Hallo zusammen,
um einige Befürchtungen auszuräumen, möchte ich mal etwas zu diesem Akkreditierungsvorgang schreiben und seine Konsequenzen klarstellen.
Zunächst mal: Die WHL-Lahr gehört zwar dem selben Unternehmen und ist in dem selben Gebäude untergebracht wie die FH-Lahr. Beide Hochschulen sind aber voneinander völlig unabhängig. Die Akkreditierung des Wissenschaftsrats bezog sich ausschließlich auf die WHL-Lahr und ihre UNI-Abschlüsse. Die Fachhochschulen der AKAD standen niemals zur Debatte und werden aufgrund ihrer ausgezeichneten Qualität und hoher Anerkennung in der Wirtschaft und seitens der Bildungsministerien wohl auch niemals zur Debatte stehen.
Außerdem: Es muss niemand befürchten, dass die bisherigen Abschlüsse an der WHL aberkannt werden. Die Titel einer staatlich zugelassenen FH oder Uni behält man auf Lebenszeit. Und solange das Land Baden-Württemberg der WHL nicht die staatliche Anerkennung verweigert, wird man auch weiterhin an der WHL z.B. den Diplom-Kaufmann/-Kauffrau machen können, der meiner Meinung nach wegen seiner Praxisorientierung den staatlichen Universitäten mindestens ebenbürtig, wenn nicht sogar überlegen ist. Ein wirklich leistungsorientiertes Unternehmen stellt nun mal lieber einen Diplom-Kaufmann von der AKAD ein, da er meist über jahrelange Berufserfahrung verfügt, Eigenständigkeit gelernt hat, selbstdiszipliniert ist und das gelernte Wissen des Studiums unmittelbar anwenden konnte. Ein Diplom-Kaufmann von der staatlichen Uni muss dagegen erst mal ganz langsam in die Berufswelt und deren Realität eingeführt werden, während damit nach einiger Zeit sein Wissen wirkungslos verpufft. Mag sein dass einigen Unternehmen die Absolventen staatlicher FHs oder Unis lieber sind, weil sie sie besser formen können oder weil sie gegenüber anderen Abschlüssen ignorant eingestellt sind. Solche Unternehmen wird es immer geben, fragt sich nur wie erfolgreich.
Zurück zur Akkreditierung:
So wie ich es verstanden habe (von der AKAD erhält man leider nicht allzu viele Informationen dazu), wollte die WHL zwei neue Master-Studiengänge (Intercultural Management und Finance and Banking) sowie das Promotionsrecht einführen. Darüber kann nur das jeweilige Bildungsministerium entscheiden, in diesem Fall das des Landes Baden-Württemberg. Dafür hat es den Wissenschaftsrat beauftragt dies zu prüfen (akkreditieren).
Der Wissenschaftsrat „ist ein sehr angesehenes Beratergremium, aber wie so oft: das Sein bestimmt das Bewusstsein und es sind im Wissenschaftsrat nur wenige, die nicht in staatlichen Einrichtungen lebenslang abgesichert sind. Diese Damen und Herren können sich die Existenzbedingungen privater Hochschulen und den damit verbundenen Finanzierungsfragen eigentlich kaum vorstellen und sind in der Realität eigentlich auch wenig daran interessiert.“ O-Text eines ehemaligen Mitglieds
http://www.dradio.de/cgi-bin/es/neu-campus/7297.html
Bei der Akkreditierung ist folgendes rausgekommen: zum Nachlesen
http://www.dradio.de/cgi-bin/es/neu-campus/7271.html und
http://www.wissenschaftsrat.de/texte/5737-03.pdf
- Die WHL braucht mehr Personal, wenn sie die Master-Studiengänge einführen möchte (die gehen wohl von monatelangen Krankenständen der staatlichen Unis aus)
- Die WHL braucht eine eigene Bibliothek (Schwachsinn)
- Die WHL muss mehr forschen (Schwachsinn)
- Bessere Aktualisierung und Neuerstellung der Lernmaterialien der WHL (na ja, ich kenne nur die von der AKAD-FH und die werden ausreichend aktualisiert. Außer Recht, Steuer und Informatik, aber das ist halt sehr schnelllebig)
- Das Studium an der WHL „lässt weitgehend die für eine Universität charakteristische erkenntnisorientierte und forschungsbezogene Auseinandersetzung mit dem neuesten Diskussionsstand im Fach vermissen“ (keine Ahnung, glaub ich aber nicht)
- Der Master-Studiengang „Intercultural Management“ sollte an der WHL nicht angeboten werden. Interkulturalität und Internationalität sind an einer Hochschule mit nur einer Wissensdisziplin und ohne internationale Einbindung nicht realisierbar. (Na prima. Genau diesen Studiengang wollte ich belegen. Ist übrigens auf der AKAD-Homepage schon gestrichen worden. Das haben wir jetzt davon, dass wir arbeiten und keinen Studentenaustausch mit ausländischen Unis machen können. Selber schuld, dass wir nicht kündigen und auf Kosten der Allgemeinheit studieren)
- „Allein aufgrund der geringen Entwicklung der Forschung ist nach Auffassung des Wissenschaftsrates bisher keine wissenschaftliche Gleichwertigkeit der WHL im Verhältnis zum Maßstab der Universitäten gegeben. Der Wissenschaftsrat spricht sich daher gegen die Verleihung des Promotionsrechts an die WHL zum gegenwärtigen Zeitpunkt aus“ (um einen Doktortitel zu erreichen muss also meine Uni forschen. Wie soll sie aber ohne staatliche Subventionen forschen? Herzlichen Glückwunsch zum Promotions-Monopol)
- „Auf Dauer erscheint eine derartige Konstruktion [WHL ohne Promotionsrecht] hingegen nicht tragfähig, da gerade Doktoranden häufig in einem nicht unerheblichen Teil zu den Forschungsleistungen einer Hochschule beitragen“ (da dürfte Baden-Württemberg aber anderer Meinung sein)
Naja, die Zukunft wird zeigen, wie sich das Ganze entwickelt. Ich bin mir ziemlich sicher, dass es die WHL noch lange geben wird und sie mit gutem Beispiel voran geht. In einigen Jahren wird eine private Uni vielleicht selbstverständlich sein, was allerdings ein Albtraum für die Damen und Herren des Wissenschaftsrates werden dürfte.
Gruß
Peter S.