ebenso wie fuer Absolventen, die den sehr bekannten und angesehenen "Diploma in Translation-Abschluss des Institute of Linguistics (IOL) in der Hand halten. (Ich denke, dass aehnelt vom Prinzip her der Staatspruefung in Deutschland)

Das dann vorliegende Ergebnis des Tests (Fehlerquotient, Ausdruck etc.) und nicht der auf Papier erworbenen Abschluss entscheidet, ob der Bewerber/in in die naechste Runde (sprich Vorstellungsgespraech) kommt. Das heisst nicht, dass man demjenigen, der ein Diplom hat, das Vertrauen abspricht, aber er muss es eben beweisen, dass er sein theoretisch erworbenes Wissen adequat umsetzen kann. Dieses Vorgehen in der Sprachmittlerbranche hat sich sehr etabliert und erlaubt eine neutrale Ueberpruefung der eigentlichen Kenntnisse und Faehigkeiten. Ausserdem entspricht es dem traditionellen EEO-Principle (Equal Employment Opportunity-Prinzip), das sich hier durchgesetzt hat.

Vielleicht sollten Personalverantwortliche mal grundsaetzlich darueber nachdenken, ob dies nicht ein besserer Weg waere, den geeigneten Kandidaten/Berufsanfaenger fuer die ausgeschriebene Stelle zu bekommen, als ein regelmaessiges "Tauziehen" ueber den angeblich qualifiziertesten Abschluss zu veranstalten und sich selbst dabei zu wichtig zu nehmen.

Wie auch immer, nicht alles, was von der Insel kommt, ist unbedingt empfehlenswert. Aber diesen Ansatz, der hier auch in vielen anderen Branchen angewendet wird, z.B. Ausfiltern mittels klassischer Fallstudienbearbeitung (case-studies), finde ich sehr pragmatisch. Dies sagt weit mehr ueber die Faehigkeiten und Kompetenzen und das methodisches Vorgehen eines Bewerbers aus als eine lange Liste von aufgezaehlten und gedruckten Errungenschaften, die bisher nie praktisch umgesetzt wurden.

So long - mein Wort zum Sonntag,

Alexandra

Verfasst: 24.05.05 14:48
von Tatjana
Hallo Andy, Alexandra und Mareike (und alle anderen, die mitlesen)

Andy, Du schriebst:
Allerdings hoert sich diese Diskussion schon fast so an, als waere der staatlich gepr. Uebersetzer der Abschluss schlecht hin - noch vor jedem akademischen Abschluss. Aber ganz so sieht die Welt wohl auch nicht aus.

Da hast Du Recht und ich wollte auch keineswegs solch einen Anschein erwecken. Es geht lediglich darum, dass der Abschluss allein, nur weil es ein Diplom ist, nicht automatisch den besseren Übersetzer ausmacht und somit die Arroganz nicht rechtfertigt.

Mareike, genau das ist doch das Problem: sobald Diplom draufsteht, denkt man, dass derjenige automatisch besser geeignet ist. Natürlich können da die Diplom-Inhaber nichts dafür, das ist mir schon klar. Aber dennoch rechtfertigt das auch nicht deren Arroganz gegenüber den anderen. Ach ja, natürlich hast Du auch Recht damit, dass es auf beiden Seiten Arroganz gibt; Menschen sind nun mal so... ;-)))

Du schriebst auch, dass man sich doch vorher über die Zukunftschancen informieren kann, bevor man bei der AKAD das Studium beginnt. Natürlich kann man das, und natürlich habe ich das auch getan, aber wenn einem nun mal nur die Möglichkeit des Fernstudiums bleibt, dann gibt es eben nur diese eine Möglichkeit, einen vernünftigen Abschluss zu bekommen. Da kannst Du dann aber nicht die AKADianer verantwortlich machen, so nach dem Motto „hättet ihr halt gleich richtig studiert“; schließlich hat jeder seine guten Gründe, warum er NICHT an die Uni/FH gehen kann oder will.

Was Deine Kritik angeht, dass hier die Ausbildung gezielt einseitig dargestellt wird: das mag daran liegen, dass es sich hier um das Fernstudenten-Forum handelt und somit natürlich diese Studiengänge das Hauptthema sind.

Wenn ich könnte, würde ich vielleicht auch noch ein Diplom dranhängen, aber leider habe ich nicht die finanziellen Mittel (und auch nicht den finanzkräftigen Mann), die mir das ermöglichen. Also versuche ich, mich weiter als staatlich geprüft durchzuschlagen. By the way: MIR ist es bisher bei Firmen noch nie passiert, dass sie lieber einen mit Diplom hätten; ich biete Probeübersetzungen an, durch die sich die Firmen von meiner Kompetenz überzeugen können und wissen, was sie kriegen.

Wir sitzen letztendlich doch alle im selben Boot!

Viele Grüße
Tatjana

Verfasst: 24.05.05 15:33
von marcomondavi
Tatjana hat geschrieben:Hallo Andy, Alexandra und Mareike (und alle anderen, die mitlesen)

Es geht lediglich darum, dass der Abschluss allein, nur weil es ein Diplom ist, nicht automatisch den besseren Übersetzer ausmacht und somit die Arroganz nicht rechtfertigt.
Hi Tatjana und alle Anderen!

Ich verstehe gar nicht, wie hier die Diskussion um angebliche Arroganz der Akademiker entstanden ist. Ich bin auch im Diplom-Studiengang. Ich tausche mich auf viel mit anderen Übersetzern aus und hatte noch nie den Eindruck, dass sich die Akademiker überdurchschnittlich arrogant verhalten.

