Was ist eigentlich ein "Fremdsprachenprofi"?

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Reinold Skrabal
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Hallo allerseits,
als Fremdsprachenprofi bezeichne ich jemanden, der idealerweise mindestens zwei Fremdsprachen fließend und verhandlungssicher spricht und schreibt, im Deutschen wie in den Zielsprachen breite und tiefe Fachsprachenkenntnisse am besten in den meistgefragten Fachrichtungen Wirtschaft, Jurisprudenz, Technik und Urkunden hat, über eine praktische Erfahrung von zehn Jahren plus X verfügt und als Freiberufler so viel verdient, dass er/sie mindestens 1000 (tausend) Euro monatlich allein für die Alterssicherung beiseite legen kann. Eine staatliche oder akademische Abschlussprüfung als Nachweis der erworbenen Kenntnisse ist eigentlich nur für die öffentliche Bestellung und die Außenwirkung wichtig, um sich von den Laien zu unterscheiden. Ein Qualitätsnachweis für die Praxis ist ein Diplom noch lange nicht, da sind ganz andere Fertigkeiten erforderlich.

Die Bedeutung der Prüfungsurkunde bzw. des Diploms wird oft überschätzt. Ich kenne einen Exportsachbearbeiter, gelernter Industriekaufmann, mittlere Reife, der seine ursprünglich mageren Englischkenntnisse so perfektioniert hat, dass er alle 3 Wochen in die USA fliegt, dort Verhandlungen führt und Vorträge hält und mehrere englischsprachige Märkte eigenverantwortlich bearbeitet.

Und eine Dame (Deutsche!), die mit mittlerer Reife, ohne jede Berufsausbildung und Fremdsprachenkenntnisse als Kontoristin in einem exportorientierten Großkonzern startete, sich im Selbststudium Italienisch beibrachte, ihre Kenntnisse im Laufe vieler Jahre erweiterte und vertiefte (Wirtschaft + Technik), sich dann als Übersetzerin selbständig machte und schließlich zu einem derart hohen Niveau gelangte, dass sie zum Dolmetschen von Aufsichtsratssitzungen etc. regelmäßig nach Italien eingeflogen wird und schwierige Dokumentationen (Verträge und Bedienungsanleitungen etc.) übersetzt. Auch diese Dame - und insbesondere sie - bezeichne ich als Fremdsprachenprofi. Sie hat bis heute keine einzige Sprpachprüfung abgelegt, ist mit großem wirtschaftlichen Erfolg selbständig und steckt durch ihren Aufstieg in den sprachlichen Olymp jeden Diplominhaber in die Tasche, was die Theoriefuzzis an den Unis eigentlich zur schieren Verzweiflung treiben müsste. Fazit: Klasse vor Masse, Praxis vor Theorie.

Gruß Reinold
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