Streitigkeiten gibt es natürlich immer mal wieder. Aber nicht nur zwischen Dipl.-Übers. und staatl. gepr. Übersetzern. Genauso streiten sich auch staatlich geprüfte Betriebswirte mit Dipl. Betriebswirten.

Ich finde das ganze unsinnig, da man Äpfel mit Birnen vergleicht. Zwar nennen sich beide am Ende Übersetzer bzw. Betriebswirte, doch die Ausbildungen sind völlig verschieden, die Inhalte ebenso. Bei dem einen handelt es sich um einen anwendungsorientierten Fortbildungsberuf, bei dem anderen um ein wissenschaftliches Studium. Beides ist gut, beides hat seine Berechtigung.

Genauso unsinnig ist es zu sagen, das der Eine mehr Fehler in der Praxis macht und der andere weniger. Es gibt gute Dipl. Übersetzer, mittelmäßige und schlechte. Es gibt gute staatl. gepr. Übersetzer, mittelmäßige und schlechte.

Ich finde es auch unsinnig sich als staatl. gepr. Übersetzer über die Arroganz der Dipl.-Übersetzer zu beschweren, an andere Stelle aber die IHK-Übersetzer abzuwerten. Ist doch das gleiche Spiel, oder?

In diesem Sinne konzentriere ich mich jetzt lieber auf mein weiteres Studium und vertraue auf meine eigenen Fähigkeiten.

Viele Grüße,
marcomondavi

Verfasst: 25.05.05 07:35
von pinkpanther
Hallo marcomondavi,

ich nehme an, mit der Abwertung der IHK-Übersetzer war ich gemeint.

Hierzu möchte ich etwas klarstellen. Wenn ich der IHK-Prüfung gegenüber gewisse Vorbehalte habe, dann NICHT, weil ich diese Leute für schlechtere Menschen oder miese Übersetzer halte.
Vielmehr habe ich mich zwischenzeitlich ein bißchen mit dem IHK-Übersetzer auseinandergesetzt.

So weiß ich jetzt, daß man diese Prüfung (bislang jedenfalls) allein aufgrund einer vorherigen Prüfung bspw. zum/zur Fremdsprachenkorrespondenten/Fremdsprachenkorrespondentin ablegen kann.
Und wenn ich dran denke, wieviel Ahnung ich damals nach eben dieser Prüfung zum Abschluß meiner Ausbildung vom Übersetzen hatte, es aber trotzdem "durfte" - die Ahnung ging gegen Null, und die Lerninhalte dieser Ausbildung dürften sich inzwischen nicht großartig verändert haben -, dann wachsen mir graue Haare, wenn ich dran denke, daß jemand mit dieser Prüfung, der nie richtig gelernt hat, was Übersetzungstechnik ist und worauf es dabei ankommt, quasi eine Abkürzung nimmt und dasselbe beansprucht wie ich, nachdem ich weitaus mehr Zeit und Geld in die Sache investiert habe und immerhin behaupten kann, daß ich eine zielgerichtete Ausbildung erfolgreich absolviert habe.

Jeder macht Fehler, und keiner ist perfekt; es gibt überall Gute und Schlechte, ganz gleich, in welchem Berufsfeld man sich umschaut.

Deshalb war das mit dem IHK-Übersetzer, wie bereits eingangs erwähnt, keineswegs als Abwertung zu verstehen. Wenn du mal drüber nachdenkst, welche Unterschiede so in der Realität zwischen diesen beiden Abschlüssen liegen, und dich dann in die Lage versetzt, daß dir eben jemand mit dieser Prüfung "das Wasser abzugraben droht", um es mal so kraß zu formulieren - das würde dir auch nicht gefallen, oder?

Klar, ich bin dafür, daß jeder eine Chance haben sollte, auch deshalb ist es nicht als abwertend zu verstehen, wenn ich sage, daß ich ein Problem damit habe, wenn mir jemand etwas "wegnimmt", was ich mir in jahrelanger harter Arbeit geschaffen habe, und der noch nicht mal über eine einschlägige Ausbildung verfügt. Wenn der/die Betreffende mal über etwas mehr Erfahrung verfügt und sich vielleicht noch ein bißchen mit der entsprechenden Thematik auseinandergesetzt hat, können wir da schon gerne drüber reden. Nur eben jetzt noch nicht, wie die Dinge derzeit liegen.

Es ging mir hierbei allein um diesen einen konkreten Fall. Dadurch mache ich weder mich besser noch die IHKler schlechter. Ich hoffe, daß sich sonst niemand hier durch meine Beiträge angegriffen fühlt.

Euch allen da draußen einen schönen Tag.

Judith

Verfasst: 25.05.05 09:36
von marcomondavi
Hi Judith!

Ich hatte das schon so verstanden, wie Du es erklärt hast und auch eigentlich gar nichts dagegen einzuwenden.

Hier wurde aber diskutiert, dass ein Abschluß wie der Dipl.-Übersetzer eine Person nicht automatisch zum guten Übersetzer qualifiziert, nur aufgrund der Tatsache, dass die Ausbildung umfangreicher bzw. wissenschaftlicher ist.

Das bedeutet für mich im Gegenzug, dass eine Ausbildung zum Übersetzer IHK eine Person nicht automatisch zum schlelchten Übersetzer macht, nur weil die Ausbildungsinhalte am geringsten sind.

Viele Grüße,
marcomondavi

AKADMISCHE aBSCHLÜSSE

Verfasst: 28.05.05 09:11
von Froschkönig
Realistisch gesehen haben die diplomierten Übersetzer die besseren
Chancen. Ob gut oder nicht - es ist so !